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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Trauer empfand. Er war niedergeschlagen, das stimmte wohl, aber Trauer? Vielleicht lag es daran, dass zu viele Fragen offen waren: Der Schatten, der in der ganzen Burg Leute umbrachte, der alte Quent, der sich selbst durch einen Zauber getötet haben sollte, der Köhler, der Wände einschlug – nein, es gab einfach zu viele Ungereimtheiten.
    » Wo ist eigentlich der Gesandte aus Frialis?«, fragte jemand.
    » Graf Gidus ist abgereist«, machte sich Fals wichtig. » Er wollte die traurige Nachricht sofort und höchstpersönlich im Seerat verkünden.«
    Noch so ein Punkt, der Aggi übel aufstieß. Wusste der Botschafter womöglich irgendetwas und war deshalb so überstürzt abgereist? Vielleicht sollte er ihm nachreisen, vielleicht würde er in Felisan Antworten bekommen.
    » Und wer wird nun neuer Herzog? Prinz Beleran?«, fragte der Mann wieder.
    Fals zuckte mit den Schultern, und Aggi stellte überrascht fest, dass der Hauptmann offensichtlich keine Ahnung hatte.
    Statt seiner antwortete ein Bürger der Stadt: » Nein, eigentlich ist Prinz Gajan der Nächste in der Reihe, dann seine Söhne. Nach jenen wäre Prinz Olan an der Reihe, und erst ganz zum Schluss Beleran. Aber … » – und jetzt senkte der Mann seine Stimme – » … es heißt, der ehrwürdige Meister Quent habe Gesichte gehabt. Das Schiff, das Gajan und Olan über das Goldene Meer trug, soll untergegangen sein!«
    » Bei den Himmeln! So ist ja fast die ganze Familie ausgelöscht!«, rief der Fragende.
    » Nur die Ruhe, Mann, auch die Zauberer können sich täuschen«, rief Fals.
    Aggi hoffte, dass der Hauptmann Recht behielt, aber er bezweifelte es. Quent hatte sich selten geirrt. Doch nun hieß es auch, er stecke hinter dem Tod des Herzogs: Quent habe versucht, Hado durch Zauberei zu töten, und das habe den Turm zum Einsturz und ihn selbst umgebracht. Ihm wurde auch unterstellt, er habe den verfluchten Schatten gerufen. Es gab so viele Gerüchte, und jeden Tag wurden es mehr. Aggi wusste, dass er ihnen besser keinen Glauben schenken sollte, auch wenn einige geradezu verführerisch wahr klangen. Erzählte man sich nicht auch, dass in Wahrheit die schöne Baronin hinter alldem steckte? Und war es nicht das, was er selbst geglaubt hatte?
    Der Zug schwenkte ein, um den Markt zu umrunden. Menschen drängten sich an den Wagen mit dem Sarg, versuchten ihn zu berühren. Sie riefen und sie weinten, sie beklagten den Tod des guten Herzogs. Die Baronin folgte dem Sarg, und zwischen das Jammern mischten sich auch Rufe der Bewunderung für ihre Schönheit, ihre Haltung. Aggi war bereit, die Baronin für schuldig an den Verbrechen zu halten, die hier verübt worden waren, aber er hatte keinerlei Beweise. Natürlich, als er sie sah, verborgen unter ihrem Schleier, wie sie ihren Mann stützte, der hinter dem Leichenwagen herstolperte, da wollte er nur zu gern glauben, dass sie es war, denn dann hätte es jemanden gegeben, den er überführen und bestrafen konnte für diesen furchtbaren Schicksalsschlag. War sie nicht dort gewesen, als der Herzog starb? Erklärte es nicht die überstürzte Abreise des Gesandten aus Frialis, dass er eine Verschwörung vermutete? War sie es nicht, die verbreiten ließ, dass auch die beiden Brüder tot waren?
    Aber wenn er sich täuschte? Noch vor drei Tagen hatte er geglaubt, der seltsame Pilger namens Ured hätte die Fäden gezogen, aber der war ganz offensichtlich nur auf das Silber in der Burg aus gewesen. Er konnte die Baronin nicht auf Grund haltloser Gerüchte beschuldigen. Was, wenn er sich wieder irrte? Wenn all diese Gerüchte nur daher kamen, dass die guten Bürger von Atgath eine Abneigung gegen die Fremde aus dem Süden hatten? Hatte Richter Hert ihm nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, dass es sogar eindeutige Beweise dafür gebe, dass der alte Quent hinter allem steckte? Aggi fluchte leise. Sein Bauch sagte ihm das eine, sein Verstand etwas anderes. Es war nicht schwer zu glauben, dass die Tochter des Großen Skorpions hinter alldem steckte, leider war es ungleich schwerer zu beweisen.
    » Ich werde bald nach Felisan gehen«, verkündete Sahif, noch während sie aßen. Er war unglaublich hungrig, was er sich daraus erklärte, dass er, wenn die Mahre die Wahrheit sagten, fast zwei Tage durchgeschlafen hatte. Das mochte sein, doch kurz vor dem Aufwachen waren die Bilder wiedergekommen, die Gesichter von Männern, die ihm in die Augen schauten, während sie starben. Sie alle schienen ihm etwas sagen zu

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