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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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höflich ist, Ordeg«, sagte sie zum missbilligend dreinschauenden Verwalter, » aber es stärkt unsere Position, wenn sie auf uns und nicht wir auf sie warten.«
    Sie ritten langsam durch die kalte Herbstluft. Der erste Eindruck war vielleicht nicht entscheidend, aber er würde die Sache doch erheblich erleichtern. Wie in Kisbaras Anweisungen festgehalten, tränkte sie während des Rittes ein Taschentuch mit der Essenz und verrieb sie unauffällig auf dem Hals und der Brust und vor allem auf der Innenfläche ihrer rechten Hand. Sie erreichten das Zelt, und Shahila ließ sich von einem Soldaten aus dem Sattel helfen. Der Mann wurde dabei ganz rot, was ihr sagte, dass das Mittel ganz offensichtlich wirkte. Sie trat an das Zelt heran, ging hinein und legte sofort den Mantel ab. Es war warm im Zelt, sogar zu warm, wie sie es angeordnet hatte, und sie hatte dafür gesorgt, dass ausschließlich Wein gereicht wurde. Ihr Gewand hatte sie mit großer Sorgfalt ausgewählt. Es war leuchtend rot, mit Perlen geschmückt und so tief ausgeschnitten, dass es schon beinahe gegen die guten Sitten verstieß. Im Elagir trugen Frauen so etwas zuhause, wenn sie ihren Mann ins Bett locken wollten, zum Vergnügen, oder wenn die Zeit günstig war, um ein Kind zu empfangen. Shahila lächelte in die Runde und war sehr zufrieden, als sie die offen stehenden Münder sah. Und noch hatten die Männer die Essenz Kisbaras gar nicht wahrgenommen.
    Es war Brahem ob Gidus, der sie den Männern vorstellte. Er war der Einzige, der halbwegs unbeeindruckt blieb, und Shahila folgerte daraus, dass er wohl wirklich eher Knaben bevorzugte, wie es hieß. Sie lächelte auch ihm freundlich zu und blickte in sein feistes Gesicht. Man erzählte sich auch, dass er seinem Verlangen niemals nachgab und stattdessen seine Liebe zu gutem Essen kultivierte. Es war leicht zu glauben, wenn man seinen fetten Wanst sah. Aber sie hatte es auch nicht auf den Gesandten abgesehen. Seerat Drubal, der ihr als Erster vorgestellt wurde, verstand es, sich zu beherrschen, allerdings konnte er ein leichtes Erröten nicht verhindern, als er in ihre Nähe kam. General Hasfal geriet dagegen regelrecht ins Stammeln, als sie behauptete, dass sie schon viel von dem berühmten Krieger gehört habe. Dann wurde ihr der jüngere Bruder vorgestellt. Sie sah sofort, dass Almisans Bericht zutraf: Der Mann hasste es, im Schatten des Generals zu stehen. Ihm schenkte sie ein besonders warmes Lächeln und drängte sich, wie unabsichtlich, dicht an ihn heran. Ihm, seinem Bruder und Seerat Drubal hatte sie besonders lange die Hand gegeben. Das war wichtig, denn so konnte sie die Essenz auf sie übertragen.
    Man tauschte Höflichkeiten aus, erkundigte sich besorgt nach der Gesundheit Belerans und nahm schließlich Platz. Shahila hatte dafür gesorgt, dass sie in einem sehr günstigen Licht saß. Sie war zufrieden, denn bis auf Gidus dachten die Männer wohl alle mehr an sie als an einen möglichen Krieg. Es gab allerdings noch eine Ausnahme, einen Mann, der sich im Hintergrund hielt, ihr nicht einmal vorgestellt worden war und der nun auch nicht an der langen Tafel Platz nahm. Es war der Wassermeister. Er nickte ihr nur flüchtig zu, als sich ihre Blicke begegneten. War er etwa gegen die Wirkung des Mittels gefeit? Shahila beobachtete ihn. Ihr war, als sei ihm ziemlich gleichgültig, was beraten wurde, und auch sie hörte zunächst kaum zu, als Richter Hert und Graf Gidus über Formalitäten stritten, und beschränkte sich darauf, hin und wieder ihr unwiderstehliches Lächeln zu zeigen. Sie hatte im Grunde schon fast erreicht, was sie erreichen wollte. Die Falle war gestellt, und die Männer, die sie hineinlocken wollte, würden ihr mit großer Freude folgen. Alles andere, was hier in den nächsten Stunden besprochen werden würde, war nur Geplänkel an der Oberfläche, und Shahila musste sich zusammenreißen, um dem Geschehen die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Als sie das nächste Mal aufblickte, war der Wassermeister verschwunden.
    Faran Ured hatte genug gehört und gesehen. Er bemerkte die ungeheure Wirkung, die von der Baronin ausging. Ein Liebeszauber?, fragte er sich, nachdem er das Zelt verlassen hatte. Will sie damit den Krieg verhindern? Er hatte die Gesichter der anderen Männer gesehen und hielt es für möglich, dass sie sogar Erfolg haben würde. Aber es würde ihr nichts nutzen. Ihre gefährlichsten Feinde saßen gar nicht in diesem Zelt, sondern dort drüben auf dem Köhlerhof, und sie

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