Schattenprinz
stellen, brannte darauf, eine weitere Bestie zu vernichten. Doch diese war schlau. Sie konnte die Kraft riechen, die in ihrem Gegner aufwallte, und wollte sich nicht erwischen lassen. Sie stieg höher, um Abstand zu gewinnen. Dann drehte sich der Jäger zu Gareth um. In seinem Blick stand weder Überraschung noch Wut. Dazu war ein Jäger zu einfach gestrickt. Er war eine Tötungsmaschine, speziell darauf trainiert, sein Ziel zu jagen und zu töten.
Nun, da er eine gewisse Position der Überlegenheit eingenommen hatte, griff er Gareth an.
Der Prinz warf sich zur Seite, als lange Krallen die Luft durchschnitten, wo er gerade noch geschwebt hatte. Doch der Jäger verdrehte seinen wendigen Körper, streckte einen seiner krallenbewehrten Füße aus und riss eine lange, klaffende Wunde in Gareths Oberschenkel. Dieser packte das haarige Bein des Jägers und zog ihn zu sich. Er würde nicht zulassen, dass die Kreatur ihn umkreiste und erneut zuschlug, um ihn mit den Hieben ihrer Krallen zu schwächen. Gareth war seiner wendigen Schnelligkeit nicht gewachsen. Die einzige Möglichkeit, die Bestie zu Fall zu bringen, bestand darin, dicht in ihrer Nähe zu bleiben, wo ihm seine Kraft einen Vorteil verschaffen konnte, bevor sie nachließ.
Der Jäger kreischte protestierend auf, als er festgehalten wurde. Immer wieder schlug er mit Klauen und Zähnen nach Gareth, der spüren konnte, wie der Blutverlust ihn schwächte. Es fiel ihm schwer, seinen Gliedern zu befehlen, die Bestie festzuhalten. Er drohte den Kampf um Adeles Sicherheit zu verlieren.
Die Angst, dass diese Kreatur sie angriff, verlieh ihm neue Kraft, die grausame Verstümmelung zu ertragen. Er schlang die Arme um den Kopf der Bestie, wobei er die Tatsache ignorierte, dass er dadurch seine Brust ungeschützt ihrem Angriff aussetzte. Dann nahm er den Rest seiner schwindenden Kraft zusammen und riss den Kopf herum. Die Kreatur stieß einen heulenden Aufschrei aus, der abrupt mit einem dumpfen Knacken endete, und erschlaffte in Gareths Griff.
Der angeschlagene Prinz ließ sie los und sah zu, wie sie trudelnd zur Erde weit unter ihm stürzte, gefolgt von Tropfen seines eigenen Blutes. Er war schwer verwundet, das wusste er. Sein Blickfeld wurde grau. Er musste sich zu Boden sinken lassen, bevor er das Bewusstsein verlor. Doch da erklang eine Stimme hinter ihm.
»Eigenartig, dass die Jäger mich zu dir geführt haben.« Die Worte waren durchzogen von Argwohn und Gehässigkeit.
Flay.
Erschöpft wandte sich Gareth zu ihr um. Mitglieder der Pale waren bei ihr. Es zeugte von ihrer absoluten Unverfrorenheit, dass sie so viele ihrer Soldaten in sein Territorium brachte.
Er fletschte die Zähne zwischen blutverschmierten Lippen. »Ich erlaube keine Vampire in meinem Land. Und ganz besonders keine Handlanger meines Bruders.«
Wütend verzog Flay das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse, rang sich jedoch geheuchelte Ehrerbietung ab. »Ich bin auf der Suche nach einer entlaufenen Gefangenen, der Prinzessin Adele. Die Jäger haben ihre Spur bis hierher verfolgt, großer Lord.« Sie starrte hinunter auf den verkrümmten Kadaver eines ihrer Schoßhündchen weit unter ihnen. »Ich weiß, dass sie hier ist. Irgendwo.«
»Verschwinde. Sofort!«
Mit einem grausamen Lächeln zeigte Flay ihre scharfen Eckzähne. »Obwohl sie technisch gesehen deine Gefangene ist, hat Cesare großzügig angeboten, die Verantwortung für sie wieder zu übernehmen.«
»Wie liebenswürdig. Aber ich verzichte.«
»Cesare kommt mit einem Luftschiff, um die Gefangene abzutransportieren, sobald ich sie aufgespürt habe.« Mit einer eleganten Geste deutete Flay auf die Burg in der Ferne. »Vielleicht bietest du mir deine Gastfreundschaft an, während wir auf deinen Bruder warten.«
»Du wirst keinen Fuß auf mein Land setzen. Verschwinde!« Gareth hielt sie mit der einzigen Waffe hin, für die er noch Kraft hatte, indem er den empörten Edelmann spielte. Er musste sich kostbare Zeit verschaffen, bevor Cesare mit Verstärkung ankam.
Die Kriegsführerin ärgerte sich über seinen hochmütigen Tonfall. Jede ihrer Gesten verriet, dass sie sich wünschte, ihn anzugreifen und dieser lächerlichen Scharade des Respekts ein Ende zu setzen. Gareth hatte seine Chance bei ihr gehabt, und er hatte auf ihr Angebot gespuckt.
Flay hielt ihre Wut nur noch mit Mühe im Zaum. »Du machst einen großen Fehler.«
»Vielleicht den schlimmsten, den ich gemacht habe, seit ich es versäumte, dir in London den Kopf
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