Schattenprinz
Töten hielt er inne, und ein Funken Hoffnung fand den Weg in seine Seele. Er drehte sich um.
Blutend streckte Adele die Hand nach ihm aus, während sich die letzten Rauchfäden um sie herum auflösten. »Bitte … nicht.«
Grob schleuderte Gareth den Mann von sich und rannte an Adeles Seite. Er hielt sie wieder in den Armen und vergrub den Kopf an ihrer Wange.
Mit den Händen versuchte Gareth, das Blut aufzuhalten, das langsam hervorsickerte. Sanft strich er ihr das Haar aus den Augen.
»Du darfst ihm … nicht wehtun«, murmelte sie.
Gareth konnte nicht verstehen, was er da hörte. War das Liebe? Loyalität gegenüber ihresgleichen? Bloße Güte? Es spielte keine Rolle mehr. Die Prinzessin würde sterben. Er warf einen Blick auf den zusammengesunkenen Mann auf dem Steinpfad. Da er wusste, was geschehen musste.
»Du musst mit ihm gehen«, flüsterte Gareth ihr zu. »Er kann dich retten.«
»Ga…reth …« Sie hob eine zitternde Hand zu dem Gesicht, das nicht mehr wild und grausam wirkte.
»Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit …« Seine Stimme brach, und er streifte zart ihre Wangen mit den Lippen. »Ich werde dich nie vergessen. Versprich mir, dass du mich nie vergessen wirst.«
Gareth erhob sich. Adele versuchte sich an ihm festzuhalten, doch er machte sich los, und der Saum seines Gehrocks glitt ihr aus den Fingern. Der Prinz betrachtete den jämmerlichen Clark mit seinem unmenschlichen, falschen Gesicht, der sich nun aufsetzte und sich die blutende Kehle hielt. Clarks andere Hand tastete nach etwas an seiner Hüfte, doch er war immer noch zu benommen, um sich tatsächlich koordiniert zu bewegen.
Gareth holte tief Luft und sprach den Senator an: »Nimm sie und geh.« Schnell drehte er sich um und verschwand im zerstörten Herzen der Burg.
Senator Clark kam taumelnd auf die Füße. Der Vampir hatte ihn völlig in seiner Gewalt gehabt und es dann nicht zu Ende gebracht. Stattdessen hatte sich der Abschaum umgedreht, um sich an der Prinzessin zu laben. Eine typische feige Bestie. Er richtete sich auf und zog seine Pistole aus dem Holster. Kurz überlegte er, ob er der Kreatur nachsetzen und sie dafür bezahlen lassen sollte, doch dann erregte Adele seine Aufmerksamkeit. Sie versuchte zur Tür der Burg zu kriechen, dorthin, wo sie glaubte, Schutz zu finden. Er justierte den Filter seiner Schutzbrille, da Adele in einem weißlichen Glühen erschien, das nicht normal für Menschen war. Die Maske musste während des Kampfes beschädigt worden sein.
»Nur ruhig, Liebling. Ich bin jetzt bei dir.« Clarks Stimme kam schwer und gedämpft hinter der Gasmaske hervor, als er die Prinzessin auf die Arme hob. »Ich bringe dich nach Hause.«
Senator Clark rannte auf die Ranger zu. Adeles Kopf rollte gegen seine Schulter. Seine Soldaten waren überall in der Burg verstreut, auf der Suche nach genau dem, was er im Arm hielt. Als er sich seinem Schiff näherte, stellte die Mannschaft – die Mann für Mann ordnungsgemäß in menschlichem Rot glühte – klugerweise das Feuer ein, und eine Trompetenfanfare blies das Signal zum Sammeln.
Ein blauer Schemen landete leichtfüßig vor Clark und unterbrach damit seinen Tagtraum von der erfolgreichen Rückkehr eines Helden. Der Vampirsoldat reckte seine hochgewachsene Gestalt mit einem grausamen Lächeln und besaß sogar die Kühnheit, ihn anzufauchen.
Clark hörte nicht einmal, wie der zweite Vampir auf ihn herabstieß und ihm die Krallen in die Schultern schlug. Er wurde in die Höhe gerissen, und Adele entglitt seinem Griff. Wild schwang er die Pistole nach oben und feuerte hektisch über sich. Die geschmeidige Vampirin schleuderte ihn über zehn Meter weit zur Seite.
Clark rollte halb über den unsicheren Rand der Festungsmauer. Sogar während er sich verzweifelt an den Steinen festklammerte, warf er den Kopf auf der Suche nach Adele wild hin und her. Er entdeckte sie im Griff eines schlanken Vampirs, der sie auf das marode Vampirschiff schleppen wollte. Clark kämpfte sich zurück auf die Festungsmauer der Burg, doch er wusste, dass er es niemals rechtzeitig schaffen würde, Adele zu retten. Rasend vor Wut schrie er auf, als der Wind in die Segel des feindlichen Schiffes fuhr. Er würde seinen Kanonieren dafür den Hals umdrehen, dass sie das Vampirschiff nicht in flugunfähiges Kleinholz verwandelt hatten.
Im selben Augenblick schoss Flay auf die Ranger zu und wich dabei mühelos den sich wieder sammelnden Kommandotruppen aus, die auf die unter der Fregatte
Weitere Kostenlose Bücher