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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Knall. Es raubte ihm kurz die Luft, und er sackte auf die Knie. Er hatte ein Gefühl, als würde jeder Knochen in seinem Leib ganz langsam zersplittern. Der Schmerz war erst schwach, dann wurde er stärker und stärker, aber dann war er plötzlich weg. Sahif blinzelte und sah in das besorgte Gesicht Marberics. Der ganze Gang war dick mit Staub gefüllt. Er konnte keine fünf Schritte weit sehen.
    » Weiter«, sagte der Mahr.
    Sahif hustete und nickte, auch wenn er keine Ahnung hatte, was hier vorging. Er kam wieder auf die Beine, das schreckliche Gefühl in seinen Knochen war fort, auch die Schwäche und die Atemnot wichen. Als er das Hindernis erreichte, sah er die Veränderung: Die Wand war zusammengestürzt, und Marberic war dabei, das Geröll mit fliegenden Händen zur Seite zu räumen. Erst jetzt sah Sahif, dass die Wand viele Schritte dick gewesen war. Der Mahr hatte einen Durchgang geschaffen, kaum groß genug für einen Menschen, und der massive Fels war offensichtlich zu dem Staub pulverisiert worden, der Sahif das Atmen schwermachte.
    » Wie hast du das gemacht?«, fragte er hustend.
    » Die Zeit schleift selbst den härtesten Stein«, erwiderte der Mahr und kroch in den kurzen Tunnel.
    Sahif kroch hustend hinterher und fand sich schließlich in einem niedrigen Gang wieder, der kaum zwanzig Schritte weiter vor gemauerten Quadern aus dunklem Granit endete.
    » Mahratgath«, sagte Marberic, strich beinahe zärtlich über die Blöcke und klang stolz.
    » Ich sehe da nur eine Mauer«, erwiderte Sahif düster. » Kannst du uns da auch hindurchzaubern?«
    » Jetzt nicht«, sagte der Mahr, eine Hand immer noch an der Mauer.
    » Und warum nicht?«, fragte Sahif stöhnend.
    » Es sind Menschen auf der anderen Seite. Viele Füße.«
    » Und Ihr seid sicher, dass uns dieser Weg zum Ostturm führt?«, fragte Almisan noch einmal.
    Der Adlatus nickte und leuchtete mit seiner Lampe die Wand ab. » Hier kommt so gut wie nie jemand her. Das ist der älteste Teil der Burg. Seht Euch die Steine an, fugenlos gemauert. Es heißt, die Mahre selbst hätten sie ineinandergefügt.«
    » Faszinierend«, sagte Almisan, mäßig beeindruckt.
    » Das Gute ist, dass wir hier an einem Teil des Arsenals vorüberkommen, der meist gemieden wird. Ihr versteht sicher, weshalb.«
    » Ich verstehe vor allem, dass die Wachen in dieser Stadt ihre Aufgabe nicht sehr ernst nehmen. Aber das kann uns nur recht sein«, meinte der Rahis gleichmütig. Er drehte sich um. Hinter ihm gingen fünf der Homunkuli des Adlatus im Gänsemarsch. Einen hatten sie zurücklassen müssen, weil er krank war, wie Hamoch es ausdrückte. Almisan nahm an, dass der Mann sich nicht eingestehen wollte, dass das Leben seines kleinen Geschöpfs dem Ende entgegenging, aber er erkannte den Tod, wenn er ihn sah. Esara, die Dienerin des Zauberers, folgte mit der zweiten Laterne am Schluss.
    Ein seltsamer Zug, dachte Almisan. Ein feiger Zauberer, eine vertrocknete Vettel und fünf kindsgroße Wesen fordern den mächtigen Nestur Quent heraus. Wie er die Sache sah, konnten sie froh sein, dass da noch ein Schatten war, der sie anführte.
    » Hier, hier ist es«, rief der Adlatus leise und wies auf einen Seitengang. Er spähte um die Ecke und schreckte zurück.
    » Was habt Ihr?«, fragte Almisan.
    » Eine Wache. Sonst steht dort nie jemand, wirklich. Ich fürchte, wir müssen uns etwas anderes überlegen. Sie werden uns kaum glauben, wenn wir erklären, was wir vorhaben. Sie werden Fragen stellen, es melden, und dann wird Meister Quent es erfahren, und wir wären verloren.«
    Almisan schob den Zauberer wortlos zur Seite und verschaffte sich selbst einen Überblick. Ein gutes Stück weiter hinten im Gang saßen zwei Männer im Schein einer Laterne bei einem Kartenspiel. Hinter ihnen wartete eine mit mehreren Riegeln gesicherte Holzpforte. Diese Männer hielt Hamoch für ein Hindernis? Almisan bekam immer größere Zweifel, dass der Zauberer der Aufgabe gewachsen war.
    » Wartet hier – und lasst Euch nicht sehen«, sagte er leise.
    » Sollen wir unsere Lampen nicht besser löschen?«
    Almisan zuckte mit den Schultern. Die Soldaten konnten das schwache Licht unmöglich sehen, solange sie selbst so dicht unter der Lampe saßen. Dann flüsterte er: » Geht einfach ein paar Schritte zurück und haltet Ruhe, das genügt.«
    Der Zauberer nickte und gehorchte.
    Rahis Almisan war zufrieden, denn so hatte er sichergestellt, dass Hamoch nichts sah, was er nicht sehen sollte. Er trat um die Ecke

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