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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Polizei.«
    »Und was machen wir dann?«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Aber ich denke –«
    »Hat jemand verlangt, dass du denkst?«
    »Nein.«
    »Wer trifft die Entscheidungen in diesem Haus, Krystal?«
    Krystal atmete zitternd ein. »Derjenige, der am besten dazu geeignet ist.«
    »Und wer ist das?«
    »Du.«
    »Danke. Und jetzt überlass es mir. Nimm eine Tablette und geh ins Bett. Heute Abend können wir sowieso nichts mehr unternehmen.«
    »Ja«, sagte Krystal leise. »Ich glaube, das werde ich tun.«
    Molly wusste aus Erfahrung, dass ihre Mutter mehr als eine Tablette nehmen und sie mit Wodka runterspülen würde. Sie würde sich in ihre eigene kleine Welt zurückziehen und so tun, als sei alles in ihrem Leben wunderbar und in Ordnung. Molly war jedoch ganz übel. Alles, was sie gehört hatte, machte ihr Angst. Was hatte Erin denn jetzt wieder angestellt? Irgendwas Schreckliches, wenn Krystal die Polizei rufen wollte.
    »Ich fahr mal eine kleine Runde, damit ich den Kopf frei bekomme«, verkündete Bruce. »Ich hatte einen fürchterlichen Tag. Und jetzt noch das.«
    Molly verhielt sich ganz still, betete, dass sie nicht aus irgendeinem Grund ins Wohnzimmer kommen würden. Sie hörte die Absätze ihrer Mutter auf den Fliesen im Flur. Krystal benutzte immer die Hauptaufgang, weil die Treppe wunderschön war und Krystal immer davon geträumt hatte, in einem schönen Haus zu leben. Bruce ging am Wohnzimmer vorbei zur Küche. Molly blieb, wo sie war, hörte ihn aus der Tür zur Garage gehen. Sie wartete, bis sein Auto ansprang und sich die Garagentür schloss, und dann wartete sie noch ein bisschen länger. Als sich sicher war, dass er nicht zurückkam, kroch sie aus ihrem Versteck und ging in sein Arbeitszimmer.
    Niemandem war erlaubt, das Arbeitszimmer zu betreten, wenn Bruce nicht da war. Er erwartete von allen, dass sie seine Privatsphäre respektierten, obwohl er regelmäßig in die aller anderen eindrang. Das hier war sein Haus, und das ließ er sie alle nie vergessen.
    Molly knipste die Tischlampe an und betrachtete die Bücherregale und die Wände mit den Fotos von Bruce beim Händeschütteln mit wichtigen Leuten, den Preisen, die Bruce für dies und das in Zusammenhang mit seinem Beruf und seinem Dienst an der Allgemeinheit bekommen hatte. Alles in diesem Zimmer stand und lag genau so, wie Bruce es wollte, und er würde merken, wenn etwas auch nur eine Winzigkeit verschoben worden war.
    Molly sah über die Schulter, als sie nach der Fernbedienung für den Fernseher und den Videorecorder griff. Sie drückte auf Play und wartete, war so nervös, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    Der Film fing ohne Vorspann oder Titel an. Ein Mädchen stand neben einem Tor auf einer abgelegenen Straße. Erin. Molly sah entsetzt, wie ein Kleinbus ankam, ein maskierter Mann heraussprang, Erin packte und in den Bus warf.
    Eine seltsame, mechanische Stimme kam aus dem Lautsprecher: »Wir haben Ihre Tochter. Rufen Sie nicht die Polizei –«
    Tränen verschmierten Mollys Brille, sie drückte auf Stopp, dann auf Eject, kletterte auf einen Stuhl und holte das Video aus dem Recorder. Sie wollte laut losheulen. Sie wollte sich übergeben. Sie tat beides nicht.
    Mit dem Video fest an sich gedrückt, rannte sie durchs Haus zum Wäscheraum und riss ihre Jacke vom Haken. Sie wickelte das Video in die Jacke und band sie sich um die Taille. Sie zitterte so sehr, dass sie nicht wusste, ob sie die Kraft haben würde, das zu tun, was sie tun musste. Sie wusste nur, dass sie es versuchen musste.
    Sie öffnete die Garagentür, stieg auf ihr Fahrrad und radelte davon, trat so fest in die Pedale, wie sie konnte, und verschwand in der Nacht.

16
    Trotz der Tatsache, dass mich jeder Polizeibeamte in Palm Beach County hasste, hatte ich immer noch meine Verbindungen. Ich rief einen FBI-Agenten aus dem Büro in West Palm an, den ich kannte. Armedgian und ein anderer Agent hatten mit dem Drogendezernat bei einem Fall zusammengearbeitet, bei dem es um Heroindealer in West Palm Beach und eine Verbindung in Frankreich ging. Armedgian hatte die Zusammenarbeit unserer jeweiligen Büros, die FBI-Verbindung in Paris, die französischen Beamten und Interpol koordiniert. Der Fall hatte uns sechs Monate in Atem gehalten, und in dieser Zeit war Armedgian nicht nur eine Kontaktperson, sondern ein Freund geworden – die Art Freund, den ich anrufen und um Informationen bitten konnte.
    Ich rief ihn erst spät an und machte mich ihm wieder bekannt. Ich bin’s

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