Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Krieg gegen die damatischen Stämme, und wir liefern sie für gutes Gold. Sagt, Baronin, sind Eure Krieger nicht Damater?«
» Sie sind es, doch nicht alle Damater wollen den Krieg ihrer Fürsten gegen Oramar führen, der doch nur viel Leid und wenig Gewinn bringt«, sagte Shahila.
Quent hörte interessiert zu. Die Leibwächter der Baronin waren Feinde ihres Vaters? Dieser bemerkenswerte Umstand war ihm bislang gar nicht aufgefallen. Er war einfach zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
» Verzeiht, aber auch die Treue Eurer Männer scheint mir sehr an das Silber gebunden, das Ihr ihnen zahlt. Wieder ein Beweis meiner Behauptung, dass Verbindungen und Bündnisse nur halten, solange beide Seiten davon profitieren.«
» Ich sage dagegen, dass diese Männer mir treu und ehrlich dienen und dass unsere Ehe ein Zeichen des beiderseitigen, ehrlichen guten Willens und des Wunsches nach Freundschaft zwischen unseren Reichen ist!«, rief die Baronin. » Was meint Ihr, Meister Quent?«
» Nun, es trifft wohl beides zu«, meinte Quent, der nicht recht bei der Sache war.
» Ich jedenfalls habe einen sehr großen Nutzen von dieser Freundschaft, nicht wahr?«, sagte der Baron plötzlich und griff in galanter Geste nach der Hand seiner Gattin.
Sie lächelte. Quent seufzte. Beleran verstand wirklich rein gar nichts von Politik, aber offenbar verstand er etwas von Frauen, denn die schöne Baronin sah aus, als sei sie wirklich verliebt. Quent ermahnte sich noch einmal, nicht zu vergessen, wessen Tochter sie war. Der Große Skorpion hatte den Ruf, jene ins Unglück zu stürzen, die sich mit ihm einließen, und die Herzöge von Atgath hatten sich mit ihm eingelassen, hatten einen ihrer Prinzen mit seiner Brut verbunden. Beleran wirkte glücklich, aber irgendetwas sagte Quent, dass er es nicht sehr lange bleiben würde. Er sah zur Tür. Es wurde Zeit, dass der letzte Gang aufgetragen wurde, denn es wurde immer später, und die Sterne würden nicht auf ihn warten. Shahila – jetzt wusste er es! Heute wurde der Stern Scuwala genannt, und sein Name entsprach seiner Position: Er stand für den tödlichen Stachel im Sternbild des Skorpions.
» So kommt doch«, forderte der Feldscher überschwänglich und hastete weiter durch schlecht beleuchtete Flure.
Faran Ured folgte ihm. Der Mann war unerträglich aufgekratzt. Wenn er ihm wenigstens gesagt hätte, wo es hingehen sollte! Sie waren irgendwo im Hauptgebäude dieser verwinkelten Burg unterwegs. Ured hatte gehofft, dass sich – irgendwann – eine günstige Gelegenheit ergeben würde, seinen neuen Freund ganz unverfänglich um eine Führung durch die Burg zu bitten. Er verfügte über genug Talent, um seinen Führer dann, ohne dass dieser es merkte, dazu zu bringen, ihm den Weg zur Schatzkammer zu offenbaren. Aber jetzt war der falsche Zeitpunkt. Er musste vor Mitternacht am Wasser sein, und er hatte vor dem Ende der Nacht noch etwas auf dem Marktplatz zu erledigen. Aber der Feldscher lächelte nur glücklich, antwortete nicht auf Fragen und zerrte ihn hinter sich her.
Dann erreichten sie eine breite Pforte, die von zwei Soldaten bewacht wurde. Ured ahnte Unheil. Er sah die Wachen und begriff, dass sie die Gemächer des Herzogs erreicht hatten. Die Männer nickten dem Feldscher zu und öffneten. Sie gelangten in eine Art Vorraum, an dessen Ende eine weitere Doppeltür und zwei Wachen warteten, die sie ebenso umstandslos durchließen. Ured fand das sehr befremdlich, geradezu verdächtig. Warum durchsuchte man ihn nicht? Er hatte natürlich gehört, dass der Herzog » geschützt« war, aber sollte man Fremde nicht dennoch gründlich nach Waffen abtasten, bevor man sie vorließ? Trug er nicht sein Messer sogar deutlich sichtbar am Gürtel? Sie traten über die Schwelle in eine große Halle. Sie wirkte seltsam kahl, kein Wandbehang gab dem Raum Wärme, dafür entdeckte Ured vier unförmige Säulen, die merkwürdig fehl am Platz wirkten und mit alten Schriftzeichen übersät waren. Er erkannte sie sofort als Mahrzeichen.
In der Mitte des Saales, auf einem blauen Thron, saß der Herzog und lächelte. Ured sah genauer hin. Der Herzog lächelte nicht, er grinste.
» Wie viel habt Ihr ihm gegeben, Mann?«, fragte Ured den Feldscher leise.
» Zwei kleine Löffel auf ein Glas Rotwein, so, wie Ihr es bei den Verwundeten gemacht habt.«
Faran Ured seufzte. » Dem Hauptmann habe ich einen gegeben, nur dem schwer verwundeten Soldaten zwei, und das auch nur, weil er die Nacht kaum
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