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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie wusste genau, wo sie den bekam.
    Sie zog eine durchsichtige weiße Stretchseidenbluse aus dem Kleiderhaufen, den Erin zurückgelassen hatte. Jill hatte sich die Sachen unter den Nagel gerissen. Warum auch nicht? Es war kein Stehlen, wenn die andere einfach verschwand. Sie quälte sich in die Bluse. Selbst mit dem Stretch sperrte das Ding vorne an den Knöpfen. Jill öffnete die ersten drei, worauf Brustansatz und schwarzer BH zu sehen waren. Das half. Und es war sexy. Britney Spears trug so was dauernd. Deshalb hatte Erin die Sachen gekauft. Erin zog sich immer so an: kurze, enge Oberteile und Hosen oder Röcke nur bis zu den Hüften. Und die Kerle konnten die Blicke nicht von ihr lassen – einschließlich Don.
    Jill wühlte in einem anderen Haufen, zog einen lilafarbenen Stretchminirock raus, den sie bei Wal-Mart geklaut hatte. Er war sowieso runtergesetzt gewesen. Der Laden hatte also keine großen Einbußen gehabt. Sie schlüpfte hinein und wand sich, zog und zerrte, bis sie ihn an der richtigen Stelle hatte. Der zu enge Tanga zeichnete sich darunter sichtbar ab, aber sie hielt auch das für eine gute Sache. Das war wie Werbung.
    Zwei große Creolen und eine Kette aus dem Schmuckhaufen, der Erin gehört hatte, dazu Armreifen, die sie bei Bloomingdale’s geklaut hatte, und sie war fertig. Sie quetschte ihre Füße in ein Paar Plateausandalen, griff nach ihrer Handtasche und verließ die Wohnung. Sie würde es allen zeigen, und heute Abend würde sie damit beginnen.
     
    Landry saß an seinem Schreibtisch und kam sich wie ein Idiot vor, scrollte Zeitungsseiten über seinen Computerbildschirm. Freitagabend, und er verbrachte ihn im Büro!
    Daran ist Estes schuld, dachte er finster. Das war zum Mantra seines Tages geworden. Wie ein Dorn war sie ihm unter die Haut geraten, um ihn zu irritieren. Ihretwegen saß er an seinem Schreibtisch und las alte Zeitungsartikel.
    Die Einsatzzentrale war fast leer. Zwei Jungs von der Nachtschicht erledigten Papierkram. Landrys Schicht war längst zu Ende, und die anderen vier, mit denen er zusammenarbeitete, waren nach Hause zu ihren Freundinnen oder zu ihren Ehefrauen und Kindern gegangen, oder sie saßen in ihrer Stammkneipe und meckerten herum, wie Cops das gerne tun.
    Landry versuchte, irgendwas über diese Pferdeleute auszugraben. Weder Jade noch seine Assistentin waren vorbestraft. Die Pferdepflegerin, die angeblich mit Jade bumste, war zweimal wegen Ladendiebstahls und einmal wegen Alkohols am Steuer festgenommen worden. Er hatte gleich gedacht, dass das Mädchen nicht sauber war, und er hatte Recht behalten. Er glaubte nicht, dass sie am Donnerstag mit Jade zusammen gewesen war, aber sie hatte sich veranlasst gefühlt, dem Mann trotzdem ein Alibi zu geben. Landry musste sich fragen, wieso.
    Wusste das Mädchen, dass Jade was mit dem Freilassen von Michael Bernes Pferden zu tun hatte? Hatte sie es selbst getan und sich durch das Alibi für Jade auch gleich selber eins verschafft? Vielleicht hatte Jade sie dazu angestachelt. Er wirkte zu gerissen, so etwas selbst zu tun. Wenn das Mädchen erwischt wurde, konnte er einfach leugnen, etwas davon gewusst zu haben. Er konnte sagen, es sei ein fehlgeleiteter Versuch gewesen, seine Anerkennung zu bekommen.
    Michael Berne war davon überzeugt, dass Jade hinter der Sache steckte. Landry hatte ihn am Nachmittag befragt und das Gefühl gehabt, Berne würde entweder gleich zu weinen oder zu würgen anfangen, während er Don Jade die Schuld an all seinen Problemen im Leben gab. Was hatte Paris Montgomery gesagt? Dass Berne Jade an allem die Schuld gab, außer an seinem mangelnden Talent. Berne schien zu glauben, Jade sei der Antichrist, verantwortlich für alles Böse im Pferdegeschäft.
    Vielleicht lag er damit nicht völlig falsch.
    Estes hatte Landry schon bei ihrem ersten Besuch von Jade erzählt, von den Machenschaften, Pferde zu töten und die Versicherungssumme zu kassieren. Niemand hatte den Kerl dafür haftbar machen können. Jade hatte sich aus allem herausgewunden wie eine mit Fett eingeschmierte Schlange.
    Versicherungsbetrug, das Töten von Pferden – was mochte Erin Seabright darüber wissen, fragte sich Landry. Und warum war sie nicht da, dass er sie fragen konnte?
    Am Nachmittag hatte er die Polizei in Ocala angerufen, um zu sehen, ob man das Mädchen dort ausfindig machen konnte, und er hatte an alle Polizisten in Palm Beach County eine Beschreibung ihres Wagens durchgegeben. Wahrscheinlich war sie wegen eines neuen

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