Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
ist mein Name, und so solltest du mich nennen. Und von ihm berichten? Nun, vielleicht später. Hast du Hunger? Lass uns den Wirt fragen, ob sein Koch uns etwas nach einem Rezept aus Oramar zubereiten kann. Ich habe ihn immerhin so weit, dass er brauchbare Palwa hinbekommt. Und dann lass uns auf meine Kammer gehen und überlegen, wie wir dir helfen können.«
Jamade nahm das Angebot an. Es war später Nachmittag und besser, nichts zu überstürzen, auch wenn die Zeit drängte. Bis zum Morgengrauen kann ich sie aushorchen, dachte sie , denn ist es erst einmal hell, ist es schwer, die Leiche unauffällig loszuwerden.
Ela Grams redete und redete, und es schien sie nicht zu stören, dass Sahif, der vorneweg marschierte und einen Weg abseits der Straße suchte, ihr nicht antwortete. Sie war der Meinung, dass sie mit ihren Zaubermänteln mitten durch ihre Feinde hindurchspazieren könnten. Sahif war sich nicht sicher, ob sie seine Erklärungen verstanden hatte, dass ihre Feinde sie vielleicht weder sehen noch hören, aber sie durchaus fühlen konnten oder auch nur einen Ast, den sie bewegten, sehen mochten. Es war ihm inzwischen auch gleich, und ihr beständiger Wortschwall wurde durch die Mäntel gedämpft, das machte es erträglich. Immerhin hatten sie so herausgefunden, dass man ihre Stimmen nur hören konnte, wenn man selbst einen Zaubermantel trug. Er bekam immer mehr Achtung vor der Kunst der Mahre, während er durch die kargen Gebirgsausläufer Richtung Felisan stapfte und einfach nicht in Stimmung für Geplauder war.
» Was?«, fragte er jetzt doch, denn sie hatte ihn irgendetwas zum zweiten oder dritten Mal gefragt. Er drehte sich um.
Ela Grams war stehen geblieben, und in erneuter Faszination betrachtete er ihre blasse, aber deutliche Gestalt im Tarnmantel. Sie schien ihm etwas zeigen zu wollen, denn ihr Arm wies zurück. Er löste seine Gedanken von der Zauberkraft der Mahre und sah, was sie meinte. Da waren dunkle Punkte am Berghang, drei an der Zahl, und sie waren an einer Stelle, die sie selbst vor Kurzem passiert hatten.
» Schön, dass du dir endlich die Mühe gibst, auf mich zu hören«, sagte Elas gedämpfte Stimme.
Er brummte irgendwas zurück und beobachtete die drei Gestalten.
» Sie haben unsere Fährte«, stellte er schließlich fest.
» Was?«
» Es sind Damater, Krieger meiner Schwester. Sie haben unsere Fährte gefunden. Die Himmel mögen wissen, wie sie das auf dem steinigen Grund geschafft haben.«
» Aber die Mäntel!«
» Verbergen unsere Fußabdrücke nicht.«
» Und jetzt?«
» Sollten wir uns beeilen. Es wird zum Glück bald dunkel. Dann werden wir sie abhängen.«
Sie hasteten weiter, und Sahif gab sich zuversichtlich, dass sie ihre Verfolger mit der Dämmerung loswerden würden, schließlich mussten diese unter Mühen kaum sichtbaren Trittspuren am Berg folgen, während sie selbst am Hang recht schnell vorankamen.
Dann rutschte Ela Grams aus.
Sie schrie leise auf, und Sahif fuhr herum und packte sie am Handgelenk, bevor sie vollends den Hang hinabrutschte. Er wusste, dass niemand außer ihm ihren Schrei gehört haben konnte, aber sie hatte einige Steine losgetreten, und die sprangen in einer flachen Staubwolke den Berg hinab. Er blickte zurück. Ihre Verfolger hatten die kleine Lawine bemerkt, und ganz offensichtlich waren sie sich schnell einig, dass sie nun auf das Spurenlesen verzichten konnten. Sie rannten beinahe.
» Es tut mir leid«, sagte Ela Grams.
» Es war meine Schuld«, erwiderte er. » Wir hätten doch besser die Straße genommen. Und jetzt komm.« Er nahm ihre Hand und zog sie bergauf.
» Aber das ist nicht der Weg nach Felisan.«
» Nein, aber den können wir auch nicht nehmen, solange die da uns so dicht auf den Fersen sind.«
Sie kletterten den Hang über scharfkantige Grate und vorspringende Felsen hinauf, so schnell die Köhlertochter konnte. Sahif blickte zurück und sah, dass die Bergkrieger aufholten. Dann entdeckte er, dass der nächste Buckel etwas höher und mit grobem Geröll übersät war.
» Da hinüber, schnell«, sagte er.
Sie liefen unter dem Geröllfeld hindurch, und Sahif war es jetzt gleich, dass sie dabei immer wieder kleine Steine lostraten. Er hörte die Bergkrieger rufen. Sie denken, sie jagen einen Schatten, deshalb wundern sie sich nicht, dass sie uns nicht sehen können, dachte er grimmig. Ihnen reichen die Steine, die wir lostreten, um uns zu folgen. Als sie das Geröllfeld hinter sich gelassen hatten und durch den Buckel
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