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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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»Warum hat sie Sie verlassen, Chad? Wegen einem älteren Mann? Erins Chef vielleicht?«
    »Ich weiß nicht, mit wem Erin es hat«, sagte er kurz angebunden. »Und es ist mir auch völlig egal.«
    Er goss das Waschwasser in die Einfahrt und trug den Eimer in die Garage. Ich folgte ihm.
    »Na gut. Vielleicht liege ich ja weit daneben. Vielleicht haben Sie sich über was anderes gestritten«, bot ich an. »Wenn man von Ihrem Kater heute Morgen auf irgendwas schließen kann, sind Sie ein Typ, der gerne feiert. Nach allem, was ich gehört habe, mag Erin es auch gerne ein bisschen wild. Und sie arbeitet im Reiterzentrum, wo mit Drogen nur so um sich geworfen wird. Vielleicht haben Sie sich darüber in Eva Rosens Einfahrt gestritten: über Drogen.«
    Chad knallte den Eimer auf ein Regal, auf dem Autopflegemittel aufgereiht waren wie im Baumarkt. »Sie sind voll daneben, Lady.«
    »Hat sie versucht, Sie aus einem Deal auszuschalten, Chad? Haben Sie deshalb später ihr Auto zerkratzt?«
    »Was wollen Sie von mir?«, knurrte er. »Warum sind Sie hier? Sind Sie dazu berechtigt oder was?«
    Ich stand zu nahe bei ihm. Er wollte ausweichen. »Ich brauche keine Berechtigung«, sagte ich leise, ließ ihn nicht aus den Augen. »Die Art Cop bin ich nicht.«
    Er wusste nicht recht, was das bedeutete, aber es machte ihn nervös. Er legte die Hände auf die Hüften, scharrte mit den Füßen, verschränkte dann die Arme, schaute auf die Straße hinaus.
    »Wo ist Erin?«, fragte ich.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht weiß. Ich hab sie nicht gesehen.«
    »Seit wann? Seit Freitag? Dem Abend, an dem Sie sich mit ihr gestritten haben? Dem Abend, an dem Sie ihr Auto zerkratzt haben?«
    »Davon weiß ich nichts. Reden Sie mit der fetten Kuh, mit der sie arbeitet«, sagte er. »Jill Morone. Die ist völlig durchgeknallt. Fragen Sie die, wo Erin ist. Sie hat Erin vermutlich getötet und aufgegessen.«
    »Woher kennen Sie Jill Morone?«, fragte ich. »Woher wissen Sie etwas von den Leuten, mit denen Erin arbeitet, wenn Sie keine Verbindung zu Erin gehabt haben?«
    Er wurde ganz still und sah aus der Tür.
    Erwischt .Schön zu wissen, dass ich das immer noch konnte.
    »Worüber haben Sie sich am Freitagabend gestritten, Chad?«, fragte ich erneut und wartete geduldig, während er mit der Antwort kämpfte.
    »Ich hab mit ihr Schluss gemacht«, sagte er und wandte sich wieder dem Regal zu. Er nahm ein weißes Baumwolltuch von einem Stapel weißer Baumwolltücher, alle ordentlich gefaltet. »Den Ärger brauch ich nicht.«
    »Das ist doch Quatsch. Man macht nicht mit einem Mädchen Schluss und zerkratzt dann ihr Auto. Das tut man nur, wenn sie diejenige ist, die mit einem Schluss gemacht hat.«
    »Ich hab ihr Auto nicht zerkratzt!«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Tja, das ist Ihr Problem, nicht meins.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit ihr Schluss gemacht haben, Chad. Erin mag durch ihren Auszug zwar mit Bruce und Krystal aus dem Schneider sein, aber Sie konnten Ihren Alten durch die Beziehung mit Erin immer noch unter Druck setzen.«
    »Sie haben keine Ahnung von meiner Familie.«
    »Hab ich nicht?« Ich schaute mich in der Garage um, wo alles seinen Platz hatte und genau an diesem Platz stand. »Ihr alter Herr ist ein engstirniger Kontrollfreak. Alles wird so gemacht, wie er es sagt. Seine Meinung zählt als Einzige. Alle anderen im Haus sind nur dazu da, seine Bedürfnisse zu befriedigen und seine Überlegenheit zu bestätigen. Wie mache ich mich bisher?«
    Chad ging schnaubend zu seinem Wagen und versuchte die Wasserflecken wegzuwischen, die sich bereits auf dem Lack gebildet hatten.
    »Er macht Sie fertig, wenn Sie die Flecken nicht wegkriegen, was, Chad?«, sagte ich, blieb dicht bei ihm. »Bloß keine Flecken auf dem Auto. Was sollen die Nachbarn denken? Und wie entsetzlich, wenn sie das über Sie und Erin rausfinden würden. Welche Schande, es mit der eigenen Stiefschwester zu treiben. Das ist praktisch Inzest. Sie haben wirklich Dads Schwachpunkt gefunden, nicht wahr?«
    »Lady, Sie nerven mich.«
    Ich verschwieg, dass genau das meine Absicht war, und folgte ihm um die Motorhaube herum zur anderen Seite des Wagens. »Sagen Sie mir, was ich wissen will, und ich verschwinde.«
    »Es gibt nichts zu sagen. Ich weiß nicht, wo Erin ist, und es ist mir auch scheißegal.«
    »Ich wette, es ist Ihnen nicht scheißegal, wenn sich die Polizei an Ihre Fersen heftet. Denn vielleicht hat Erins Verschwinden ja mit Drogen zu tun.

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