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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Hand.
    Er blinzelte und grinste. »Ich kenne Sie!«
    »Nicht richtig«, erinnerte ich ihn. »Gehören Sie zum Tatort?«
    »Schätzchen, ich bin ein wandelnder Tatort. Was ist hier los? Man kommt sich ja vor wie in einem Leichenschauhaus.«
    »Tja, das muss wohl an dem Mord liegen.«
    »Aber das ist Tage her.«
    »Was ist Tage her?«
    Seine Gedanken stolperten in seinem vom Bier vernebelten Hirn übereinander. »Ich glaube, mir ist was entgangen.«
    »Ich glaube, mir ist was entgangen, wenn schon vor Tagen ein Mord passiert ist. Von wem reden Sie? Erin?«
    »Erin ist tot?«
    Ich duckte mich unter dem Band hindurch und setzte mich ihm gegenüber. »Wer steht am ersten?«
    »Was?«
    »Wer ist am zweiten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Am dritten Base.«
    Hughes warf den Kopf zurück und lachte. »Gott, ich muss betrunken sein.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte ich trocken.
    »Sie sind mir ja eine ganz Flinke. Ellie, richtig?«
    »So ähnlich.«
    Er nahm einen Zug aus seiner Zigarette und schnippte Asche auf den Boden. Wahrscheinlich war es ihm nie in den Sinn gekommen, dass er damit in einem Zelt voller Pferde ein Feuer auslösen konnte. »Also, wer ist tot?«, fragte er.
    »Jill.«
    Er setzte sich auf, wurde plötzlich nüchtern – so weit er das konnte. »Sie machen Witze, oder?«
    »Nein. Sie ist tot.«
    »Woran ist sie gestorben? Gemeinheit oder Hässlichkeit?«
    »Sie sind eine Seele von Mensch.«
    »Blödsinn. Sie haben sie hier ja nie erlebt. Ist sie wirklich tot?«
    »Jemand hat sie ermordet. Ihre Leiche wurde heute Morgen bei Stall vierzig gefunden.«
    »Großer Gott«, murmelte er, fuhr sich mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, durchs Haar. Trotz seiner Bemerkungen wirkte er verstört.
    »Bisher hat noch niemand sie vermisst«, sagte ich. »Armes Ding. Ich hörte, sie war heiß auf Don. Vielleicht wird er sie vermissen.«
    »Das glaube ich kaum.« Hughes legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Er hätte sie schon längst beseitigt, wenn er gewusst hätte, wie leicht das geht.«
    »Sie hat Schwierigkeiten gemacht?«
    »Sie hatte eine große Klappe und ein zu kleines Hirn.«
    »Keine gute Kombination in diesem Geschäft«, meinte ich. »Ich hab gehört, sie sei gestern Abend im Players gewesen und soll gesagt haben, sie wisse was über Stellar.«
    Ein trübes blaues Auge versuchte sich auf mich zu richten. »Was könnte sie wissen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Was gibt’s da zu wissen?«
    »Keine Ahnung. Ich erfahre alles immer als Letzter.«
    »Seien Sie froh, sonst könnte es Ihnen am Ende noch so gehen wie Jill.«
    »Jemand hat sie umgebracht«, wiederholte er, mehr zu sich selbst. Er beugte sich vor, drückte die Zigarette mit der Stiefelspitze aus und blieb mit gesenktem Kopf und zwischen den Knien baumelnden Hände sitzen, als wartete er darauf, dass sein Übelkeitsgefühl abebbte.
    »Die Polizei verhört Don«, berichtete ich. »Glauben Sie, er könnte jemanden umbringen?«
    Ich erwartete eine rasche Verneinung. Stattdessen schwieg er so lange, dass ich schon meinte, er sei in völlige Starre verfallen. Schließlich sagte er: »Menschen bringen die gottverdammtesten Dinge fertig, Ellie. Man weiß es nie. Man weiß es einfach nie.«
     
    Paris Montgomery sah ihn mit ihren großen braunen Augen strahlend an. Kein Reh im Scheinwerferlicht, dachte Landry. Der Ausdruck deutete eher auf Konzentration als auf Furcht. Sie hatte sich das Haar gebürstet und Lippenstift aufgelegt, während er Jade verhört hatte.
    »Wann haben Sie Jill gestern zum letzten Mal gesehen?«, fragte er.
    »Gegen sechs. Sie maulte darüber, so lange dableiben zu müssen. Den ganzen Tag lang hatte sie Andeutungen fallen lassen, dass sie am Abend was Großes vorhabe.«
    »Haben Sie sie danach gefragt?«
    »Nein. Ich rede nicht gern schlecht über Tote, aber ich muss zugeben, dass ich das Mädchen nicht mochte. Sie war eingebildet und hochnäsig und log dauernd.«
    »Worüber?«
    »Über alles. Dass sie eine Arbeit verrichtet hatte, dass sie alle möglichen Leute kannte, dass sie bei berühmten Reitlehrern Unterricht gehabt hatte, dass sie all diese Freunde hatte …«
    »Hat sie die Namen dieser Freunde genannt?«
    »Ich wollte nichts davon hören. Ich wusste, dass es nicht stimmte«, erwiderte Paris. »Es war alles so abartig und erbärmlich. Ich hab nach einem Ersatz für sie gesucht, aber es ist schwer, gute Pferdepfleger zu finden, wenn die Saison begonnen hat.«
    »Sie ist also gegen sechs gegangen. Haben

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