Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
General trat nahe an sie heran. » Ob Widerstand oder nicht, ich pflege zu erobern, was mir gefällt.«
» Nicht jetzt, General. Aber in der Stunde vor dem Morgengrauen. Genau hier. Kommt allein, und wir können darüber reden, wie ich mich Euch ergeben kann«, hauchte Shahila.
Der General packte sie an der Schulter – vielleicht hätte er sogar gewagt, sie zu küssen, wenn sich nicht hinter ihm jemand laut und vernehmlich geräuspert hätte. » Heseb, was willst du denn hier draußen?«, knurrte Tarim ob Hasfal.
» Ich bringe der Baronin ihren Mantel. Es ist kühl hier draußen, und … oh, Graf Gidus wollte dich dringend sprechen.«
» Jetzt?«
» Jetzt, Bruder.«
» Geht nur, General«, sagte Shahila, » wir können diese Unterhaltung auch später fortführen.«
Hasfal salutierte, warf seinem Bruder einen missmutigen Blick zu und verschwand im Zelt.
» Ich hoffe, er wurde nicht unschicklich, werte Baronin«, sagte Heseb ob Hasfal und half ihr in den Mantel.
Shahila lächelte ein wenig bekümmert und sagte: » Ich fürchte, er wurde es, Meister Hasfal.«
» Er weiß sich einfach nicht zu benehmen.«
» Nun, er ist ein Soldat, immer etwas zu tollkühn, nicht wie Ihr, ein Mann des Geistes.«
» Und ratet, wem die Herzen der Menge zufliegen, werte Baronin«, meinte der Magier verdrossen.
» Die Herzen der Menge sind unstet, selten lange treu, aber leicht zu gewinnen, Heseb. Die Herzen der Frauen sind schwerer zu gewinnen, Meister Hasfal«, hauchte Shahila und trat nah an den Zauberer heran.
» Der Frauen, ja«, sagte dieser und wurde rot.
» Ich möchte Euch um Rat bitten, Heseb, in einer … privaten Angelegenheit.«
» Herrin, wenn, also wenn ich irgendetwas …«
» Ich habe einen Mann gesehen, erst kürzlich, es kommt mir vor, als wäre es heute geschehen. Ein Mann von offensichtlich unterschätzten, aber sehr hohen Talenten.«
» Talente?«
» Ich würde ihn gerne treffen, alleine. Hier, eine Stunde vor Sonnenaufgang. Glaubt Ihr, er wird erscheinen?« Sie lächelte ihn an und kam ihm so nahe, dass nur eine winzige Bewegung ihre Lippen zueinandergebracht hätte.
Der Magier wechselte die Farbe und flüsterte heiser: » Er wird hier sein, Herrin.«
» Ich kann es kaum erwarten, doch – geht wieder hinein. Euer Bruder würde vielleicht Verdacht schöpfen. Er ist eifersüchtig auf Euch, wusstet Ihr das?«
» Auf mich?«
» Er weiß, dass Ihr ihn in allen Dingen übertreffen würdet, ließe man Euch denn.«
» Übertreffen?«
» Ja, doch geht, Ihr gefährdet sonst meinen guten Ruf.«
Der Magier stolperte davon, und Shahila wartete. Eigentlich sollte sich doch auch Seerat Drubal noch hier draußen blicken lassen. Vielleicht war er wirklich schwieriger zu knacken als diese beiden Brüder, die ihr so leicht verfallen waren. Sie seufzte und fragte sich, ob sie ihr Ziel auch ohne Kisbaras Mittel erreicht hätte. Sie ärgerte sich sogar ein wenig, dass sie keine Gelegenheit hatte, es herauszufinden. Noch eine Weile stand sie vor dem Zelt, dann ging sie hinein. Drubal war offensichtlich in der Lage, sich und seine Triebe zu beherrschen.
Die Beratungen gingen weiter, aber es schien Shahila, dass nun wirklich niemand mehr Herts langatmigen Ausführungen zuhörte. Vielmehr schien es, dass beinahe alle Blicke auf sie gerichtet waren. Das Feuer, das die Männer schwitzen und zum Wein greifen ließ, zischte. Shahila tat ernsthaft und sandte nur dann und wann einen Blick zu dem einen oder anderen. Wenn alles gut ging, konnte sie dieses kleine Heer in der kommenden Nacht enthaupten, und vielleicht würde ihr die folgende Verwirrung genug Zeit verschaffen, die Kammer zu öffnen. Sollten sie sie doch belagern – das konnte Monate dauern, vor allem, wenn niemand da war, der dieses Heer befehligte.
Dennoch fürchtete sie den beinahe unvermeidlichen Krieg. Ihr Vater wollte ihn, und er hatte nur noch nicht begonnen, weil der Große Skorpion unbedingt seinen Feinden den ersten Schuss überlassen wollte. Es machte sie verrückt, dass sie nicht wusste, wie seine Pläne aussahen, während er über jeden ihrer Schritte Bescheid zu wissen schien. Das Feuer zischte wieder und begann zu qualmen, gleichzeitig bemerkte Shahila, dass ihre Füße nass wurden. Sie blickte nach unten. Wasser trat aus der Wiese hervor. Auch die anderen im Zelt bemerkten die Veränderung.
» Zum Henker, was ist das?«, fragte General Hasfal und sprang auf.
» Wo kommt dieses Wasser her?«, wollte der misstrauische Graf Gidus wissen. » Ist
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