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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ich für ihn vielleicht tatsächlich verschwunden. Ich hatte seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Soweit ich wusste, hatte ich für ihn aufgehört zu existieren.
    Wenigstens hatte mein Vater mich nicht ins Verderben geführt. Das hatte ich ganz allein fertig gebracht.
    Wenn Bruce Erin an Trey Hughes vermittelt und Hughes sie an Jade weitergereicht hatte und sie über Jade an Van Zandt geraten war, hatte Erin bei ihrem Schicksal kein wirkliches Mitspracherecht gehabt. Die Ironie dabei war, dass sie geglaubt hatte, unabhängig zu werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber je länger sie vermisst wurde, desto größer wurde die Möglichkeit, dass sie am Ende gar kein Leben mehr hätte.
    Als Sean mit Tinos Vorführung fertig war, war Robert Dover zum Reitunterricht gekommen. Sean wechselte das Pferd und überließ es mir, Van Zandt zu verabschieden.
    »Glauben Sie, dass Ihre Kundin aus Virginia interessiert sein könnte?«, fragte ich.
    »Lorinda Carlton?« Er zuckte auf europäische Weise mit den Schultern. »Ich werde ihr das einreden, also wird sie interessiert sein.« Van Zandts Wort zum Sonntag, amen. »Sie ist keine talentierte Reiterin, aber sie hat hunderttausend Dollar zum Ausgeben. Ich muss sie nur davon überzeugen, dass dieses Pferd ihr Schicksal ist, und alle leben glücklich bis in alle Ewigkeit.«
    Außer der Frau, die ein Pferd gekauft hatte, mit dem sie nicht fertig wurde. Dann würde Van Zandt sie davon überzeugen, es zu verkaufen und ein anderes zu kaufen. Er würde beide Male Geld verdienen, und der Kreislauf würde von vorne anfangen.
    »Sie sollten mir Ihre Verkaufsgeheimnisse nicht verraten«, sagte ich. »Sie desillusionieren mich.«
    »Sie sind eine kluge Frau, Elle. Sie kennen sich in der Pferdewelt aus. Das ist ein hartes Geschäft. Die Leute sind nicht immer nett. Aber ich sorge für meine Kunden. Ich bin ihnen gegenüber loyal und erwarte von ihnen, dass sie es mir gegenüber auch sind. Lorinda vertraut mir. Sie hat mir während der Saison ihr Stadthaus überlassen. Sie sehen, wie dankbar meine Freunde mir sind.«
    »So kann man es auch nennen«, sagte ich trocken.
    Erstaunlich. Er hatte gerade zugegeben, dass er diese Frau aus Virginia beschwatzen würde, ein Pferd zu kaufen, das nicht für sie geeignet war, um dadurch eine lukrativere Verbindung zu Sean Avadon aufzubauen, und im nächsten Atemzug sprach er von Loyalität, als sei er das Abbild persönlicher Tugendhaftigkeit.
    »Haben Sie Zeit, heute Abend mit mir essen zu gehen, Elle?«, fragte er. »Ich möchte Sie ins Players ausführen. Wir können über das Pferd reden, das ich für Sie will.«
    Ich fand den Vorschlag abstoßend. Ich war erschöpft, hatte Schmerzen und die Nase gestrichen voll von diesem widerlichen Typ und seinen ständigen Stimmungsumschwüngen. Am liebsten hätte ich es Irina nachgemacht, hätte mich auf ihn gestürzt und ihn mit Fäusten geschlagen, hätte ihm alle Schimpfwörter an den Kopf geworfen, die mir einfielen. Stattdessen sagte ich: »Heute nicht, Z. Ich habe Kopfschmerzen.«
    Wieder sah er gekränkt und wütend aus. »Ich bin kein Ungeheuer. Ich besitze Integrität. Ich habe Charakter. Die Leute in diesem Geschäft werden leicht wütend, verbreiten Gerüchte. Sie sollten es besser wissen, als ihnen zu glauben.«
    Ich hob die Hand. »Stopp. Hören Sie auf, ja? Himmel. Ich bin müde. Mein Kopf tut weh. Ich möchte den Abend im Jacuzzi verbringen und mit niemandem reden. Wie unmöglich das für Sie auch zu verstehen sein mag, es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    Er glaubte mir nicht, aber er schwenkte wenigstens um. Er richtete sich gerader auf und nickte. »Sie werden sehen, Elle Stevens. Ich komme schon noch an Sie ran. Ich mache Sie zum Champion«, sagte er. »Sie werden sehen, was für ein Mann ich bin.«
    Am Ende war das die einzige Prophezeiung, die tatsächlich wahr wurde.

14
    Jill stand vor einem großen Spiegel und trug nichts als Make-up, einen schwarzen Spitzen-BH und einen Tanga. Sie drehte sich hin und her, übte verschiedene Haltungen und Gesichtsausdrücke ein. Scheu, spröde, sexy. Sexy gefiel ihr am besten. Das passte zum BH.
    Der BH war ihr um einige Größen zu klein und schnitt seitlich ein, aber ihre Brüste wirkten dadurch noch größer, was sie toll fand. Wie bei den Frauen in Hustler schienen sie aus den Körbchen zu quellen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Jade sein Gesicht in ihrem Ausschnitt vergrub. Bei dem Gedanken spürte sie ein Kribbeln zwischen den Beinen,

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