Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Wasser.«
» Dass es so klingt, höre ich selbst, doch wo kommt es her?«
Aber das wusste die Dienerin nicht.
Plötzlich flog die Tür einer der Nebenkammern auf. Es war jene, in der der Zugang zu den unterirdischen Gängen der Stadt verborgen lag. In der Tür stand Kisbara. Sie war nur mit einem dünnen weißen Hemd bekleidet, beinahe nackt, wie Hamoch verwirrt bemerkte. Er sah zum ersten Mal, was für einen begehrenswerten, schneeweißen Leib sie unter ihrer Robe sonst verbarg. Ihr weißes Haar lag klatschnass am Kopf, und sie tropfte, ja, sie schien sogar zu frieren. Hamoch starrte sie mit offenem Mund an und versuchte das Rätsel, das ihm diese Erscheinung stellte, zu lösen.
Kisbara funkelte ihn feindselig an. » Eure Robe, Hamoch, gebt sie mir. Und macht den Mund zu, sonst fällt Euer letztes bisschen Verstand auch noch heraus. Und du, Sklavin, besorg mir ein paar Tücher und trockene Gewänder.«
» Aber was ist denn geschehen?«, stieß Hamoch hervor.
» Was geschehen ist? Ihr habt Wasser im Keller, Hamoch! Aber leider nicht nur im Keller, alle Gänge wurden geflutet! Es sieht aus, als hätten wir diese Mahre unterschätzt. Nur mit knapper Not bin ich dem Tod durch Ertrinken entronnen. Und nun gebt mir endlich Eure verdammte Robe!«
» Und – die Homunkuli?«, fragte Hamoch, als er langsam begriff, was Kisbara erzählte. Seine Hände öffneten automatisch die Knöpfe seines Gewandes.
» Ertrunken, Hamoch, was sonst? Hört Ihr mir nicht zu? Eure kleinen Ungeheuer waren einfach zu langsam. Jetzt schaut nicht so entsetzt drein, macht neue! Wir werden sie bald brauchen.«
Shahila von Taddora hörte dem langwierigen Austausch von Argumenten zu und fragte sich, wie sie das hier rechtzeitig zu Ende bringen sollte, ohne Verdacht zu erregen. Richter Hert bestand leider darauf, die Ermordung des letzten Herzogs noch einmal Punkt für Punkt durchzugehen und dabei mit Hilfe der von Shahila gefälschten Beweise darzulegen, dass der alte Quent hinter alldem steckte. Sie glaubte nicht, dass irgendjemand zuhörte. Es wurde offensichtlich, dass der General und die anderen hohen Herren längst ein Urteil gefällt hatten. Vermutlich arbeiteten ihre Leute irgendwo in Frialis schon daran, ihrerseits falsche Beweise zu erfinden, um nachzuweisen, dass Beleran und Shahila hinter der Ermordung steckten. Aber immerhin gewann sie Zeit, und sie hatte die Gelegenheit, ihre Feinde zu studieren.
Seerat Drubal war vermutlich der einflussreichste dieser Männer, der Antreiber hinter der Unternehmung. Er schien bis ins Mark vertrocknet zu sein, aber vielleicht verstand er seine Gefühle nur besser zu verbergen als andere. Er war ein Unsicherheitsfaktor, denn sie wusste nicht, ob er sich auf die Einladung, die sie ihm noch übermitteln wollte, einlassen würde. Macht interessierte ihn vielleicht mehr als Frauen. Graf Gidus war der gerissenste Mann im Zelt, er war nicht leicht zu täuschen, das hatte sie schon bei Hados Ermordung erfahren müssen, und er war für ihre weiblichen Reize nicht empfänglich. General Tarim ob Hasfal dagegen fraß ihr bereits aus der Hand, auch wenn sie gar nichts sagte und ihn nur sehr gelegentlich anlächelte. Sie wollte es nicht zu offensichtlich tun, denn ihre Blicke suchten doch auch immer wieder die Augen von Heseb, dem verdrossenen Bruder des Generals, der jedes Mal blöde grinste, sobald ihre Blicke sich begegneten. Kisbara hatte wirklich einen starken Zauber gewirkt, und dabei hatte sie das Mittel bisher nur schwach aufgetragen.
Sie stand auf und regte eine kurze Unterbrechung an, der bis auf Richter Hert alle Männer zustimmten. Shahila bat darum, sie zu entschuldigen, und trat vor das Zelt. Dabei warf sie General Hasfal einen Blick zu, der durchaus als Einladung zu verstehen war. Er folgte ihr beinahe unmittelbar.
» Ich glaube, Euer Richter hat vor, uns durch seine langatmigen Erläuterungen in die Flucht zu schlagen«, begann der General.
» Wie geistreich Ihr seid«, erwiderte Shahila und täuschte Bewunderung vor.
Der General lachte. » Mein Geist ist nicht einmal meine hervorragendste Qualität, werte Baronin«, sagte er. Shahila fand das mehr als plump, lächelte aber weiter.
» Eine schöne Stadt, und sie beherbergt wenigstens einen besonderen Schatz«, fuhr der General fort, » aber ich werde sie einnehmen, mögen ihre Mauern noch so stolz sein.«
» Vielleicht ließe sich ja eine Pforte finden, durch die Ihr ohne Gewalt eindringen könntet, in das Herz dieser … Stadt.«
Der
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