Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Leben nehmt?«
» Du verstehst es nicht, Kumar. Dieser Alte – er ist ein Zauberer. Soll ich glauben, dass es Zufall war, dass er uns fand? Ein Zauberer? Nein! Aber ich mache dir einen Vorschlag. Ich werde mit ihm reden, herausfinden, was er weiß und was er denkt. Und wer ihn geschickt hat. Und dann werde ich entscheiden. Aber ich brauche diesen Dolch, nur für den Fall der Fälle.«
» Ihr seid nicht bei Sinnen!«
» Kumar! Wenn du den Rest deines Lebens nicht doch wieder auf einer Galeere verbringen willst, solltest du mir jetzt diesen verdammten Dolch geben!« Gajan bereute es, kaum dass er es ausgesprochen hatte, aber nun war es gesagt, und er konnte es nicht zurücknehmen.
Der Rudersklave sah ihm lange in die Augen, dann händigte er ihm die Waffe aus. » Ich werde nicht vergessen, was Ihr gesagt habt, Prinz«, erklärte er düster.
Gajan nickte nur, versteckte die Klinge hinter seinem Rücken und tastete sich vorsichtig zum Heck.
» Ist es noch weit bis zu Eurem Dorf?«, fragte er.
» Nicht weit. In zwei Stunden sind wir da. Seht, dort drüben die blauen Linien, das sind die Berge, an deren Fuß unsere Siedlung liegt.«
» Ich muss Euch noch einmal danken, Eliar. Nicht nur dafür, dass Ihr uns das Leben gerettet habt, nein, auch dass Ihr mit meinen Sohn gesprochen habt. Er war sehr verstört über das, was die Haie Kiet angetan haben. Doch es scheint ihm besser zu gehen.«
» Ich glaube, er war mehr verstört über das, was Ihr dem Seemann angetan habt, Herr.«
» Ich?«
» Ihr habt ihn betrogen und dafür gesorgt, dass nur er ausgelost werden konnte. Euer Sohn hat immer an Euch geglaubt, Herr, doch dieser Glaube ist nun erschüttert. Und er hat noch gar nicht verstanden, welche Folgen Eure Wunde und das Blut, das sie verströmt hat, für Euren Kameraden hatten. Aber irgendwann wird er sich an diesen Tag erinnern und begreifen, was für ein Mensch Ihr seid. Ihr solltet diesen Tag fürchten, Herr.«
» Ihr denkt, es sei meine Schuld?«
» Was ich denke, ist doch nebensächlich, Herr. Andere werden über Euch richten.«
Gajan schluckte und schloss die Augen. War es möglich, dass der Mann es gar nicht so meinte, wie es klang? Nein, er hatte es gesagt. Er würde es weitertragen, vielleicht sogar zu einem Richter laufen. Andere werden über Euch richten. Er hatte es gesagt.
» Und wer sind diese anderen? Haben sie Euch geschickt?«
» Herr?«
» Verstellt Euch nicht länger! Ich habe erkannt, was Ihr seid, Hexer!«
» Aber, Herr!«, rief der Alte erschrocken und hob die Arme zur Abwehr, als er das Messer in Gajans Hand sah.
» Hexer!«, rief Gajan noch einmal und stieß zu. Er erwischte den Alten knapp unterhalb der Rippen. Eliar stöhnte laut auf. Gajan riss das Messer hoch und spürte das Blut, das aus der klaffenden Wunde über seine Hände, seine Kleider strömte. Der Alte sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an und griff nach seiner Messerhand. Er ließ nicht los, und Gajan konnte sich nicht befreien. » Ich verfluche dich«, flüsterte der Alte. » Ich verfluche dich.« Dann sackte er zusammen, aber immer noch hielt er Gajans Hand eisern umklammert.
» Kumar«, rief Gajan leise. Sein Blick ging angstvoll hinüber zu seinem Sohn. Doch der schlief. » Kumar, er lässt mich nicht los.«
Der dunkelhäutige Mann fluchte leise, dann kam er ins Heck und löste mit starken Händen den Klammergriff. Gajan zog das Messer aus dem Leib und ließ es fallen. Kumar hob es auf und reinigte es im Meer, dann trocknete er es mit ernster Miene an seinen Kleidern ab. » Und wie wollt Ihr das Eurem Sohn nun erklären, Prinz? Oder irgendjemand anderem?«
Aber das wusste Gajan nicht. Plötzlich erschien ihm alles, was er getan hatte, völlig wahnsinnig. Dieser Alte, ein Knecht seiner Feinde? Es war lächerlich. Was hatte er getan?
Er wusch sich; immer wieder schöpfte er Wasser aus dem Meer, aber seine Kleidung blieb blutgetränkt. Dann weckte er Hadogan. » Es ist etwas …«, begann er, aber Hadogan sah die Leiche des Heilers und schrie entsetzt auf.
» Ich musste es tun. Er hat gedroht, einem Richter zu melden, was du ihm erzählt hast«, stieß Gajan hervor. Er hatte lange überlegt, was er sagen sollte, aber sein Kopf war wie leer gefegt, und er sagte das Erste, was ihm einfiel.
Sein Sohn wich vor ihm zurück. Hatte er Angst vor ihm? » Du hast …«
» Bitte, Hadogan, es war die einzige Möglichkeit. Du verstehst es nicht. Ich habe Feinde, Feinde, die nur darauf warten …«
Aber Hadogan hörte ihm
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