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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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gegen drei verlassen. Ich hatte Migräne.«
    »Und mit Erin schien alles in Ordnung, als Sie mit ihr gesprochen haben?«
    Sie wollte schon antworten, hielt aber inne und überlegte. »Wissen Sie, in der letzten Woche oder so wirkte sie beunruhigt. Kummer mit Jungs. Sie hatte sich von jemand in ihrem Alter getrennt und einen anderen im Auge. Ich weiß nicht, wen. Jemand, der kein Kind war, sagte sie. Dann wurde ihr Auto zerkratzt. Darüber war sie ziemlich verärgert. Ich wette, es war Jill. Sie war furchtbar eifersüchtig auf Erin.«
    Wieder unterbrach sie sich, schaute verwirrt. »Warum fragen Sie nach Erin?«
    »Sie scheint vermisst zu werden.«
    »Also, ich glaube, sie wollte nach Ocala –«
    »Nein. Dort ist sie nicht.«
    Die großen braunen Augen blinzelten. »Oh, mein Gott«, sagte sie leise. »Sie glauben doch nicht – oh, mein Gott.«
    Landry schob ihr eine Visitenkarte zu und stand auf. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ms. Montgomery. Bitte rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch irgendwas dazu einfällt.«
    »Wir sind fertig?«
    »Für den Augenblick ja«, erwiderte Landry und ging zur Tür. »Ich möchte Sie bitten, mir noch die Telefonnummer der nächsten Verwandten von Ms. Morone durchzugeben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ach ja – und die Nummer von einer Susannah Atwood und dem Rest Ihrer Kunden, aber vor allem die von Ms. Atwood.«
    »Susannah? Warum Susannah?«
    »Scheint so, als hätte Mr. Jade gestern Abend nach ihr gesehen, statt nach den Pferden«, gab er zurück, neugierig auf ihre Reaktion. Er rechnete mit Eifersucht. Er wurde enttäuscht.
    Paris hob die Augenbrauen. »Don und Susannah?«, fragte sie mit amüsiert hochgezogenem Mundwinkel. »Ich lerne doch jeden Tag noch was dazu.«
    »Ich hätte gedacht, es sei schwierig, in einer so kleinen Welt ein Geheimnis zu bewahren.«
    »Ach, Sie würden sich wundern, Detective Landry.« Sie stand zu nahe bei ihm, ihre Hand direkt unter seiner am Türrahmen. »Zwei Dinge sind in der Pferdewelt allgemein verbreitet: Geheimnisse und Lügen. Es kommt darauf an zu wissen, was das eine und was das andere ist.«

24
    Menschen bringen die gottverdammtesten Dinge fertig.
    Weise Worte von Monte Hughes III. Vielleicht gab es ja doch noch ein Quäntchen Substanz in diesem egozentrischen, alkoholgetränkten Narzissten. Irgendwas lauerte sicherlich unter seiner abgenutzten Oberfläche, etwas, das den Nebel weit genug durchdrungen hatte, um Hughes zu beunruhigen.
    »… das muss wohl an dem Mord liegen «
    » Aber das ist Tage her .«
    Ich musste annehmen, dass er Stellar meinte, und somit zugab, dass das Pferd umgebracht worden war. Doch gleichzeitig wurde ich das Bild von Jill Morones Leiche nicht los. Die Verbindung zwischen Jill und Erin beunruhigte mich. Wenn die eine ermordet werden konnte, warum dann nicht die andere?
    Ich fand es schrecklich, dass all das in der Welt passierte, die einst meine Zuflucht gewesen war. Aber Menschen sind Menschen. Die Umgebung ändert nichts an grundlegenden menschlichen Gefühlen – Eifersucht, Habgier, Wollust, Wut, Neid. Die Akteure in diesem Drama hätten von dieser speziellen Bühne genommen und auf eine andere gestellt werden können. Das Stück wäre dasselbe geblieben.
    Ich verließ Trey Hughes und machte mich auf die Suche nach der einen Person, die bisher niemand befragt hatte und von der ich annahm, dass sie etwas Wichtiges beizutragen hatte. Die eine Person, die in Jades Stall ständig anwesend, aber praktisch unsichtbar war: Javier.
    Seine Unfähigkeit, Englisch zu sprechen, machte ihn weder blind noch taub oder dumm, verlieh ihm aber Anonymität. Wer weiß, was er von Jades Angestellten und Kunden alles mitgekriegt hatte. Niemand achtete auf ihn, er wurde lediglich herumkommandiert.
    Aber Javier war verschwunden, als Landry durch den Stallgang gekommen war, und ich konnte ihn nicht finden. Die Latino-Arbeiter in den umliegenden Ställen hatten einer gut angezogenen Frau, die Fragen stellte, nichts zu sagen, auch wenn sie ihre Sprache beherrschte.
    Ich wusste nicht recht weiter. Zum ersten Mal an diesem Tag gestand ich mir selbst ein, dass ich mir wünschte, noch meine Dienstmarke zu haben und in einem Vernehmungsraum zu sitzen, um bei den Menschen, die Jill Morone gekannt und abgelehnt hatten, die Knöpfe zu drücken und die Fäden zu ziehen. Menschen, die Erin Seabright gekannt hatten und vielleicht über ihren Aufenthaltsort Bescheid wussten. Ich kannte diese Leute und verstand sie auf eine Weise,

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