Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
das ein Zauber, irgendeine Teufelei von Euch, Baronin?«
Aber Shahila wusste es ebenso wenig wie der Gesandte. Sie starrte auf die Wiese und sah zu, wie das Wasser aus der Erde sickerte. Dann ertönte ein Signal, unten, vom Fuß des Hanges, wo die Soldaten des Seebundes ihre Belagerungsgräben aushoben.
» Werden wir angegriffen?«, fragte Hasfal und stürmte aus dem Zelt. Shahila fluchte innerlich. Sie hatte dem Mann noch nicht die entscheidende Nachricht übermitteln können. Sie war drauf und dran, ebenfalls hinauszustürmen, besann sich aber rechtzeitig auf die Würde ihres Titels und trat als Letzte hinaus. Sie blickte den Hang hinab. Es war viel Bewegung dort unten. Fackeln wurden geschwenkt, Männer rannten hin und her. » Unsere Gräben, dieses Wasser überschwemmt unsere Stellungen! Baronin, könnt Ihr mir das erklären?«, rief der General aufgebracht.
Sie legte ihm die Hand auf den Arm, sah ihm tief in die Augen, legte die Hand dann auf ihre kaum bedeckte Brust und sagte: » Ich schwöre, dass weder ich noch einer meiner Untergebenen irgendetwas damit zu tun hat.«
Der General war irritiert, und das Verlangen flackerte wieder in seinen Augen. Dann kam ein Hauptmann den Hang heraufgeschnauft und meldete, Wasser träte aus dem Boden und würde den gerade erst begonnenen Belagerungsring überschwemmen.
Ob hier der Wassermeister seine Hände im Spiel hat?, fragte sich Shahila. Doch zu welchem Zweck sollte er so etwas tun? Sie war ratlos, während die Delegation der Belagerer in großer Hast und unter Verzicht auf jede Förmlichkeit den Hang hinunterlief, um sich das Unglück aus nächster Nähe anzusehen. Sie erwischte den Seerat gerade noch rechtzeitig: » Rat Drubal, auf ein Wort bitte«, rief sie.
Der Rat blieb stehen. Sein Gesicht war undurchdringlich, aber seine Augen verrieten, dass ihm durchaus gefiel, was er sah. » Ich möchte Euch versichern, dass ich damit nichts zu tun habe, Drubal«, sagte Shahila.
» Das sagtet Ihr bereits, Baronin«, erwiderte der Mann trocken.
Shahila senkte die Stimme. » Ich hätte Euch noch weit mehr zu sagen, Drubal, doch ich sehe durchaus, dass dies weder der rechte Ort, noch die rechte Zeit ist.«
Sie konnte sehen, dass er mit sich kämpfte. Sein Verstand warnte ihn vor ihr, aber tief in ihm schien etwas anderes, etwas, das er vermutlich lange nicht mehr benutzt hatte, nämlich sein Herz, noch ein wenig bleiben zu wollen. » Ich kann Euch nicht folgen, Baronin«, sagte er langsam.
» Nicht jetzt, Drubal«, flüsterte sie. » Aber ich kann Euch eine Übereinkunft anbieten, zu unser beider Vorteil, Euch allein, im Geheimen, hier, eine Stunde vor dem Sonnenaufgang. Doch geht. Die anderen dürfen nichts merken.«
Sie drehte sich um, ließ ihn stehen und kehrte zurück zum Zelt.
» Hoffentlich ersaufen sie«, meinte Richter Hert grimmig. Er war offenbar verstimmt, weil er mit seinen Erläuterungen nicht zum Ende gekommen war.
» Versteht Ihr, was hier vor sich geht?«, fragte Shahila ihn. Auch hier draußen sickerte Wasser durch das Gras.
» Nein, Herrin, ich habe keine Erklärung. So etwas ist noch nie geschehen, und wir sollten zurück in die Stadt reiten, bevor diese Männer da unten in den Gräben auf den Gedanken kommen, einen Krieg zu beginnen.«
» So dumm werden sie nicht sein. Aber reitet schon vor, Hert, Ihr auch, Ordeg, und seht nach dem Rechten. Ich komme gleich nach.«
Sie ging ein paar Schritte den Hang hinab und blickte über das Chaos, das sich zu ihren Füßen ausbreitete. Im Licht der Fackeln zeigte sich ein Netz schmaler Wassergräben. Wie erwartet, tauchte Almisan bald aus der Dunkelheit auf.
» Haben wir das unserem Freund, dem Wassermeister zu verdanken?«, fragte sie.
» Nein, Hoheit. Er war ebenso überrascht wie ich, als es anfing, und er hatte keine Erklärung dafür.«
» Schade, ich dachte, es sei vielleicht ein erster, wenn auch sehr seltsamer Dienst in unserer Sache.«
» Leider habe ich ihn nicht überzeugen können, Herrin. Er wusste bereits von der Kammer, und er nimmt an, dass man in Frialis und Elagir ebenfalls unterrichtet ist. Ihr Geheimnis scheint ihn aber eher zu schrecken als zu locken, ja, er hat mich sogar davor gewarnt, sie zu betreten.«
» Wirklich?«
» Er meint, es könne verheerende Folgen haben, wenn ein Mensch diese alten Geheimnisse berührt.«
» Unsinn. Wenn es so wäre, dann gäbe es doch keinen so lange von Menschen gehüteten Zugang!«
» Das sind auch meine Gedanken, Herrin.«
» Er weiß also
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