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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Nebel«, sagte Ela, die das Schweigen nicht ertrug.
    » Kommt jede Nacht«, meinte Leiw mit einem Achselzucken.
    Vielleicht wollte er Ela damit beruhigen, aber er erreichte das genaue Gegenteil, denn sie verstand immer besser, dass der Nebel, ebenso wie das Zwielicht, keinen natürlichen Ursprung haben konnte. Hier war Magie im Spiel, sehr starke, finstere Magie, und sie wanderten mitten hindurch.
    Plötzlich brach aus dem Nebel eine dunkle Gestalt hervor und stürzte Garwor entgegen. Ela hörte, dass Sahif seinen Dolch zog.
    » Nein!«, schrie die Gestalt mit heiserer Stimme, » Nein! Geht zurück. Kehrt um! Dies ist kein Weg für die Lebenden!«
    » Nur ruhig, Lenn, wir sind es bloß«, sagte Garwor begütigend.
    Ela erkannte im Licht ihrer Laternen erst jetzt, dass es ein alter Mann war, der dort aus dem Nebel aufgetaucht war. Er war in Lumpen gehüllt, und Strähnen seiner langen grauen Haare klebten ihm im Gesicht. Auf dem Rücken trug er mehrere Rutenbündel, so wie die, die sie in den Mauerritzen gesehen hatte. Sein Blick wanderte unstet von einem zum anderen, und dann sprang er auf Sahif zu. » Du! Du!«, rief er und hielt Sahif seinen Zeigefinger fast ins Gesicht. Aina legte eine Hand auf Sahifs Messerarm, was Ela ausnahmsweise für eine gute Idee hielt. Der Alte kam ganz nah an Sahif heran, blickte ihm in die Augen und sagte heiser: » Sie warten auf dich. Die Toten warten auf dich, wollen, dass du sie anführst, wollen, dass du für sie die Mauer nimmst. Kehre um, Narr! Du darfst die Ebene nicht betreten! Niemand darf das!«
    » Schon gut, Lenn«, versuchte Garwor ihn zu beruhigen, aber es war vergeblich. Noch immer starrte der Alte Sahif an. » Sie verstehen es nicht, verstehen es nicht, aber wenn sie die Ebene betreten, dann rutscht sie, gleitet hinüber ins Land der Lebenden. Wenn sie stehlen, etwas fortnehmen, dann rutscht sie noch mehr. Und sie stehlen, und sie nehmen. Immer wieder, immer wieder. Und immer steht der arme Lenn da, als der letzte seiner Brüder. Steht hier und schützt sie, schützt die, die über ihn lachen!«
    Sahif hielt dem irren Blick des Alten stand, aber Ela sah selbst im schwachen Licht der Lampen, dass er erbleichte. Dann starrte der Mann Aina an, wich zurück, machte das Zeichen gegen den bösen Blick, stürzte sich plötzlich auf Ela, packte sie an der Schulter und flüsterte: » Es liegt an dir! An dir ist es, aber es wird dich viel kosten, sehr viel kosten!« Er ließ sie los, drehte sich um, rief noch einmal: » Kehrt um!«, und rannte hinkend in die Dunkelheit davon.
    » Was war das?«, fragte Ela, der der Schreck tief in die Glieder gefahren war.
    » Das ist bloß der alte Lenn. Er bewacht die Mauer, das sagt er zumindest«, meinte Garwor grinsend.
    » Er sagte, die Toten würden auf mich warten«, wiederholte Sahif langsam. Er schien ebenfalls tief beeindruckt.
    Garwor schlug ihm lachend auf die Schulter. » Das sagt er zu jedem, von dem er glaubt, er wolle in die Ebene hinunter. Er ist verrückt, gebt nichts auf sein Gestammel. Er ist einfach schon zu lange auf dieser Insel.«
    » Wie lange denn?«, fragte Ela, die die Beklemmung einfach nicht loswurde.
    Garwor antwortete mit einem Achselzucken. » Er war schon hier, bevor wir herkamen, ja, er war sogar schon vor den Leichenfressern hier, das behaupten die jedenfalls, und warum sollten sie in dieser Frage lügen? Doch weiter jetzt, wir sind fast am Ziel, und ich würde gerne noch ein paar Stunden schlafen, bevor wir aufbrechen.«
    Die Mauer endete in einigen Felsen, die die Ebene steil überragten, und Jamade erinnerte sich daran, dass sie hier schon einmal gewesen war. Auch hier, wo die Verteidiger in aller Eile erst eine Palisade, dann eine Mauer den Berg hinaufgezogen hatten, war hart gekämpft worden, um die Verzweifelten am Verlassen der Ebene zu hindern. Doch die Skelette, die einst dort gelegen hatten, waren verschwunden. Auf den Felsen bewachte ein stumpfer Turm die Ebene. Auch er war erst nachträglich errichtet worden, und Jamade erinnerte sich daran, dass seine oberen Stockwerke nicht durch einen Angriff, sondern viel später, wohl durch ihre mangelhafte Bauweise, eingestürzt waren. Es brannte ein Feuer in diesem Turm, so dass die Schießscharten wie böse kleine Augen gelblich durch das ewige Zwielicht blinzelten. Als sie näher kamen, erkannte Jamade, dass die Westgarther einen niedrigen Schuppen angebaut hatten. Außerdem gab es einen steinernen Trog. Vielleicht wurde hier oben Vieh gehalten – oder man

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