Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Gegend um die Stadt sicherer war.
Beiderseits der Straße ragten einzelne Knochen aus dem Gras. Einige waren von Menschen, andere von Pferden – sie waren zu sehen, so weit das Auge reichte, als habe hier jemand einen Acker angelegt, aus dem die weißen Gebeine wuchsen. Dieser Anblick zerrte selbst an seinen Nerven, und Sahif fragte sich, wie es Aina und Ela dabei ergehen mochte. Aina lächelte tapfer, wenn immer er sie besorgt musterte, und Ela Grams schien das gar nicht so viel auszumachen, aber vielleicht verstellte sie sich auch nur. Sie betraten die breite Brücke. Zwei Fuhrwerke hätten sie nebeneinander überqueren können. Sahif legte Garwor eine Hand auf die Schulter und blieb stehen.
» Was ist?«, fragte der Westgarther. » Der Weg ist doch frei.«
Aber jetzt traten plötzlich sechs Männer aus dem Schilf auf der anderen Seite des Baches hervor. Sie waren mit langen Schwertern, Speeren und Äxten bewaffnet, und zwei trugen sogar altmodische Holzschilde. Ihr Anführer war Prinz Askon.
» Ich grüße dich, Garwor«, sagte der Prinz. » Und ich danke dir, dass du diese Leute hierhergeführt hast.«
» Sie stehen unter dem Schutz Eures Vaters, Prinz«, erwiderte Garwor.
Sahif zog sein Messer.
» Sie nutzen die Gastfreundschaft des alten Narren weidlich aus, aber« – Askon grinste breit – » wir sind hier doch weit außerhalb seines erbärmlichen Königreichs.«
» Das wird ihm nicht gefallen, Prinz«, meinte Garwor.
» Und wenn schon. Wenn ich diese kleine Wildkatze da erst gezähmt habe, wird er einsehen, dass ich Recht hatte. Ihr Schoß wird mir viele Söhne gebären – wenn sie klug ist.«
» Eher bringe ich Euch um, Prinz«, zischte Ela, die ihre Mahr-Klinge ebenfalls zog. Aus den Augenwinkeln erkannte Sahif, dass selbst Aina ihr kleines Messer in der Hand hielt. Ihre beiden Führer wirkten jedoch unschlüssig, was sie tun sollten.
» Wenn du jetzt verschwindest, Garwor, und deinen Bruder Leiw mitnimmst, werde ich deine ewige Aufsässigkeit vielleicht vergessen, wenn ich erst König bin.«
» Eben hat noch jemand behauptet, dass dieses Reich erbärmlich sei«, sagte Sahif.
» Weil mein Vater erbärmlich ist. Er hätte längst Schluss machen müssen mit diesen Leichenfressern, aber ich werde das bald in die Hand nehmen. Und mit euch fange ich an. Ist es nicht offensichtlich, dass ihr meinen Vater belogen habt? Einen alten Siegelring willst du suchen? Dass ich nicht lache!«
» Wir zwei sollten das ausfechten wie Männer«, meinte Sahif, der spürte, dass Askon den Zorn in ihm weckte. » Deine Leute müssen nicht für deine Unverschämtheit sterben, Eidbrecher.«
» Großmaul«, blaffte Askon zurück. » Wenn du dein Messer weglegst, verspreche ich dir, dass ich deine Frauen gut behandle, vielleicht sogar besser, als sie es verdienen.«
Seine Leute hatten die Brücke inzwischen betreten. Es war ein offenes Kampffeld. » Ihr müsst nicht gegen Eure Brüder kämpfen«, raunte Sahif Garwor zu, » aber fallt uns wenigstens nicht in den Rücken.«
Garwor nickte mit zusammengebissenen Zähnen und gab Leiw einen Wink, sich zurückzuziehen. Der schüttelte den Kopf und zog sein kurzes Schwert. » Leiw, was soll der Unsinn?«, zischte Garwor.
Leiw spuckte auf den Boden. » Er kriegt Maid Ela nur über meine Leiche«, verkündete er dann ruhig.
» Das kannst du haben, du Narr«, rief Askon. » Schnappt sie Euch, Männer. Und denkt dran, ich will die Frauen lebend!«
» Zurück«, zischte Sahif und nahm in der Mitte der Brücke Aufstellung. Er wartete darauf, dass der andere, der vergessene Sahif auftauchte, aber noch war nur der Zorn in ihm, nicht mehr. Er musterte seine Gegner. Es waren alles junge Burschen, sehr kampferfahren konnten sie nicht sein. Sie zögerten, ihn anzugreifen, vielleicht, weil einer auf den anderen wartete. Doch schließlich schlug einer mit seinem Speer auf seinen Schild, brüllte laut und stürzte sich auf Sahif.
Sahif wich dem Stoß aus, packte den Speer und riss den überraschten Jüngling nach vorne. Bevor dieser begriff, was geschah, war er schon entwaffnet, und Sahif hielt ihm das Messer an den Hals. » Zurück, wenn ihr nicht wollt, dass euer Freund hier stirbt«, zischte er.
» Auf sie!«, brüllte Askon, schwang sein Schwert und griff an. Seine Männer brüllten und folgten ihm. Sahif blieb keine Zeit zu überlegen, aber er brauchte auch keine, denn sein Zorn wich jener Eiseskälte, die nun schon so oft über ihn gekommen war. Er schnitt dem Jungen die Kehle
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