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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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viel vorgenommen. Oder hatte sie vor, den alten Zauberer auf ihre Seite zu ziehen? War er vielleicht schon eingeweiht? Nein, er tappt völlig im Dunkeln, dachte Ured dann, und er ist zu klug, um sich in Versuchung führen zu lassen. Quent war ein Magier der neunten Stufe, wie wollte sie ihn also beseitigen? Ich könnte ihr das Blindkraut zukommen lassen, dachte er, serviert in gutem Tee mochte es Quents Fähigkeiten dämpfen oder sogar ganz unterdrücken. Aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder. Erstens hatte er nicht vor, sich noch weiter einzumischen, zweitens würde Quent das Kraut spätestens beim ersten Schluck schmecken. Nein, so leicht war einem Meister wie ihm nicht beizukommen.
    Er ließ den Gedanken also fallen und lauschte unauffällig auf das, was die Leute auf dem Markt redeten, während er scheinbar Tongeschirr begutachtete und Stoffe prüfte. Ganz Atgath sprach immer noch über den Mord vom Vortag, und es gab wilde Gerüchte über den Verwalter, sein Liebesleben und die zahllosen Verbrechen, die er begangen haben musste. Seine Witwe sei aber schon wieder versorgt, erzählte man sich, was Ured ein Grinsen entlockte. Asa Ludgar wäre sicher nicht abgeneigt, ihr Bett mit ihm zu teilen, ja, sie glaubte sogar, sie habe es bereits getan, aber das nur, weil er es ihr mit einem einfachen Zauber eingeredet hatte. Der tote Fernhändler wurde zu Ureds Erleichterung nur am Rande erwähnt, und in erkennbarer Missgunst erzählte man sich, er sei vermutlich an seiner Habgier erstickt. Ansonsten war man wegen des Schattens besorgt, und vor allem fürchtete man um das Leben des Herzogs. Ured war milde erstaunt, mit wie viel Zuneigung und Verehrung die Atgather von Hado sprachen. Sie schienen ihn wirklich zu lieben und zu verehren, obwohl er sich offenbar so gut wie nie sehen ließ. Er hingegen hatte ihn gesehen, einen früh gealterten, schwermütigen Mann, der der Bürde seines Amtes nicht gewachsen war. Auf dem Markt wusste man das auch, man schob es auf die rätselhafte Krankheit, und immer wieder hörte Ured, dass man für die Genesung des » guten Hado« beten wollte.
    Das alles war Tratsch und Geschwätz, was ihm zeigte, dass noch niemand die wirkliche Bedrohung erahnte. Einige Bürger schwärmten sogar von der Schönheit der Baronin aus Taddora, obwohl Ured bezweifelte, dass irgendjemand sie zu Gesicht bekommen hatte. Aber dann fielen doch Worte, die ihn beunruhigten, denn die Bürger von Atgath nannten immer wieder einen Namen: Teis Aggi. Der Leutnant habe sich der rätselhaften Todesfälle angenommen, und schon bald seien Ergebnisse zu erwarten, denn Aggi sei doch einer der klügsten jungen Männer der Stadt. Und dann zählte man einige Bürgertöchter auf, die sich Hoffnungen machten, den Leutnant, der nicht mehr lange nur Leutnant bleiben werde, näher kennenzulernen, während jener, bedauerlicherweise, immer noch an dieser Köhlertochter hing. » Man kann eben nicht erwarten, dass ein Mann nur klug ist«, meinte eine der Frauen, denen Ured gerade zuhörte. Und dann gab es ein paar Bemerkungen darüber, dass auch der Verstand des klügsten Mannes bei ein paar hübschen Grübchen aussetze. » Wenn es nur die Grübchen wären«, scherzte eine Bauersfrau, und dann brach die Schar in lautes, zufriedenes Gelächter aus.
    Teis Aggi, Euch hätte ich fast vergessen, dachte Ured, als er weiterging. Der Leutnant hatte ihn nachts auf dem Markt gesehen und wegen des Fernhändlers gleich Verdacht geschöpft. Außerdem hatte er, was die Schatten betraf, wirklich ein paar ziemlich scharfsinnige Schlussfolgerungen gezogen. Der Leutnant war vielleicht der Einzige, der die Gefahr, in der die Stadt und ihr Herzog schwebten, erahnte. Ihm fehlten jedoch die Mittel, das Verhängnis abzuwenden. Der vermutlich Einzige, der das vermocht hätte, war Nestur Quent, vielleicht noch sein Adlatus, aber von dem hatte Ured noch nichts gehört, was ihn beeindruckt hätte. Er schien in seinem Laboratorium unter der Burg zu stecken und sich kaum um die Angelegenheiten der Stadt zu kümmern. Nein, Quent war der Mann, der das Unglück aufhalten konnte, aber er war zu stolz, um die Warnzeichen zu bemerken. Ured blieb stehen. Was, wenn Teis Aggi seinen Verdacht dem alten Zauberer mitteilte? Er murmelte einen Fluch. Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Das musste er auf jeden Fall verhindern.
    Kaum war Faran Ured im Gedränge verschwunden, als ein junger Mann eilig aus einer Seitengasse herangehinkt kam und sich zum Reisig gesellte, der

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