Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
sollte!
    Sie spürte eine Berührung an der Schulter und zuckte zusammen. Es war der Adlatus. Er sah blass aus, aber in seinen Augen flackerte ein unheimliches Feuer. Er hatte sich über sie gebeugt und flüsterte: » Es wird kaum wehtun. Glaub mir, die Folter, die grobe Axt des Henkers – es bleibt dir viel erspart, Kind. Ein kleiner Stich, dein Blut wird langsam aus dir herausfließen, und du wirst einschlafen. Weißt du, du bist ein Glücksfall, und ich erwarte viel von dir. Es ist das erste Mal, dass wir so frisches und junges Material zur Verfügung haben, ich bin sicher, du wirst unseren Kindern zu einem langen Leben verhelfen.«
    Ela hätte ihm gerne irgendetwas ins Gesicht geschleudert, eine kluge, spöttische, tapfere Bemerkung, aber sie flüsterte nur: » Ich will nicht sterben.«
    » Nun, wir alle sterben irgendwann, mein Kind, und du kannst wenigstens sicher sein, dass dein Tod nicht sinnlos ist.«
    Ela spürte einen leichten Stich im Arm. Ein Riemen verhinderte, dass sie den Kopf heben konnte. Sie stemmte sich dagegen, zog und zerrte an ihren Fesseln, aber sie waren zu stark. Dann hörte sie ein langsames, helles Tropfen, und sie wusste, es war ihr Blut, ihr Leben, das in eine Schale tropfte. Der Adlatus reinigte mit fahrigen Bewegungen noch einmal seine Messer. Ihr Sterben hatte also schon begonnen.
    » Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte Marberic, als er wieder einmal das Gestein geprüft hatte. Sie kamen gut voran, nur einmal hatte der Mahr angehalten, um einige bleiche Pilze zu ernten, die er dann beim Marschieren roh verzehrte. Er hatte auch Sahif davon angeboten, dieser hatte aber nach einer zaghaften Probe dankend verzichtet.
    » Und wo kommen wir am Ende heraus?«, fragte Sahif ungeduldig. Er hatte Nackenschmerzen, weil er die meiste Zeit mit eingezogenem Kopf laufen musste, und er hatte die Nase voll von diesen ewigen Tunneln und Stollen.
    » Am Tor, das heißt, heute in der Burg, wie es die Menschen nennen.«
    » Gut, ich kann es kaum noch erwarten.«
    » Du weißt, ich werde dich nicht begleiten.«
    » Aber du kannst mir dein Messer leihen«, sagte Sahif grimmig.
    » Es ist ein gutes Schwert«, erwiderte der Mahr, und Sahif kam es beinahe vor, als sei er ein wenig beleidigt, weil er diese Waffe als Messer bezeichnet hatte. Er hätte es gern gegen die kurze Bergmannspicke eingetauscht, die die Mahre ihm gegeben hatten. Angeblich war Köhler Grams ganz zufrieden damit gewesen, aber Sahif war kein Köhler, er wollte eine richtige Waffe. » Dieses Schwert, ist es magisch?«
    Der Mahr zuckte mit den Schultern. » In den Augen von Menschen, ja.«
    » Darf ich?«
    Marberic zögerte einen Augenblick, aber dann gab er ihm seine Waffe.
    » Die Klinge ist wunderbar leicht«, rief Sahif überrascht. Er schwang sie probehalber ein paar Mal durch den Stollen. Sie lag gut in der Hand.
    » Bricht nicht«, sagte Marberic.
    » Und das ist die Magie darin?«, fragte Sahif und gab die Klinge mit leisem Bedauern zurück.
    Wieder zuckte der Mahr mit den Schultern. » Weiter«, sagte er.
    Sahif folgte ihm. Eine Waffe, das war ein irgendwie vertrautes Gefühl, etwas, das er vermutlich von Sahif, seinem alten Ich, hatte. Hoffentlich bist du mir in den nächsten Stunden ein wenig behilflich, dachte er. Aina! Plötzlich kam ihm dieser Name in den Sinn. Sahifs Geliebte saß in Felisan und wartete auf ihn. Demzufolge, was Shahila gesagt hatte, liebten sie einander, aber er konnte sich nicht an sie erinnern. Er schüttelte den Kopf. Das würde er später klären, irgendwie, sobald das hier erledigt war. Marberics Laterne war schon um die nächste Biegung verschwunden. Sahif beeilte sich, sie einzuholen, weil es ja eine Frau gab, an die er sich erinnerte und die ihm geholfen hatte, obwohl sie wenig Grund dazu gehabt hatte. Er würde sie nicht im Stich lassen. Alles andere musste warten.
    Er blieb stehen, denn auch der Mahr war stehengeblieben. Ein Hindernis versperrte ihnen den Weg. Der Stollen endete an einer Wand. Marberic hob und senkte die Laterne, klopfte gegen die Wand, lauschte, und seufzte dann: » Die hier ist anders.«
    Sahif trat heran. Immer noch sah alles Gestein gleich für ihn aus.
    » Amuric machte sie, vor langer Zeit. Aber davon wusste ich nichts.«
    » Können wir nicht hindurchgehen?«
    » Nein, dies ist anders, dauerhaft, fest«, erklärte der Mahr, und Sahif sah ihm an, dass er die richtigen Worte suchte.
    » Aber warum hat Amuric uns nicht gewarnt?«
    » Er dachte wohl, ich nehme den anderen Weg.

Weitere Kostenlose Bücher