Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
bin sicher, dass ich mit Hilfe dieser Proben nachweisen kann, dass es rund um Atgath Silber gibt.«
Der Hauptmann glotzte ihn erst an, dann lachte er schallend. » Silber in Atgath? Der ist gut! Jeder weiß doch, dass es dort Silber gibt, nur leider sind die Adern so kurz und dünn, dass sich das Ausbeuten nicht lohnt. Geht hinein, Ihr mit Euren Steinen, doch erwartet nicht, dass man Euch viel dafür bezahlen wird!« Der Hauptmann grinste breit, als er sie durchwinkte, und sie hörten ihn wieder lachen, als sie das Tor schon hinter sich gelassen hatten.
Faran Ured lotste den Köhler in eine stille Seitenstraße. » Wenn Ihr wollt, könnt Ihr die Kiste hier ausleeren, Meister Grams. Wir brauchen die Steine wohl nicht mehr.«
» Ich verstehe immer noch nicht, warum ich erst das Silber vergraben und dann diese Steine hierherschleppen musste.«
Ured lächelte. » Es hat diesen Mann immerhin davon abgehalten, sich meine Tasche näher anzusehen. Es wäre mir nicht recht, wenn man mich wegen meiner vielen Kräuter, Fläschchen und Tiegel am Ende noch für einen Zauberer hielte.«
» Und wie bekommen wir das Silber in die Stadt?«
» Das müssen wir vielleicht gar nicht. Ein guter Kapitän wird auch sicher eine Möglichkeit finden, uns außerhalb der Stadt aufzulesen.«
» Ein Schiff«, murmelte Grams nachdenklich. » Ich weiß nicht, ob ich auf ein Schiff gehen will.«
» Wir werden sehen«, erwiderte Ured freundlich. Er hatte gar nicht vor, den Köhler mitzunehmen. Es wurde immer anstrengender, ihn unter dem Bann zu halten, und je eher das vorbei war, desto besser. Oder würde er auch an Bord eines Schiffes noch einen Leibwächter brauchen? Nein, war er erst einmal auf dem Wasser, brauchte er keine Hilfe mehr, schon gar nicht von diesem trunksüchtigen Köhler. Aber er musste sich beeilen. Das Wasser hatte ihm seine Frau und seine Töchter nicht zeigen können, und das Haus auf der Insel sah verlassen aus. Das hieß vielleicht, dass sie verschleppt worden waren. War das womöglich die Strafe seiner Auftraggeber für sein eigenmächtiges Handeln? Der Gedanke machte ihn ganz krank. Was hatte er schon groß getan? Er konnte nur hoffen, dass er ein schnelles Schiff und einen zuverlässigen Kapitän fand, der nicht allzu viele Fragen stellte. Er musste nach Hause – wenn seine Familie wirklich fort war, dann … er wollte es sich nicht ausmalen, lieber dachte er, dass er dort ihre Spur aufnehmen könnte. Er würde sie finden – schließlich war er ein Zauberer!
Er schob die düsteren Gedanken zur Seite, schlug dem Köhler aufmunternd auf die Schulter und wies auf ein Haus, über dessen Pforte ein Schiff mit einer Krone im Segel auf ein Schild gemalt war. Dann drückte er ihm einige Münzen in die Hand. » Seht Grams, dort ist Eure Schänke. Seid doch so gut und wartet dort auf mich. Und Ihr müsst diese Steine wirklich nicht weitertragen.«
Der Köhler blickte stumm auf die glänzenden Kupfer- und Silbermünzen in seiner großen Hand, aber immer noch leerte er die Kiste nicht aus.
» Nur zu, ich bin bald zurück. Aber tut mit den Gefallen und versucht, keinen Streit anzufangen, versteht Ihr?«, sagte Ured, nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte. Er hob die Stimme ein wenig und blickte Grams in die Augen, um den Bann zu erneuern.
Dann trennten sie sich, und Ured sah seinem stämmigen Begleiter, der mit der Kiste auf der Schulter das Wirtshaus ansteuerte, kopfschüttelnd nach. Nun hatte Grams doch endlich Gelegenheit, seiner Trunksucht nachzugeben, aber diese Aussicht schien ihn irgendwie nicht zu erfreuen. Ja, vor der Tür zögerte er sogar. Ured hielt inne. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah sich um, konnte aber außer einigen Menschen, die ihrer Wege gingen, nichts Auffälliges entdecken. Nur Grams stand mit seiner Kiste vor der Schänke und trat einfach nicht ein. Faran Ured zuckte mit den Schultern, ordnete seine Kleidung und eilte hinunter zum Hafen. Er brauchte ein Schiff.
Heiram Grams blickte auf das Schild mit dem gemalten Schiff. Er hatte noch nie ein Schiff gesehen, weil er noch nie aus Atgath herausgekommen war. Er kannte nur einige Erzählungen, in denen Schiffe vorkamen. Meistens ging es darum, dass sie untergingen. Er hielt das für ein schlechtes Omen, aber Meister Ured hatte gesagt, er solle dort drinnen warten. Er blickte ihm nach, wie er die holprige Straße hinabeilte. Komische Stadt, dachte Grams . Die Häuser sind größer als die in Atgath, und
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