Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Gegend von Frialis«, log Ured.
    » Nun, dann irre ich mich wohl. Ich sehe viele Gesichter, verzeiht«, sagte der Händler. » Ihr habt mich neugierig gemacht, und auch, wenn ich Euch das Kraut nicht verkaufen kann, so sagt mir doch, was es ist. Wenn ich es habe, könnt Ihr morgen kommen. Ich lege es für Euch zurück und mache Euch einen guten Preis.«
    » Es ist eine Pflanze aus Tenegen im fernen Osten, Wolkenkraut genannt.«
    » So habt Ihr Zahnschmerzen?«, fragte der Händler.
    » Nicht sehr schlimm, eher lästig, doch rauben sie mir den Schlaf«, behauptete Ured bekümmert.
    » Ja, die Eingeborenen dort schwören auf seine Wirkung, wie ich hörte. Zu meinem Glück habe ich es noch nie gebraucht, und zu Eurem Glück besitze ich einen Vorrat, allerdings bereits zu Pulver zerrieben.«
    » Oh, wundervoll, genau so benötige ich es auch. Und Nachtmohn, besitzt Ihr auch Samen dieser Pflanze?«
    Der Händler kratzte sich am Kinn. » Natürlich, der Samen ist als Zutat zu vielen Speisen sehr begehrt, und ich habe etwas davon. Ich habe auch etwas Milch dieser Pflanze, falls Ihr so etwas sucht. Ihr seht aus, als wüsstet Ihr mit diesem gefährlichen Saft umzugehen.«
    Faran Ured lächelte. » Ihr könnt Gedanken lesen, wie mir scheint.«
    Plötzlich zuckte der Händler zusammen. » Jetzt weiß ich es wieder! Ich habe nicht Euch gesehen, doch einen Mann, der Euch zum Verwechseln ähnlich ist!«
    » Wirklich?« Faran Ured wusste, dass es vielleicht klüger wäre, das Gespräch jetzt höflich zu beenden und einen anderen Händler zu suchen. Andererseits würde das den Alten wohl erst recht misstrauisch machen – und er musste wissen, wovon dieser Weißbart sprach.
    Dieser schüttelte den Kopf. » Es ist lange her, sehr lange, wisst Ihr. Ich war noch ein Kind, damals in Anuwa. Da sah ich einen Pilger. Seine Kleidung war der Euren ähnlich, aber das Gesicht – er muss Euer Vater, nein, Großvater gewesen sein, anders kann ich mir diese verblüffende Ähnlichkeit nicht erklären.«
    » Das ist wohl ein Zufall, denn meine Vorfahren waren einfache Landmänner, und keiner von ihnen ist je bis nach Anuwa gekommen.« Wenigstens das stimmte. Ured hoffte, dass der Händler die Sache auf sich beruhen lassen würde, aber er sah sich getäuscht.
    » Wisst Ihr, es ist eigenartig. Ich erinnere mich so gut an diese Geschichte, die immerhin mehr als siebzig Jahre zurückliegt, weil damals ganz Anuwa in heller Aufregung war. Diebe waren in die Schatzkammer eingedrungen, hatten die Wachen ermordet und kistenweise Gold fortgeschafft, und niemand konnte sich erklären, wie sie das geschafft hatten, lag die Schatzkammer doch auf einer streng bewachten Insel inmitten der Lagune, in der die Stadt errichtet ist.«
    » Hat man die Diebe gefasst?«, fragte Ured und tat halb interessiert.
    » Nein, nie. Ich weiß noch, dass man damals jenen Pilger verdächtigte, wohl, weil er ein Fremder war und über Nacht spurlos verschwand.«
    » Bemerkenswert«, sagte Ured, der sich nur zu gut an die Geschichte in Anuwa erinnerte. Allerdings hatte er seinerzeit nur eine kleine Kiste mit Gold erbeutet. Es gab Grenzen, wenn man alleine arbeitete. Außerdem war er nicht wegen des Goldes dort gewesen, das hatte er nur genommen, um vom eigentlichen Diebstahl abzulenken. Es war um ein verbotenes Artefakt gegangen, ein Leichenhemd, von Totenbeschwörern gewoben, das angeblich die Gabe hatte, Tote zum Reden zu bringen. Es hatte ihm viel mehr eingebracht als eine Kiste Gold.
    » Und das Eigenartige ist, dass ich nun Euch hier sehe«, fuhr der Händler kopfschüttelnd fort, » in einer Stadt, die gerade wieder wegen rätselhafter Ereignisse in heller Aufregung ist.«
    » Ich kann Euch aber versichern, dass ich damit nichts zu tun habe«, sagte Ured lächelnd.
    Der Händler lachte laut auf. » Natürlich nicht. Es ist nur diese Ähnlichkeit. Dieser Pilger von damals muss doch schon seit vielen Jahren tot sein.«
    Ured stimmte in das Lachen mit ein. Wie bedauerlich, dachte er, aber wer konnte damit rechnen, nach all den Jahren? Dann sagte er: » Ich weiß, Euer Stand öffnet erst morgen, aber könntet Ihr vielleicht …? Um der Erinnerung an meinen Doppelgänger willen? Wisst Ihr, ich sehne mich nach etwas Schlaf.« Dabei griff er in seine Tasche.
    Der Händler zögerte, aber dann entdeckte er das Silber in Ureds Hand. » Kommt auf die Rückseite. Und zu niemandem ein Wort, versteht Ihr? Es könnte mich meine Konzession kosten.«
    » Niemand wird je davon erfahren, dass wir

Weitere Kostenlose Bücher