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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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wissen lassen wollen, wie sie ihn vor den Bullen gerettet hatte. Er hätte angenehm überrascht und beeindruckt von ihrer schnellen Reaktion sein sollen, und dankbar für ihre Loyalität. Und dann wären sie zu ihm gegangen, wo er sie bis zur Bewusstlosigkeit gebumst hätte. Phase eins ihres Plans, Paris loszuwerden.
    Aber alles war schief gelaufen, weil sie nie eine Chance bekam. Die ganze dämliche Welt war gegen sie. Jade war noch nicht da gewesen, als sie ankam, und der Oberkellner hatte sie rauswerfen wollen. Das sah sie an dem Blick, mit dem er sie taxierte, als sei sie eine billige Nutte oder so. Er hatte ihr nicht geglaubt, dass sie mit jemandem verabredet war. Und die Kellnerinnen und der Barkeeper hatten die Köpfe zusammengesteckt und sich über sie lustig gemacht, als sie sich an einen Tisch gesetzt und wie eine Idiotin bei Cola Light gewartet hatte, weil sie ihr auf ihren gefälschten Ausweis keinen Alkohol ausschenken wollten. Dann war der Fiesling Van Zandt aufgetaucht, halb betrunken, und hatte sich einfach zu ihr gesetzt.
    Was für ein Wichser. All die gemeinen, ekligen Sachen, die sie ihn über sie hatte sagen hören, und plötzlich hatte er gemeint, er könne mit ein paar erlogenen Schmeicheleien bei ihr landen und ihr an die Wäsche gehen. Die erste Viertelstunde hatte er den Blick nicht von ihrem Dekolleté abgewandt. Und als sie gesagt hatte, dass sie auf jemand anders wartete, hatte er den Nerv gehabt, beleidigt zu sein. Als hätte sie je Sex mit einem alten Sack wie ihm haben wollen. Was hatte denn das mit den zwei Drinks zu tun, die er ihr spendiert hatte? Das hieß doch nicht, dass sie ihm einen blasen musste, wie er das gewollt hatte. Wenn sie heute Nacht einen Schwanz lutschen würde, dann bestimmt nicht seinen.
    Und dann war Jade endlich hereingekommen und hatte sie mit solchem Widerwillen angesehen, dass sie am liebsten wie ein Stück Glas zersprungen wäre. Seine wütenden Worte hallten in ihren Ohren nach, als hätte er sie angeschrien, wobei er sie in Wirklichkeit in einen stillen Flur hinaus gebeten und seine Stimme nie über einen Flüsterton erhoben hatte.
    »Was denkst du dir eigentlich, hier in diesem Aufzug reinzukommen?«, hatte er sie angeblafft. »Du bist meine Angestellte. Alles, was du in der Öffentlichkeit tust, fällt auf mich zurück.«
    »Aber ich wollte nur –«
    »Ich will nicht, dass das Wort Straßenhure mit meinem Stall in Verbindung gebracht wird.«
    Jill hatte nach Luft geschnappt, als hätte er sie geschlagen. In dem Moment war Michael Berne in den Flur gekommen. Aus dem Augenwinkel hatte sie gesehen, wie er tat, als würde er telefonieren, und sie dabei beobachtete.
    »Ich treffe mich hier mit Kunden«, hatte Jade gezischt. »Ich mache hier Geschäfte.«
    »Ich w-wollte Sie e-einfach nur sehen«, hatte sie gesagt, schluckend, weil ihr die Tränen in die Kehle liefen. »Ich w-wollte Ihnen erzählen –«
    »Was ist los mit dir? Glaubst du, du kannst hier reinkommen und mir den Abend verderben?«
    »A-aber ich muss Ihnen s-sagen – ich weiß von Stellar –«
    »Wenn du mit mir über irgendwas reden willst, tun wir das während der Arbeitszeit im Stall.«
    »A-aber –«
    »Ist hier alles in Ordnung?«, hatte Michael Berne gefragt und sich eingemischt, als ginge ihn die Sache etwas an, dieser dürre, sommersprossige Blödmann.
    »Das betrifft dich nicht, Michael«, hatte Jade gesagt.
    »Die junge Dame scheint verstört zu sein.« Aber als er sie angesehen hatte, wusste Jill, dass es ihn überhaupt nicht interessierte, ob sie verstört war oder nicht. Er hatte sie auf dieselbe Weise angesehen wie jeder andere Mann an diesem Abend – als würde sie sich verkaufen und müsste ihren Preis senken.
    Sie hatte ihn durch einen Tränenschleier angefunkelt und gesagt: »Hauen Sie ab! Wir brauchen Sie weder hier noch sonst wo!«
    Berne hatte sich verzogen. »Du solltest deine Privatangelegenheiten nicht in der Öffentlichkeit austragen, Jade«, hatte er wie ein zickiger Schwuler gesagt. »Das ist wirklich unprofessionell.«
    Jade hatte gewartet, bis Berne außer Sichtweite war, und sich dann wieder an sie gewandt, wütender als zuvor. »Mach, dass du hier rauskommst. Verschwinde, bevor du mich noch mehr in Verlegenheit bringst, als du es bereits getan hast. Wir reden morgen darüber, als Allererstes. Falls ich deinen Anblick überhaupt ertragen kann.«
    Ebenso gut hätte er ihr ein Messer zwischen die Rippen stoßen können. Der Schmerz war genauso tief gegangen.
    Der

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