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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Almisan. Gibt es Krieg, kann alles Mögliche geschehen, und alle Pläne werden über den Haufen geworfen. Nein, ich will den Frieden so lange wie möglich halten, denn unsere Feinde sind viel stärker als wir, solange wir den Schlüssel zur Alten Magie nicht in den Händen halten.«
    Und sie fragte sich, ob Jamade ihr Wort halten konnte. Almisans Worten zufolge wollte sie Sahif auf die Insel der Toten locken. Angeblich kannte sie dort jemanden, der das Wort aus ihrem Bruder herausholen würde. Aber konnte sie sich darauf verlassen? Almisan hätte diesem Plan nie zustimmen dürfen, dachte sie jetzt, aber sie behielt diesen Gedanken für sich.
    Der rötliche Dunst, der vom Meer in die zerstörte Stadt zog, verdichtete sich allmählich zu einem fahlgelben Nebel. Sahif war voller Ungeduld und voller Misstrauen, aber gerade, als er sich fragte, ob die beiden Westgarther sie vielleicht in einen Hinterhalt führen würden, tauchte vor ihnen düster und mächtig die alte Mauer auf. Ihre hohen Zinnen waren im Dunst kaum zu erahnen. Sahif legte, einem plötzlichen Impuls folgend, eine Hand auf einen der mächtigen Quader, aus denen sie errichtet war. Er hatte für einen Augenblick das Gefühl, dass dieser Stein Alter und Verfall atmete, so, als ob er ein Mahr wäre, der sich auf dergleichen verstand. Aber er war kein Berggeist, er war ein Mensch und fühlte in Wahrheit nichts anderes als die kühle Feuchtigkeit, die einen grob behauenen Stein bedeckte.
    Garwor führte sie eine kurze Strecke am Fuß der Mauer entlang, bis sie auf eine Treppe stießen. Sie war halb zerstört und schwierig zu erklimmen, und Sahif musste Aina hinaufhelfen, während der schweigsame Leiw Ela seine Hand reichte. Dann endlich erreichten sie die Mauerkrone. Sahif sah sofort, dass die alten Geschichten stimmen mussten: Diese Mauer war ursprünglich errichtet worden, um Angreifer, die von See kamen, von der Hochebene fernzuhalten, denn auf dieser Seite waren die Zinnen hoch und sorgfältig gemauert. Auf der anderen Seite des Wehrgangs war das anders. Die Verteidiger hatten Holz und Steine in offensichtlicher Hast zu einer neuen, notdürftigen Brustwehr zusammengefügt. Sahif entdeckte auch eine tiefe Bresche, die einst wohl ein Katapultstein in die Mauer gerissen hatte.
    » Was für ein unheimlicher Ort«, flüsterte Ela, während sich Aina nur schweigend an ihn schmiegte.
    » Unheimlich?«, fragte Garwor. » Ihr solltet wirklich hinaus in die Ebene sehen!«
    Sahif trat an die zerfallene Brustwehr, und es verschlug ihm den Atem. Es schien gar nicht richtig Nacht zu sein, vielmehr war die Ebene in ein sehr dunkles Zwielicht getaucht. Sahif drehte sich um. Über der Hafenstadt lag der fahlgelbe Nebel, und es war Nacht, auch wenn am schwarzen Himmel immer noch ein leichter, rötlicher Schimmer zu sehen war, aber über der Ebene schien eine dunkle Glut zu leuchten. Kam dieses Licht aus der Erde?
    » Was dort unter den Flechten so hell schimmert, sind das …?«
    » Ganz recht, Maid Ela, das sind die Knochen der Gefallenen«, erklärte Garwor. » Die ganze Ebene ist damit bedeckt. Doch kommt weiter jetzt und achtet auf Eure Schritte. Diese Mauer hat Risse und Spalte, die dem Unvorsichtigen das Genick brechen können.«
    Ela war ganz froh, dass sie sich auf die Steine unter ihren Füßen konzentrieren musste, denn so hatte sie einen guten Grund, nicht nach dem zu schauen, was jenseits der Mauer lag. Hatte sie wirklich vor, dort hinzugehen? Sie konnte es sich kaum vorstellen, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Was immer auch geschah, sie würde Sahif nicht mit diesem Weib alleine lassen. Sie liefen eine ganze Weile schweigend im Gänsemarsch über die Mauer, und Garwor, der sie führte, wies sie immer wieder auf besonders tückische Stellen hin. Irgendwann fiel Ela auf, dass in unregelmäßigen Abständen seltsame Rutenbündel in den Mauerfugen steckten oder einfach an die Brustwehr gelehnt waren. Sie waren mit allerlei Gegenständen geschmückt: Als sie einmal über eines hinwegsteigen musste, entdeckte sie Scharniere, einen Türgriff und einen gesprungenen Schwertknauf, die in die Zweige geflochten waren. » Was ist das?«, fragte sie flüsternd Leiw, der den Schluss des kleinen Zuges bildete. » Schutz«, antwortete er.
    » Wovor?«, fragte Ela, die sich vor der Antwort fürchtete, aber Leiw gab ihr keine.
    Der Nebel über der Stadt wurde dichter, und er leckte auch über die Mauerkrone, schien aber nicht in die Ebene hinüberzuwollen.
    » Komischer

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