Schattenprinz
von der bevorstehenden Hochzeit zwischen der equatorianischen Erbin und dem größten amerikanischen Kriegsherrn ist allgemein bekannt. Sogar im Norden. Die Vampire fürchten ihn und Ihr Bündnis mit ihm.«
Zum ersten Mal verspürte Adele einen gewissen Stolz in Bezug auf ihren Verlobten. »Nun ja, er ist ein bemerkenswerter Soldat, das ist wahr. Männer, die den Kampf gegen die Vampire aufnehmen, sind selten.«
Der Greyfriar nickte und wandte sich ohne ein weiteres Wort wieder dem Fenster zu.
Hatte sie ihn beleidigt? »Warum kleiden Sie sich so, so geheimnisvoll?«
Der Schwertkämpfer berührte sein verhülltes Kinn. »Um mich vor meinen Feinden zu verbergen. Und vor denen, die von meinen Feinden benutzt werden könnten.«
An dieser Argumentation fand sie nichts auszusetzen, dennoch schlug sie leise vor: »Hier ist niemand außer mir. Ich würde Ihr Geheimnis bewahren.«
Seine Schultern zuckten ein wenig belustigt, als er sich zu ihr umdrehte. »Sie sind nur eine Haaresbreite davon entfernt, gefangen genommen zu werden. Es wäre töricht, ein solches Risiko einzugehen.«
Auf ihrem Gesicht machte sich nicht nur Enttäuschung, sondern auch Angst breit. »Das erfüllt mich nicht gerade mit Zuversicht.«
Schnell fügte er hinzu: »Vielleicht eines Tages, wenn die Welt nicht mehr so in Bedrängnis ist, werde ich meine Identität preisgeben.«
Adele holte tief Luft, doch ihre Stimme klang fest. »Das würde mir sehr gefallen. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
»Flays Angriff war sowohl makellos ausgeführt als auch ungewöhnlich umfangreich«, meinte der Greyfriar. »Es ist Jahre her, seit ich ein solches Aufgebot gesehen habe. Ich würde wetten, dass sie fünf Rudel in dieses Gemetzel geworfen hat. Alles wegen einer einzigen Kriegsbeute – Ihnen. Sie hat viel riskiert, um Sie zu erbeuten. Das Wetter war gegen sie, dennoch griff sie an. Sie trieb ihre Armee dorthin, wo sie nicht sein sollte. Ihre Verluste waren groß, und dennoch hat sie nicht bekommen, was sie wollte.« Er schien wieder zu lächeln, als er näher kam, um Adeles Tasse erneut zu füllen.
»Aber woher wussten Sie von dem Angriff?«, fragte die Prinzessin scharf.
»Es ist meine Aufgabe, davon zu wissen.« Sanft zog er an seiner Maske, um sie zurechtzurücken. »Und ich habe versucht, dieses Desaster zu verhindern. Ich schickte dem Reich eine Warnung, dass Flay vorhatte, Ihre Flotte anzugreifen. Meine Nachricht ging verloren oder wurde ignoriert.«
»Das tut mir leid. Ich wollte Sie nicht anzweifeln. Ich mache Ihnen keine Vorwürfe.« Adele legte eine Hand auf die seine. Er war unterkühlt, das konnte sie sogar durch seinen Handschuh fühlen, und es verstärkte ihre Schuldgefühle.
Ein bisschen zu abrupt zog er die Hand weg und trat von ihr fort. »Sie haben jedes Recht, an mir zu zweifeln. Ich bin nichts als Mythos und Hörensagen, und ich trage eine Maske, um meine wahre Identität zu verbergen.«
Warum wollte er nicht berührt werden? War es nur, weil sie eine Adelige war? Hatte sie sich in Bezug auf seine Geburt geirrt? War er ein einfacher Mann?
»Mein Mentor sagte mir einmal, nur ein Narr würde sich seinen Feinden aus Überheblichkeit oder um des Ruhmes willen zu erkennen geben. Davon sehe ich in Ihnen nichts. Sie wollen dabei helfen, das Ungeziefer zurückzudrängen, nicht für Anerkennung und Reichtum, sondern weil Sie dafür sorgen wollen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.« Sie erhob sich und trat neben ihn. »Zweifeln Sie nie daran, dass die gesamte Menschheit Sie dafür schätzt.«
»Danke. Jetzt sollten wir aufbrechen.«
»Ich denke immer noch, dass wir bleiben sollten«, entgegnete Adele schnell. »Wir sind hier gut versteckt, und das Haus hat den Berg im Rücken. Hier können wir uns verteidigen.«
Der Greyfriar musterte seinen Schützling kurz. »Prinzessin, der Geruchssinn ist das Werkzeug eines Vampirs. Sie können das Blut ihrer Opfer über ziemlich große Entfernung riechen. Es gibt keine Möglichkeit, diesen Geruch zu überdecken. Flay wird Jäger auf Ihre Fährte setzen. Unsere einzige Möglichkeit besteht darin, Sie aus ihrer Reichweite zu bringen.«
Adele holte tief Luft und schüttelte entschuldigend den Kopf. »Natürlich. Sie haben recht. Ich bin einfach nur ängstlich. Aber warum sollte ich das sein? Schließlich ist der Greyfriar bei mir. Mein Bruder wäre schrecklich neidisch …« Ihre Worte erstarben, als der Tod des kleinen Simon wieder bewusste Wirklichkeit wurde. Einen Augenblick lang hatte sie
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