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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Haare auf den ersten Blick vermuten ließen.
    » Seid Ihr nun der neue Verwalter, oder nicht?«
    » Anotan Ordeg, zu Euren Diensten, Euer Gnaden. Bislang zweiter Verwalter von Atgath, und nun, durch traurige Umstände …«
    » Die Umstände sind mir bestens bekannt, Ordeg. Ich bin auf der Suche nach den Kopien von gewissen Einladungen, die von hier aus versandt wurden, beziehungsweise den Antwortschreiben, die eingegangen sein müssen, und zwar von den Prinzen Gajan, Olan und Beleran.«
    » Schreiben der Prinzen, jawohl, Euer Gnaden«, antwortete der Verwalter. » Diese Art der Korrespondenz lief ausschließlich über den Tisch des so tragisch abberufenen Apei Ludgar.«
    » Aber Ihr seid imstande, sie zu finden?«
    » Sehr wohl, auch wenn er eine etwas eigenwillige Ordnung pflegte, Euer Gnaden.«
    » Seid Ihr nun fähig, mir die Schreiben zu geben, oder nicht, Ordeg?«, fragte Quent mit schnell wachsender Ungeduld.
    » Sehr wohl, Euer Gnaden«, rief der Verwalter und eilte zu einem Tisch im hinteren Bereich der Kammer.
    Quent folgte ihm. Lange Reihen von Regalen, mit Akten gefüllt, nahmen dort ihren Anfang, und der Zauberer fragte sich, was auf all diesen Pergamenten stehen mochte. Ob er irgendwo in den Tiefen dieser Regale auch jene Urkunde der Mahre finden würde, mit der sie den Herzögen ihre alte Burg geschenkt hatten? » Wie weit gehen Eure Unterlagen zurück?«, fragte er mit plötzlicher Faszination.
    » Wie? Ach, nun, die letzten hundert Jahre sind gut dokumentiert, Euer Gnaden, davor wird es jedoch recht spärlich, und dann kann auch von Ordnung keine Rede mehr sein.«
    » Und aus der ersten Zeit? Als die Herzöge Atgath übernahmen?«
    » Oh, möglicherweise, Euer Gnaden. Ich habe es jedoch nie geschafft, so weit zurückzugehen. Wozu auch? Allerdings hat Apei Ludgar in letzter Zeit das eine oder andere gesammelt, glaube ich.«
    » Ludgar interessierte sich für die alten Urkunden?«
    » Sehr wohl, Herr, und ich will ihm nichts Übles nachreden, wo er doch tot ist, doch hätten wir wahrlich auch ohne diese Marotte genug Arbeit gehabt.«
    » Zeigt mir, was er zusammengetragen hat – und dann findet endlich diese Schreiben, nach denen ich gefragt habe!«
    » Sehr wohl, Euer Gnaden«, sagte der Verwalter und öffnete eine große Lade. » Dort sind die alten Schriften, Herr. Sie sind nicht in bestem Zustand, fürchte ich, und die Tinte ist oft verblasst.«
    Quent schob ihn ungeduldig zur Seite und überflog die Pergamente. Sie waren wirklich alt und brüchig, viele kaum leserlich, allerdings auch kaum lesenswert. Da waren alte Verträge, Gedichte, Schenkungsurkunden, Gerichtsprotokolle und dergleichen mehr. Quent legte den Stapel aus der Hand, hielt aber plötzlich inne und zog ein einzelnes Blatt aus dem Stapel. Gedichte? Was hatten Gedichte in einer Kanzlei zu suchen? Die Schrift war kaum noch lesbar, aber dann entzifferte er:
    » Keine Waffe, kein Werkzeug,
    kein Feuer, kein Wasser,
    kein Stein, kein Zweig,
    kein Fluch, keine Magie,
    kein Erz, kein Gift …«
    Quent ließ das Blatt sinken. Er kannte den Rest des Textes. Es war eine Übersetzung der Worte, die auf der Innenseite des herzoglichen Amuletts eingraviert waren. Irgendein Wahnsinniger hatte den Schutzzauber niedergeschrieben, vor langer Zeit, und Apei Ludgar hatte das Blatt gefunden. Er atmete einmal tief durch. Nein, es gab keine Lücke in diesem Zauber, und der Herzog war in seinen Gemächern nicht nur durch das Amulett geschützt. Selbst ein Schatten würde ihm nichts anhaben können.
    » Hier, Euer Gnaden, hier sind die Schreiben«, rief Anotan Ordeg und riss ihn damit aus seinen Gedanken. » Und es ist seltsam …«
    » Was?«, fragte Quent ungehalten, als der Verwalter verstummte.
    » Sie lagen an einem Ort, an dem ich sie eigentlich nicht vermutet hätte. Und es sind nicht die Zusagen, die Ihr sucht, sondern nur Kopien der Einladungen, die Ihr aber natürlich schon kennt.«
    » Kennen? Woher?«
    » Sie tragen hier einen Vermerk, dass die Originale von Euch gesiegelt wurden, Euer Gnaden.«
    Quent riss dem Verwalter die Schreiben aus der Hand. » Von mir?«, fragte er und starrte auf die drei Schreiben. Er überflog die Zeilen. Unter all den höflichen Floskeln stach ihm vor allem ein Satz in die Augen, ein Satz, der sich in allen drei Schreiben fand, nämlich die Zusicherung, dass der Herzog von Atgath den Prinzen ein Schiff für die gemeinsame Reise bereitstellen würde, verbunden mit dem Vorschlag, Gajan und seine Brüder mögen

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