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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Schaukeln brachte.
    Greyfriar klammerte sich am Bug fest und hätte sie beinahe angesehen, hielt dann aber inne. »Nein. Das ist nicht mein Blut.« Beinahe schwang Scham in seinem Tonfall.
    »Oh.« Adele setzte sich wieder und hielt die Ruderpinne ruhiger. »Brauchst du Hilfe?«, fragte sie nervös.
    Seine Antwort kam schnell. »Nein.« Einen Augenblick später beruhigte sich seine Stimme. »Ich komme schon zurecht.« Er zog seine Kleider wieder an und verbarg seine Identität aufs Neue vor ihr.
    »Ich bin froh, dass du nicht verletzt bist.« Adele konnte ihre Enttäuschung darüber, dass er ihre Sorge abgetan hatte, nicht verbergen. Aber er war ein Krieger und stolz. Sie kannte seinesgleichen aus der Zeit, die sie mit Colonel Anhalt verbracht hatte.
    Während auf ihrer Reise nach Norden ein weiterer Tag verstrich und dann noch einer, beobachtete Greyfriar aufmerksam die Küstenlinie. Als sie an Land ihr Lager aufschlugen, war er ruhelos. Sie näherten sich ihrem Bestimmungsort, und höchstwahrscheinlich machte er sich Sorgen, dass in letzter Minute noch etwas schiefgehen könnte. Adele hoffte, er würde sie ins Vertrauen ziehen, aber am nächsten Tag auf See blieb er immer noch stumm.
    »Also«, meinte sie unumwunden, »inzwischen müssten wir uns vor der Küste Schottlands befinden. Stimmt’s? Es wundert mich, dass es einen sicheren Ort in Schottland geben soll. Das ist Prinz Gareths Gebiet.«
    Greyfriar zuckte zusammen. »Ja, das ist Schottland. Aber du hast von Prinz Gareth nichts zu befürchten.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Bist du ihm in London nicht begegnet?«
    »Doch. Warum?«
    »Was … was hältst du von ihm?«
    Die Prinzessin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Er war merkwürdig. Er schien sich für die menschliche Kultur zu interessieren.«
    »Ja. Er ist nicht dein Feind.«
    »Nun, jedenfalls schien er besser als Cesare zu sein.«
    »Danke.«
    »Was?«
    »Ach, nichts. Menschen sind in Schottland sicherer als irgendwo sonst in Großbritannien.« Bevor Adele ihm noch weitere Fragen stellen konnte, deutete er zur Küste. »Da. Segle in diese kleine Bucht. Vorsichtig. Mir wurde gesagt, das Meer hier sei tückisch. Wir werden an Land gehen und den Rest des Weges zu Fuß hinter uns bringen.«
    Gehorsam justierte Adele das Ruder und trimmte die Segel. Sie lenkte das Boot um eine felsige Landzunge. Es gab Anzeichen für eine Stadt an der Küstenlinie, und der beißende Geruch von Rauch hing in der Luft. Nach vielen Minuten vorsichtiger und anstrengender Segelmanöver brachte sie das vollgelaufene, alte Boot dicht an den Strand. Als sie nahe genug waren, sprang Greyfriar ins eisige Wasser und zog das Boot ans Ufer, bis es über den Fels schrammte. Dann reichte er Adele die Hand. Der felsige Untergrund war tückisch, doch Greyfriar ließ ihre Hand nicht los, bis sie sich tropfnass den zerklüfteten Strand emporgearbeitet und das Meer hinter sich gelassen hatten.
    Schließlich wurde der Untergrund ebener, und sie überquerten etwas, das wie ein ausgefahrener Wagenweg aussah. Adele zögerte, da ihr Instinkt ihr sofort riet, sich an weniger gut bereiste Pfade zu halten, doch zu ihrer Überraschung schüttelte Greyfriar den Kopf.
    »Hier sind wir sicher genug. Ich kenne diese Gegend gut.«
    Beunruhigung regte sich in ihr. Wie konnte sich ein einzelner Mensch tief im Vampirterritorium so ungezwungen bewegen? In der Ferne erblickte sie die graue Silhouette einer Stadt. Ein Wald aus Rauch stieg aus vielen Schornsteinen auf.
    »Was ist das für ein Ort?« Mit wachsender Bedrängnis sah sich Adele um.
    »Edinburgh.«
    »Edinburgh? Bist du verrückt? Warum sollten wir dorthin gehen?«
    »Du musst mir vertrauen, Prinzessin. Was ich tue, ist zu deiner Sicherheit.«
    Adele blieb wie angewurzelt stehen. Sie konnte deutlich eine düstere Burg erkennen, die in der Ferne auf einer nackten Felsklippe thronte und die graue Stadt überblickte. Ihre schwarzen Steine schwebten bedrohlich wie Schatten im sich auflösenden Nebel. Sie wusste, welche Monster dort lebten.
    Greyfriar hatte gehofft, dass sie näher an der Stadt sein würden, wenn er sich ihr zu erkennen geben musste. Sie befanden sich immer noch unter freiem Himmel und waren deshalb verwundbar. Doch er wusste, dass das Vertrauen, das er bei Adele hatte gewinnen können, schnell schwand. Beinahe unmerklich sanken seine Schultern herab. »Ich sagte dir doch einmal, dass dein Vertrauen auf die Probe gestellt werden würde.«
    »Aber das hier erscheint mir ein

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