Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
als hätte er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen.
» Nun, Liebste, hast du dich entschieden?«, fragte Beleran.
» Ich denke, ich werde in der Burg bleiben, Liebster. Es ist recht kalt dort draußen, und ich muss sagen, dass mich diese barbarischen Ring- und Faustkämpfe nicht sehr reizen.«
Wieder gähnte Beleran und starrte gedankenverloren über die Tafel. Dann sagte er: » Ich verstehe. Es geht wirklich etwas rau zu, aber ich erinnere mich, dass die Frauen von Atgath durchaus Vergnügen daran fanden, die stärksten Männer der Gegend beim Kampf zu sehen.«
» Ich bin nicht aus Atgath, Liebster.«
» Natürlich«, murmelte Beleran. » Und die Rennen? Gegen Abend werden die Vertreter der Zünfte im Rennen gegeneinander antreten.«
» Ein Pferderennen?«
» Nein, die Rennen sind etwas anderer Art«, sagte Beleran lächelnd. » Habe ich dir nie davon erzählt? Was ist mit Euch, Hauptmann, werdet Ihr mich begleiten? Die Faustkämpfe sollten Euch doch zusagen.«
» Gewiss, Herr. Doch weiß ich nicht, ob die Baronin mich heute entbehren kann.«
» Liebste?«
» Es wäre mir lieb, Almisan in meiner Nähe zu wissen. Du weißt, dieser Schatten, er ist immer noch auf freiem Fuß.«
» Ach, ja. Das hatte ich beinahe vergessen«, meinte Beleran.
Shahila fragte sich, wie man so etwas vergessen konnte, andererseits passte es zu ihrem Gemahl, der oft etwas weltfremd wirkte. » Auch du solltest einige unserer Männer mitnehmen, denn ich hätte keine ruhige Minute, wenn ich dich dort draußen ohne Schutz wüsste, Liebster.«
» Ach, ja. Schutz. Ich nehme an, wenigstens die Einheimischen werden vor unseren Bergkriegern Angst haben.« Beleran streckte sich, stand auf und sagte: » Ich werde versuchen, meinen Bruder zu sehen. Vielleicht will er mich heute empfangen. Und vielleicht gibt es auch Nachricht von Gajan und Olan. Sie müssten doch bald eintreffen.«
» Da du es erwähnst, Liebster, kommt es dir nicht auch eigenartig vor, wie Meister Quent deinen Bruder vertritt?«, fragte Shahila.
» Was meinst du?«
» Es ist vermutlich nichts, aber es scheint doch fast, als würde Quent verhindern wollen, dass wir deinen Bruder Hado treffen. Und ganz sicher ist er es, und nicht Hado, der in dieser Stadt das Sagen hat.«
» Quent? Nein, Liebste, da irrst du dich. Der Alte ist froh, wenn man ihn in Ruhe nach seinen Sternen schauen lässt. Er zeigt es zwar nicht, aber ich glaube, das Alter macht ihm allmählich zu schaffen. Und mein Bruder ist doch schon seit einigen Jahren krank. Es scheint nur, dass es schlimmer geworden ist.«
» Du hast vermutlich Recht, Liebster, es sind nur die Gedanken einer Fremden.«
» Fremd? Aber du bist mein Leben, Shahila, und da du für mich keine Fremde bist, bist du es auch nicht für die Menschen von Atgath.« Er gähnte wieder und ging dann endlich hinüber ins Schlafgemach, um sich für seinen Gang in die Stadt anzukleiden.
» Er ist nicht so leicht gegen Quent aufzubringen, scheint mir«, sagte Almisan, als der Baron gegangen war.
» Auf ihn kommt es letztlich auch nicht an, aber ich will dennoch wenigstens versuchen, Zweifel zu säen. Umso eher wird er uns später glauben. Aber reden wir nicht über Beleran. Hast du eine Spur … des Schattens gefunden?«, fragte sie vorsichtig.
» Ich hatte sie, aber ich habe sie auf höchst ungewöhnliche Art verloren.« Und dann berichtete er von dem geheimen Zugang zu den unterirdischen Stollen, der über Nacht verschwunden war. » Ich habe so etwas noch nie gesehen, Hoheit. Ich hob die Platte, und darunter war nichts als Fels.«
» Magie?«
» Ich finde keine andere Erklärung, doch weiß ich nicht, wer diesen mächtigen Zauber gewoben haben soll. Euer Bruder war es ganz sicher nicht. Es muss ein Meister gewesen sein, ein sehr starker Meister.«
» Hamoch?«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf. » Ich würde es vielleicht Quent zutrauen, doch der war die ganze Nacht auf dem Nordturm mit seinen Sternen beschäftigt, und nach allem, was ich über die Schule des Odems weiß, beschäftigt sie sich auch nicht mit Steinen.«
Shahila dachte nach. Sahif war es ganz sicher nicht gewesen, da teilte sie Almisans Einschätzung, denn ein Zauber der beschriebenen Art überstieg seine Fähigkeiten bei Weitem. Wenn es aber auch Hamoch oder Quent nicht waren, blieb eigentlich nur eine Möglichkeit übrig: » Sollte etwa noch ein Zauberer in der Stadt sein?« Der Gedanke gefiel ihr nicht.
Almisan nickte. » Ich habe da auch schon einen Verdacht, Hoheit, denn
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