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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Geräusch fließenden Wassers. Sie hätten es hören müssen, als sie durch das tote Schilf liefen, aber dieser Bach stand, er floss nicht, obwohl er ein ganz deutliches Gefälle hatte.
    Er riss sich von diesem unheimlichen Anblick los und kümmerte sich endlich um Aina. » Geht es dir gut, Liebste?«, fragte er.
    Sie nickte und versuchte ein Lächeln, dann erschrak sie und rief: » Du bist verwundet!«
    » Nur ein Kratzer«, behauptete Sahif. Er legte die Hand auf die Wunde, und plötzlich, ohne dass er etwas dafür tat, schloss sie sich. Aina sah ihn mit großen Augen an. Er schluckte, denn er hatte fast vergessen, dass er früher wohl Heilkräfte gehabt hatte.
    » Leiw ist tot«, meinte Garwor düster. Sein Bruder lag mitten auf der Brücke in seinem Blut. Seine Augen waren weit aufgerissen und blickten traurig in den glutroten Himmel. Ela kniete neben ihm und hielt seine tote Hand. Sie war blass, vielleicht auch, weil Askon sie geschlagen hatte, aber sie weinte. Sahif sah es mit Erstaunen. Die beiden hatten sich doch gerade einmal einen halben Tag gekannt. Er bedauerte den Verlust, denn Leiw war ein guter Mann gewesen, zuverlässig und tapfer – aber Tränen? Sahif horchte in sich hinein, doch er stieß bald auf die große Leere seiner vergessenen Vergangenheit. Im Kampf, da hatte er sich gut gefühlt, und er spürte nicht einmal den Anflug eines schlechten Gewissens, anders als nach der Sache auf dem Schiff, als er den Seemann getötet hatte, der Aina hatte vergewaltigen wollen. Da hatte er sich von seinem heißen Zorn zu einer unüberlegten Handlung hinreißen lassen. Natürlich hatte dieser Matrose den Tod verdient, und doch, es war etwas in seinem Blick gewesen, als er starb, das Sahif zweifeln ließ.
    Hier lag die Sache jedoch anders. Diese Westgarther hatten ihnen aufgelauert, und Askon hatte üble Dinge mit Aina und Ela vorgehabt. Das Einzige, was Sahif dieses Mal bedauerte, war, dass der Prinz ihm entwischt war. Aber vielleicht würde sich auf dem Rückweg eine Gelegenheit ergeben, ihn aufzusuchen. Aina hatte einen Streifen Stoff aus ihrem Untergewand gerissen, seine Wunde mit etwas Wasser aus ihrer Trinkflasche ausgespült und war dabei, ihm einen Verband anzulegen. Sie war geschickt darin, stellte Sahif fest. » Wir müssen weiter«, sagte er dann.
    » Aber wir müssen wenigstens Leiw ein Grab geben«, erwiderte Ela aufgebracht. Sie war ganz verheult.
    » Er war ein tapferer Mann«, meinte Sahif unentschlossen.
    Es war Garwor, der den Kopf schüttelte und sagte: » Wir können die Erde hier nicht aufgraben, sie gehört den Toten, nicht uns.«
    » Aber wir können ihn doch nicht so liegen lassen!«, rief Ela.
    » Er wird nicht hierbleiben. Die Toten kümmern sich um die Ihren«, meinte der Westgarther düster.
    Ela starrte ihn entsetzt an, und er fügte hinzu: » Ich kann nicht sagen, was geschieht, ich kann nur sagen, dass die Toten ihre eigenen Wege gehen. Als es Gurdar, den jüngeren Sohn des Königs, getroffen hatte, wollten wir ihn mit zurücknehmen, um ihm das Grab zu geben, das einem Prinzen gebührt. Wir mussten aber in der Nacht auf jenem Erdhügel rasten, auf dem auch wir heute Vormittag saßen, und obwohl wir kein Auge zutaten, war der Leichnam am Morgen aus unserer Mitte verschwunden.«
    Ela verlangte, dass sie wenigstens Schilf schnitten, um den Leichnam zu bedecken, aber auch das wollte Garwor nicht zulassen. » Je weniger wir hier verändern, desto besser ist es für uns. Wir sollten gehen, denn ich fürchte, dass diese unglückselige Begebenheit weiteres Unheil anziehen könnte, und auf dieser verfluchten Ebene wimmelt es doch von unheilvollen Kräften.«
    Es war Aina, die Ela schließlich in den Arm nahm, tröstete und von der Brücke führte.
    » Von nun an wird es leichter«, behauptete Garwor und meinte vielleicht nicht nur den Weg.
    Tatsächlich konnten sie eine Weile der alten, gut gepflasterten Straße folgen, die dann aber in einer halb verfaulten hölzernen Mauer ein jähes Ende nahm. Sie hatten den Belagerungsring erreicht, ein Gewirr von Verschlägen, Schanzen, Erdwällen und Gräben, hinter denen einst die Belagerer Deckung gesucht hatten. Und dahinter ragten hoch und weiß die Mauern der Stadt in den düsteren Himmel.
    » Du’umu«, erklärte der Westgarther, » der verfluchte Ort. Ich habe Euch hierhergeführt, und jetzt sagt mir, dass Askon Unrecht hat. Sagt mir, dass Ihr wirklich hier seid, um einen Siegelring zu suchen.«
    » Es war leider die einzige Möglichkeit, mein

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