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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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so ein mächtiges Stadttor haben wir auch nicht, aber dafür sind ihre Straßen schlecht gepflastert. Er schüttelte den Kopf. Dann fiel ihm noch etwas auf: Ein Mann in einem grauen Mantel folgte Meister Ured. Er war vorsichtig, hielt Abstand, aber Heiram Grams erkannte dennoch, dass dieser Mann seinen Gefährten verfolgte. Er runzelte die Stirn. Irgendetwas sagte ihm, dass er Ured nachgehen und ihn warnen sollte, aber der hatte ihm aufgetragen, in dieser Schänke auf ihn zu warten. Unschlüssig verharrte er vor der Pforte, aber dann trat er doch ein. Er konnte ebenso gut bei einem Krug Bier darüber nachdenken, was zu tun war.
    Aina verließ das Schiff etwa zwei Stunden, nachdem sie es betreten hatte, und sie sah nicht sehr glücklich aus. Sie ging so dicht an Jamade vorüber, dass diese den leichten Duft nach Jasmin riechen konnte, der die junge Frau umwehte. Sie folgte ihr in gebührendem Abstand. Offenbar strebte die Oramari zurück zu ihrem Quartier in einer der besseren Herbergen der Stadt, die in einem höher gelegenen Viertel lag. Almisan hatte Jamade den Namen genannt. Er war offensichtlich sehr gut informiert über das, was seine Verbündeten taten. Aina schien in Gedanken versunken, blickte nicht nach rechts und nicht nach links und bemerkte nicht die vielen Blicke, die ihr folgten. Vielleicht war sie es aber auch nur gewohnt, dass die Männer sie angafften. Jamade wurde hingegen gar nicht beachtet, und sie fand Gelegenheit, in einer dunklen Seitengasse noch einmal die Gestalt zu wechseln. Jetzt war sie ein junger Mann, ein Hirte wie der, den sie auf dem Weg von Atgath herunter getroffen hatte.
    Sie folgte Aina weiter, und immer noch erwog sie zwei verschiedene Wege, Ainas Vertrauen zu gewinnen. Der erste Plan war, sie vor einem Überfall zu retten. Sie mochte ihn, denn er beinhaltete Blut, das Blut eines Mitwissers, den sie aber erst anwerben müsste. Eigentlich war ihr klar, dass das nicht ernsthaft in Betracht kam, denn es hätte umständlicher Vorbereitungen bedurft. Der zweite Plan war besser, aber weit weniger spektakulär. Sie seufzte, denn natürlich war die Sache schon entschieden. Sie lief schneller, überholte Aina und verschwand in einer Nebenstraße, dann suchte sie sich eine dunkle Ecke und wandelte erneut ihre Gestalt. Sie wartete, bis sie Ainas leichte Schritte hörte, und trat dann so schnell hervor, dass sie fast mit ihr zusammengestoßen wäre.
    Sie schrie leise, wie vor Schreck, auf, und Aina prallte erschrocken einen Schritt zurück. » Verzeiht, ich war unaufmerksam, in Gedanken!«, rief Jamade, scheinbar bekümmert.
    » Aber es ist doch nichts geschehen«, beruhigte sie Aina und betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. » Ihr seid aus Oramar, oder?«, fragte sie dann.
    » So ist es, Herrin, verzeiht, aber ich bin fremd … und die Leute in dieser Stadt … und ich bin ganz allein …«
    » Nun, nicht ganz allein, denn wisst, ich bin auch aus Oramar und somit ebenso fremd wie Ihr in dieser Stadt.«
    Jamade antwortete nicht, sondern tat höchst erstaunt und gleichzeitig, als müsse sie mit ihren Tränen kämpfen. Das war der schwierigste Teil. Jamade hatte bei den Schatten viel gelernt, aber Gefühlsregungen zu zeigen, gerade solche der Schwäche, gehörte nicht dazu. Natürlich wollte Aina wissen, was ihr fehlte und ob sie ihr helfen könne, und dann lud sie Jamade, die sich nun Amara nannte, ein, mit in ihr Quartier zu kommen, und sie duldete keinen Widerspruch.
    Sie hat ein gutes Herz, dachte Jamade, während sie stammelnd berichtete, dass sie die Tochter eines Kaufmannes sei, der sie aber verstoßen habe, weil sie sich in einen Haretier verliebt hatte. » Ich bin ihm heimlich nach Felisan gefolgt, habe all meinen Schmuck gegeben, um die Fahrt zu bezahlen, doch als ich hier eintraf, erfuhr ich, dass er bei einem Streit getötet worden war. Und seine Familie will nichts von mir wissen, da ich nun einmal aus Oramar stamme, und Ihr wisst, dass sie uns hassen«, erzählte sie unter Tränen.
    Aina weinte mit ihr und bot ihr jede erdenkliche Hilfe an, und als heraus war, dass die angebliche Amara völlig mittellos war, lud sie sie wie selbstverständlich ein, das Quartier in der Herberge, die sie mittlerweile erreicht hatten, mit ihr zu teilen: » Es ist groß genug für zwei, doch bis jetzt muss ich dort alleine auf den einen warten, der niemals kommen wird.«
    » Ihr wartet auf jemanden? Oh, wie ich hoffe, dass er zu Euch kommt. Erzählt! Wer ist er, Herrin?«
    » Nicht Herrin, Aina

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