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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Vater und Ehemann? Du hast wirklich alles vergessen! Weißt du, wie viele Frauen in seinem Haus leben? Es mögen um die hundert sein, die mit ihm vermählt wurden, einige haben ihn noch nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, andere, weniger glückliche, sehen ihn viel öfter, als sie wollen, bis endlich die Schwangerschaft ihnen seine Gesellschaft erspart. Über dreißig Kinder haben ihm seine Frauen schon geschenkt, und immer noch ist es nicht genug. Die Frauen, die ihm einen Sohn gebären, haben neue Leiden zu erdulden, denn er erlaubt ihnen nicht, sie selbst aufzuziehen, wie es die Natur vorgesehen hat. Nein, die Söhne werden zu Meistern gegeben, ausgebildet zu seinem Nutzen, so wie du, Sahif, und die Töchter sind nur dazu da, um an andere Fürsten verkauft oder verschenkt zu werden. Unserem Vater gefiel es zum Beispiel, mich an einen Baron dieses Landes zu verheiraten, als ein Unterpfand für gewisse Handelsverträge. So ist er, der große Padischah, er benutzt seine Kinder, wie es ihm gefällt. Er macht sie zu Mördern, oder er verkauft sie, je nachdem, was ihm nutzt. Mich hat er, wenn du so willst, für ein paar Sack Pfeffer verkauft.«
    Shahila wurde wütend, sie redete sich in Rage. Sie wusste, das war nicht klug, aber sie konnte nicht aufhören, all der angesammelte Zorn brach aus ihr heraus: » Dich hat er den Schatten übergeben, obwohl deine Mutter ihn auf ihren Knien anflehte, dich nicht fortzuschicken. Er hat ihr das Herz gebrochen. Und meine eigene Mutter? Die kluge Nilami, so nannte man sie voller Achtung und Liebe, denn sie war schön und gebildet. Sie war lange die Favoritin unseres Vaters, doch dann kam eine jüngere, schönere, und er schickte meine Mutter fort, von einem Tag auf den anderen. Als sie aber in ihrer verzweifelten, unvernünftigen Liebe zu ihm Widerworte gab, da ließ er sie auspeitschen, auf dem größten Platz des Palastes, und alle mussten zusehen, auch ich, die ich doch noch ein Kind war.«
    Die Erinnerung war stark, und für einen Augenblick hatte Shahila das Bild ihrer Mutter vor Augen, wie sie halbtot an dem Pfahl zusammengesunken war. Sie fühlte, dass es sie fast überwältigte, atmete tief durch, sammelte sich, und erst dann fuhr sie fort: » Dann verbannte er sie in einen lichtlosen Kerker, tief unter dem Palast, und ich habe sie nie wiedergesehen. Du siehst, ein besonders zärtlicher Ehemann ist er nicht. Und ein liebender Vater? Dich hat er fortgeschickt zu den Schatten, auf dass du, ausgebildet zum herzlosen Mörder, ihn beschützen mögest . Und ich? Prinzen mächtiger Reiche kamen und haben um meine Hand angehalten, aber er verheiratete mich an diesen Baron, einen ganz und gar unbedeutenden Mann, den ich vor der Hochzeit nicht einmal zu Gesicht bekommen habe. Ich war eine Prinzessin des größten Reiches der Welt und bin nun die Herrin einer winzigen Baronie, eines armseligen Küstenstreifens landgewordener Armut, auf dem mehr Schafe als Menschen leben, und wo es so kalt ist, dass es mich sogar im Sommer friert. Aber selbst dieses harte Land ist wärmer als die Liebe unseres Vaters.«
    Sie merkte erst jetzt, dass sie die Fingernägel in den Arm ihres Bruders gegraben hatte, und ließ ihn los, erschrocken über sich selbst. Sie sah seinen Blick. Mitgefühl. Er, der Schatten, zeigte Mitgefühl!
    » Ich verstehe allmählich, warum wir uns verbündet haben«, sagte er langsam.
    Sie sammelte sich und legte ihm die Hand dieses Mal sanft auf den Arm. » Noch verstehst du es nicht ganz, Sahif, denn es war nicht die Kälte unseres Vaters, die dich zu mir führte, sondern die Liebe einer Frau.«
    Heiram Grams suchte zum dritten Mal in seinen Taschen nach den Groschen, die er dort ganz sicher bei sich führte. Vor ihm stand der Wirt der Riesenbuche mit einem Krug in der Hand, und der weiße Bierschaum floss auf einer Seite leicht über. Das Wirtshaus lag unweit der Burg, und es war keines, in dem der Köhler für gewöhnlich verkehrte: » Ich finde sie nicht, aber ich weiß, dass ich die Groschen habe. Stellt doch einstweilen den Krug ab, Freund. Ihr kennt mich und wisst, dass Köhler Grams seine Schulden immer bezahlt.«
    » Ich kenne Euch zwar, Köhler, jedoch nicht gut genug, um Euch einen weiteren Krug auf Pump zu geben. Bezahlt die anderen acht, und dann sehen wir weiter.«
    » Acht?« Grams blinzelte den Wirt an. » Die Höllen mögen mich verschlingen, wenn es mehr als drei waren.«
    » Dann sollte ich wohl einen Schritt zur Seite tun, damit ich nicht mit

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