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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wenig Silber in unserer Reisekasse befinden, Ordeg. Ich werde einen Bediensteten damit zu Euch schicken, gleich nach dem Frühstück. Denn wenn ich es richtig verstehe, endet die Totenwache bei Sonnenaufgang, ist es nicht so?«
    » In der ersten Stunde nach Aufgang der Sonne, Herrin. Und die Beisetzung beginnt in der vierten Stunde. So ist es verzeichnet.«
    Als der Verwalter gegangen war, kehrte Shahila zurück in die Halle. Ihr Mann war ein Bild des Jammers. Er schien sich kaum noch auf seinem Stuhl halten zu können. Sie nahm sich vor, den Verwalter bei Gelegenheit zu fragen, ob die Bräuche der Herzöge von Atgath wirklich eine ununterbrochene Totenwache verlangten. Und dann fiel ihr ein, dass sie ihn vielleicht auch fragen konnte, was es mit dem seltsamen Betragen der Dienerschaft auf sich hatte. Verwalter Ordeg schien sich jedenfalls halbwegs normal zu verhalten. Sie blickte auf die Fenster, hinter denen sich der neue Tag immer deutlicher abzeichnete. Sie konnte es kaum erwarten, dass diese Beerdigung, die all die anderen Geschäfte doch nur störte, endlich vorüber war.
    Zur vierten Stunde nach Tagesanbruch vernahm Shahila im Hof der Burg ein leises Wimmern, in das drei weitere misstönende Stimmen einfielen. Aus dem Wimmern wurde ein Jammern, aus dem Jammern ein Heulen und aus dem Heulen schließlich ein durch Mark und Bein gehendes schrilles Kreischen: Die Klageweiber hatten ihre Arbeit begonnen. Sie gingen dem Trauerzug voran, zerrissen sich die Kleider, schlugen sich auf die Brust und schrien voller Inbrunst einen Kummer heraus, der nicht der ihre war. Shahila billigte ihnen zu, dass sie ihr Geld wert waren. Selbst ihr standen nun Tränen in den Augen. Den vier Frauen folgte der Sarg, aufgebahrt auf einem schwarz ausgeschlagenen Wagen, der, gezogen von vier Rappen, nun den engen Burghof verließ. Shahila führte ihren Mann am Arm. Eigentlich sollte es wohl umgekehrt sein, aber Beleran wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, und auch, wenn sie ihn für seine Schwäche eigentlich verachten wollte, spürte sie doch Mitleid mit ihm. Er war in die Räder einer Mühle geraten, die viel größeres Korn als ihn mahlte, und er ahnte nicht einmal, dass die Frau, die er zu lieben meinte, dieses Mühlwerk in Bewegung gesetzt hatte.
    Dem trauernden Baron und seiner Frau folgte der neue Erste Zauberer und Kanzler der Stadt. Bahut Hamoch schien jedoch nicht ganz bei der Sache zu sein. Vielleicht war er in Gedanken in seinem Laboratorium, bei den Geschöpfen, die er in recht kostspieligen Glaskolben heranzog. Shahila fragte sich, ob er sich vielleicht auch vor der Frage versteckte, was genau seine Rolle bei dieser ganzen Geschichte gewesen war. Er war nicht dumm. Wenn er die Sache in aller Ruhe überdachte, mochte er darauf kommen, dass nicht der alte Nestur Quent hinter all den Ereignissen steckte. Aber würde er daraus Konsequenzen ziehen? Shahila bezweifelte es. Es gab außerhalb seines Laboratoriums ganz offensichtlich nichts, was diesen Mann wirklich interessierte. Sollte er doch Schwierigkeiten machen, so würde ihn Almisan, der jetzt neben ihm ging, daran erinnern, wer die Macht in der Stadt in Händen hielt.
    Es folgte eine Abordnung von Bediensteten der Burg, dann die Oberhäupter der Zünfte der Stadt sowie einige Dorfälteste aus den Weilern, die zu Atgath gehörten.
    » Wo ist Graf Gidus?«, fragte Beleran plötzlich.
    Shahila war erstaunt, dass ihm das Fehlen des fetten Gesandten auffiel. » Er ist abgereist, Liebster.«
    » Aber er ist der Gesandte des Seebundes. Warum erweist er Hado die Ehre nicht?«
    » Nun, vielleicht hat er etwas zu verbergen, Liebster. Kam er nicht zeitgleich mit dem Schatten in die Stadt?« Shahila biss sich auf die Zunge. Das war plump.
    » Gidus?«, fragte Beleran verwirrt.
    » Ich verstehe es auch nicht, Liebster«, sagte Shahila. An den Gesandten hatte sie in den letzten Tagen nicht gedacht. Brahem ob Gidus wirkte zwar fett und oberflächlich, aber ganz offensichtlich war er gerissener, als sie gedacht hatte. Er war überstürzt abgereist, kaum dass der Herzog ermordet worden war, und es war offensichtlich, dass er auf die falschen Anschuldigungen, die sie gegen Quent gestreut hatte, nicht hereingefallen war. Nun, er war vermutlich unterwegs nach Felisan, und wenn er etwas ahnte, würde er wahrscheinlich versuchen, die Ernennung Belerans zum Herzog zu hintertreiben. Wenn aber erst das magische Wort in den Gedanken ihres Gemahls aufgetaucht war, dann war es gleich, ob der Seebund

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