Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
in der Nähe Schiefer. Da war jemand auf dem Dach über ihm! Er fuhr herum. Die Gestalt seines Schattenbruders saß in einem der Fenster.
    » Es war weise von dir, das Versteck zu wechseln, Bruder.«
    » Verspottest du mich?«
    » Nein, es war wirklich klug, vor allem im Vergleich zu deinem Ausflug, mit dem du die halbe Stadt in Aufruhr versetzt hast.«
    » Du weißt davon?«
    » Man redet in den Straßen über nichts anderes. Du hast wirklich alles vergessen, was unsere Bruderschaft uns gelehrt hat.«
    » Und bist du jetzt gekommen, um mich daran zu erinnern – oder um mich zu töten?«
    Der Hüne blieb im leeren Fensterrahmen sitzen. » Wenn ich dich umbringen wollte, Bruder, wärst du schon tot. Allerdings ist es auch nicht meine Sache, dir Dinge zu erklären, die du eigentlich wissen solltest. Aber ich bringe dich zu jemandem, der dir alle deine Fragen beantworten wird. Komm jetzt, es ist spät, und wir haben noch viel zu tun.«
    » Eines noch, Bruder, da war ein Mädchen, Ela, sie hat mir geholfen. Hast du etwas von ihr gehört? Die Soldaten waren auch hinter ihr her.«
    Der Hüne schüttelte den Kopf.
    Sie verließen das Versteck und gingen zurück zu dem eingestürzten Haus, in dem der Zugang zu den Tunneln lag.
    » Du willst zurück in die Tunnel?«, fragte er überrascht.
    » Da die halbe Stadt dich sucht, wäre es nicht sehr klug, auf der Straße zu wandeln, oder?«
    » Und Narok und seine Männer?«
    Der Hüne zuckte mit den Achseln. » Die sollten uns besser aus dem Weg gehen. Es war ohnehin ein Fehler, sie nicht gleich alle zu töten, allerdings war ich auch nicht vorbereitet, und wie du eigentlich wissen solltest, vermeiden wir Kämpfe, deren Ausgang ungewiss ist.«
    Sie räumten die Dachbalken, mit denen sie den Eingang verriegelt hatten, vorsichtig und leise zur Seite. Dann öffneten sie die Falltür. Der Namenlose blickte mit gemischten Gefühlen in das schwarze Loch zu seinen Füßen.
    Der Hüne gab ihm einen Klaps auf die Schulter. » Kopf hoch, bald wirst du es verstehen.« Dann stieg er hinab in die Finsternis, und der Namenlose folgte ihm. Nachdem er die Klappe geschlossen hatte, war es stockdunkel, und er konnte die Sprossen nur ertasten. Er hörte ein leises Murmeln, und plötzlich zuckte ein bleicher Lichtstrahl auf. In der Hand seines Schattenbruders lag ein schwach leuchtender Kristall. » Wenn du dein Gedächtnis nicht verloren hättest, könntest du das auch, Bruder«, sagte der Hüne grinsend. » Auch wir Schatten brauchen gelegentlich ein wenig Licht.«
    Ein wenig traf es ganz gut, denn der Kristall gab so wenig Licht ab, dass der Namenlose kaum etwas erkennen konnte. Aber es genügte, um dem Stollen zu folgen, und allmählich gewöhnten sich seine Augen an das fahle Zwielicht.
    » Kennst du dich hier unten aus?«
    Der Hüne schüttelte den Kopf. » Kaum mehr als du, aber ich vergesse so schnell keinen Weg, den ich einmal gegangen bin, also werde ich uns dahin zurückbringen, wo wir in diese Gänge eingestiegen sind. Von da ist es nicht mehr weit.«
    » Weit? Wohin?«
    » Warte doch ab.«
    Er seufzte und folgte dem Hünen durch die Dunkelheit. Es ging um Ecken, Windungen und durch endlose Gänge. Endlich erkannte er den unterirdischen Wasserlauf wieder, durch den er mit Habin gewatet war. Es schwammen immer noch blinde Fische darin. Hier waren sie auch jenem seltsamen Wesen begegnet, das Habin so gefürchtet hatte. Ob sein Schattenbruder es auch gesehen hatte? Er würde ihn bei Gelegenheit fragen. Sie kletterten den schmalen Aufgang hinauf und gingen weiter. Noch hatten sie keine Spur von Narok oder seinen Männern gesehen. Sie waren dennoch vorsichtig, und er begriff, dass selbst sein Begleiter nicht sicher war, ob er eine in der Finsternis lauernde Gefahr rechtzeitig wahrnehmen würde.
    Der Hüne blieb plötzlich stehen und schloss die Hand um den Kristall. Es wurde sofort stockfinster. » Hörst du das?«, fragte er.
    Sie lauschten. Es knirschte, als würde Stein auf Stein gerieben. Dann knackte es im Fels, einmal, zweimal. Dann wieder Stille. Sie warteten, und der Namenlose wagte kaum zu atmen. Endlich flackerte der Kristall wieder auf. » Es war wohl nichts«, murmelte der Hüne, aber er zog sein Messer und behielt es auch in der Hand, als sie weiterschlichen. Sie erreichten die nächste Abzweigung und blieben stehen.
    » Was ist?«
    » Still doch!« Der Schattenbruder starrte in einen kurzen Stollen. » Nein, nichts. Ich dachte nur wieder, ich hätte etwas gehört, und ich

Weitere Kostenlose Bücher