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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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könnte schwören, dass dieser Gang viel länger war, als ich heute Nachmittag hier durchgekommen bin. Allerdings hatte ich da keinen Kristall und habe nur gehört, aber fast nichts gesehen. Die Nacht spielt wohl meinen Sinnen Streiche«, murmelte er.
    » Aber das ist auch nicht unser Weg, oder?«, fragte der Namenlose, dem erst jetzt bewusst wurde, dass sein Begleiter den Weg beim ersten Mal in beinahe völliger Dunkelheit zurückgelegt haben musste.
    » Nein, Hoheit, wir kamen aus der anderen Richtung, aber dennoch …«
    » Hoheit?«
    Der Hüne grinste ihn an. » Die Macht der Gewohnheit. Damit hatte ich schon im Palast deines Vaters meine Schwierigkeiten, Bruder. Doch komm jetzt. Wir sind fast am Ausgang.«
    Köhler Grams starrte dem bleichen Licht hinterher, in dem die Schatten der beiden Männer über die Tunnelwand geglitten waren. Als sie um die nächste Ecke verschwunden waren und er auch ihre leisen Schritte nicht mehr hören konnte, wiederholte er das Wort für sich. » Hoheit? Der?«
    Die grünliche Laterne leuchtete wieder auf. Grams blickte hinunter zum Mahr, der ihn festgehalten hatte, als er sich durch die Wand auf Anuq hatte stürzen wollen, den Mann, der seine Tochter in Gefahr gebracht hatte. Heiram Grams hatte sich immer für einen starken Menschen gehalten; war er nicht seinerzeit sogar der beste Ringer der Stadt gewesen? Aber Marberic hatte ihn festgehalten, als sei er ein kleines Kind, das vergeblich an der Hand seines viel stärkeren Vaters zerrte.
    » Warum hast du das Licht gelöscht? Ich dachte, von der anderen Seite sieht diese unsichtbare Wand aus wie harter Fels.«
    » Kein richtiger Steinzauber. Wird nicht lange bestehen. Hatte nicht genug Zeit, mit dem Fels zu reden.« Der Mahr sah wieder klein und schwach aus, und er kratzte sich verlegen an seinem schütteren schwarzen Bart.
    » Das heißt, die da hätten uns sehen können?«
    » Das Licht vielleicht.«
    » Steinzauber«, murmelte Grams.
    » Menschen«, sagte Marberic missmutig und begann, in seiner Tasche zu kramen.
    » Was hast du?«
    » Hier gehen Menschen. Ich rieche sie. Sie laufen durch unsere alten Gänge. Pissen in die Gänge, ins Wasser. Es stinkt nach ihnen. Überall.«
    » Und?«
    » Ich muss es den anderen sagen.«
    » Du willst zurück?«, fragte Grams überrascht.
    » Nein. Ich sage es dem Stein. Der Stein sagt es den anderen.« Mit diesen Worten zog er ein kurzes, schwarzes Rohr aus der Tasche und begann, die Wand abzutasten.
    Grams, der dem Mahr wieder einmal nicht folgen konnte, sah fasziniert zu.
    Marberic hielt an einer Stelle inne, die sich für den Köhler in nichts von anderen Stellen im Fels unterschied, setzte das Rohr an und begann, hineinzuflüstern. Es klang hart, rau, fremd – fast wie das Knirschen von Kieseln. Eine ganze Weile sprach Marberic in das Rohr, dann war er fertig.
    » War das eure Sprache?«, fragte Grams beeindruckt.
    Der Mahr zuckte mit den Schultern. » Viel genauer und … fester als Menschensprache.«
    » Fester?«
    » Menschen – sie ändern ihre Worte immer. Mal sagen sie das eine, dann etwas anderes. Wenn einer von uns etwas sagt, dann bleibt es. In Worten, in Gedanken.«
    Der Köhler nickte, weil er ungefähr ahnte, was der Mahr meinte. » Und jetzt?«, fragte er.
    » Wir können weiter, doch weiß ich den genauen Weg nicht.«
    » Augenblick. Ich dachte, ihr hättet all diese Gänge gebaut und dann irgendwie … verschenkt.«
    » Das ist lange her. Und der eigentliche Weg ist versperrt. Aber es muss andere geben, bis in die Torburg.«
    » Burg Atgath?«
    » Ja, Torburg. Deshalb frage ich die anderen.«
    » Meine Tochter ist dort.«
    » Ich weiß, aber ich weiß dennoch den Weg nicht sicher.«
    Grams seufzte. Die ganze Zeit hatte ihn der Gedanke aufrecht gehalten, dass er zur Rettung seiner Tochter eilte, auch wenn er keinerlei Vorstellung hatte, was er denn tun würde, wenn er sie gefunden hatte. Jetzt fühlte er sich schwach. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und auch nichts getrunken.
    » Aber es muss andere Zugänge geben, oder? Ich meine, in die Stadt«, sagte er nach einer Weile.
    Der Mahr sah ihn nachdenklich an.
    » Diese Männer da, die müssen doch irgendwo hier heruntergekommen sein.«
    » Nicht von uns.«
    » Meinetwegen – aber es muss Tore oder Pforten oder sonstwas geben. Und so etwas sollten wir suchen.«
    » Wozu?«
    » Meine Tochter, ich muss wissen, wie es ihr geht. Ich könnte mich in der Stadt unauffällig umhören.«
    Marberic bedachte ihn mit einem

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