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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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vierzig Männer in drei Gruppen ein.
    » Wie sollen wir vorgehen, Leutnant?«, fragte einer der Sergeanten. » Sollen wir wirklich Haus für Haus durchkämmen? Das könnte blutig enden.«
    » Deshalb machen wir es auch anders. Wir veranstalten eine Treibjagd. Schlagt Lärm, so viel ihr könnt, und rückt langsam, Haus für Haus, vor. Wenn er sich in die Enge getrieben fühlt, wird er ausbrechen wollen. Wir stellen Armbrustschützen auf die Dächer.«
    » Und wenn er in den Bach springt?«
    » Wenn er erfrieren und ertrinken will, soll er das ruhig versuchen. Ich habe dennoch auch am anderen Ufer und auf der Brücke eine Handvoll Männer postiert.«
    » Die Glücklichen«, murmelte der Sergeant.
    Aggi verstand den Mann nur zu gut. Sie jagten einen gefährlichen Gegner. Er sah die Gesichter der Männer, sie wirkten alle nicht sehr hoffnungsvoll. Er fragte sich, ob sie alle die Nacht überleben würden, aber er versuchte, sich seine Zweifel nicht anmerken zu lassen.
    » Auf geht’s, Männer. Bald haben wir den Dreckskerl!«, rief er laut. Und dann begannen sie, unter großem Lärm und noch größerer Vorsicht, in das Gerberviertel einzurücken.
    Der Namenlose hatte im Dachstuhl eines Hauses ein Versteck gefunden, das ihm sicher schien. Auf der Stirnseite gab es dort eine Ladeöffnung mit einem Flaschenzug, und drinnen war Leder zum Trocknen aufgehängt. Es roch streng, aber weit weniger schlimm als draußen, wo es nach faulender Haut und starker Beize stank. Er fragte sich, wie man es aushielt, in diesem Gestank zu leben. Sein Plan war, nur so lange hierzubleiben, bis er sich langsam wieder zum vereinbarten Treffpunkt mit seinem Bruder zurückschleichen konnte. Es gab genug, worüber er bis dahin nachdenken konnte. Diese Wut, dieses Verlangen nach Blut, das ihn während des Kampfes gepackt hatte, und dann diese Kälte, die ihn so schnell und sicher handeln ließ – er wusste nun, woher das kam: Er war ein Schatten. Sein Bruder hatte ihm wenig darüber gesagt, aber der Namenlose wusste inzwischen ziemlich genau, was ein Schatten war. Die Leute flüsterten in den Häusern, auf den Straßen, verfluchten ihn, nannten ihn Mörder. Er schüttelte den Kopf. Es konnte, durfte nicht so sein! Jemanden zu töten war falsch, ein Verbrechen. Nein, er war kein Mörder. Er hatte getötet, in dem Gasthaus, in den Gängen unter der Stadt, vielleicht auch vorhin auf den Straßen, aber das waren Kämpfe gewesen, keine feigen Anschläge aus dem Hinterhalt!
    Die Leute hatten keine Ahnung. Vermutlich war er ein Krieger, der im Kampf erstaunliche Fähigkeiten besaß, ja, das erschien ihm viel wahrscheinlicher. Er konnte doch unmöglich etwas sein – oder gewesen sein –, das er verabscheute! Er redete sich nach einer Weile sogar ein, dass sein Schattenbruder ihn mit jemandem verwechselt haben musste, dort unten in der Finsternis der Stollen. Selbst das erschien ihm einleuchtender als die Möglichkeit, dass er ein Mörder sein könnte. Aber dann dachte er an den Schatten, unter dem er sich auf der Gasse versteckt hatte, an die Kampfkünste, die der vergessene Teil seines Selbst beherrschte, und an das kalte Verlangen nach Blut, das er beim Kämpfen empfunden hatte. Es hatte wohl keinen Zweck, es zu leugnen. Ob er es wollte oder nicht: Er war ein Schatten, gefürchtet und verhasst.
    Der Mond war inzwischen aufgegangen, und in seinem Licht sah er nun Männer auf den Dächern der Umgebung erscheinen, Männer, die mit Armbrüsten bewaffnet waren. Er begriff schnell, dass sie ihn einkreisen wollten. Dann kam der Lärm. Das waren nicht die Räuber, die ihn vorhin durch die Stadt gejagt hatten: Soldaten marschierten in das Viertel ein! Er kletterte durch die Ladeöffnung hinaus und dann über den Flaschenzug auf das Dach, wo er sich sofort flach auf den Bauch legte. Konnte er dort bleiben? Dem Lärm nach rückten die Soldaten langsam näher, sie schienen Haus für Haus zu durchsuchen. Er kroch am First entlang und hoffte, dass die Schützen auf den Dächern ihn nicht entdecken würden. Die Soldaten rückten langsam vor, aber sie würden ihn früher oder später in die Enge treiben, und er hatte keine Ahnung, ob ihm dann sein anderes, vergessenes Ich helfen würde. Er hatte mehrfach versucht, noch einmal den Zauber zu wirken, mit dem er sich auf der Straße so gut wie unsichtbar gemacht hatte, aber es war ihm nicht gelungen. In den Straßen wurde gestritten. Die Bewohner waren offenbar nicht sehr begeistert vom Vorgehen der Soldaten.
    Der

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