Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
waren zu allem entschlossen. Sie hatten es sogar darauf ankommen lassen, ihn, einen der mächtigsten Zauberer dieser Welt, gegen seinen Willen für ihre Pläne einzuspannen. Und nun wurde es Zeit, dass sie dafür bezahlten. Er musste fast lachen. Es gab nicht viel, was er ihnen antun konnte. Er kam sich vor wie ein Kind, das sich an einem Erwachsenen rächen will, indem es ihm lächerliche Streiche spielte. Noch war er nicht in der Lage, seinen Auftraggebern ernsthaft zu schaden, aber er wollte doch versuchen, wenigstens einige ihrer Vorhaben zu vereiteln, denn das würde sie beschäftigen, ablenken und ihm vielleicht die Möglichkeit geben, doch irgendwie seine Familie zu retten. Der Magier von Felisan würde das erste Opfer sein. Er würde den Anschlag vielleicht überleben, aber wenn die Bürger der Stadt den Zauberer in ihrem Hafen entdeckten, würde das seine dunklen Pläne vielleicht durchkreuzen, wenigstens aber erschweren – und das war besser als nichts.
Er ging den Hügel hinunter Richtung Bach, weil der Zauber, den er vor einigen Tagen im Hafen von Felisan gesät hatte, reif zur Ernte war. Er traf auf die ersten Vorposten des Heeres, und plötzlich sah er im Schein einer Fackel Köhler Grams dort stehen und in die Nacht starren. Eigentlich hatte Ured keine Zeit, aber irgendetwas an der Haltung des Köhlers veranlasste ihn, den Mann doch anzusprechen. » Meister Grams, Ihr seid nicht bei Eurem Geschütz?«, fragte er freundlich.
Grams schüttelte den Kopf. » Dieses ewige Schanzen und Graben, nein, ich wollte, ich wäre bei meinen Kohlen geblieben.«
Ured folgte dem Blick des Köhlers und erkannte endlich, wohin der Mann die ganze Zeit starrte: Es war ein großes, hell erleuchtetes Zelt, das in einiger Entfernung zu sehen war, mitten in einem kleinen Wäldchen errichtet.
» Da hat sich jemand auf meinem Hof niedergelassen«, erklärte Grams jetzt düster.
Ured zuckte mit den Schultern. » Überrascht Euch das? Das ganze Tal wird bald von Schanzen und Gräben durchzogen sein. Wenn Ihr mich fragt, habt Ihr sogar Glück. Das ist das Zelt von Botschafter Lanat, und der ist nicht hier, um das Land zu verwüsten, wie es einige Kameraden von Euch tun werden, sobald es hier ernst wird.«
» Glück«, schnaubte Grams.
» Tragt es mit Fassung, Meister Grams, so geht es eben zu, wenn der Krieg kommt. Und jetzt entschuldigt mich, ich habe zu tun.«
Damit ließ er den Köhler stehen, aber etwas in seinem Hinterkopf mahnte, dass das vielleicht ein Fehler war. Würde Grams ihm Ärger machen? Der Botschafter wusste vermutlich, dass der Mann ihn begleitet hatte, und was immer der Köhler unternahm, es würde auf ihn zurückfallen, und um seiner Familie willen durfte er Lanat unter keinen Umständen verärgern. Ured hastete weiter durch die Dunkelheit. Was sollte Grams schon machen? Der Botschafter war mit einer eigenen Leibwache unterwegs. Sie würden den Köhler in Stücke hacken, wenn er irgendetwas Dummes versuchen sollte.
Er schlug einen weiten Bogen um die anderen Vorposten und näherte sich so dem Kristallbach. Er brauchte einen Platz, an dem er ungestört sein würde. Schließlich fand er eine geschützte Stelle unter den Weiden, dunkel genug für seine Zwecke. Auf den ersten Blick sah alles gut aus, aber irgendetwas schien nicht zu stimmen: Er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Er kniete sich an das schmale Gewässer, trank einen Schluck Wasser und schloss die Augen. Ja, es war jemand in der Nähe, jemand, der sich entweder sehr gut versteckte oder … Ured erhob sich. » Ich grüße Euch, Meister der Schatten«, sagte er.
Wie aus dem Nichts tauchte ein großer, dunkler Umriss unter den tief hängenden Zweigen auf. » Seid mir ebenfalls gegrüßt, Meister des Wassers. Ich dachte mir schon, dass Ihr mich bemerken würdet.«
Ured zuckte mit den Achseln. Jetzt verfluchte er die tiefe Dunkelheit, die unter den Weiden herrschte, denn er konnte Almisans Gesicht nicht erkennen. » Ich war abgelenkt, sonst hätte ich Euch eher bemerkt. Wie lange folgt Ihr mir schon?«
Der Hüne beantwortete die Frage nicht. Stattdessen sagte er: » Die künftige Herzogin ist eine große Bewunderin Eurer Kunst, Meister Ured.«
» Ich bin nicht sicher, dass die Baronin sich jemals mit diesem Titel schmücken kann. Schließlich ist ein ganzes Heer erschienen, um das noch zu verhindern. Allerdings glaube ich auch nicht, dass es ihr wirklich um den Thron dieser armseligen Stadt geht.«
» Sondern?«
» Ich bitte
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