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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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und seine Körpersprache machte deutlich, dass er wieder in seine bequeme Rolle verfiel, dem jüngeren Sohn zu folgen, wie er es immer tat. Cesare seufzte erleichtert auf, nun da der lichte Moment seines Vaters verstrichen war.
    »Eben«, sagte Cesare mit offensichtlicher Verachtung für seinen Bruder, dann betrachtete er den König mit dem wiederhergestellten Auftreten eines überlegenen Mannes. »Die Equatorianer kommen. Willst du versuchen, zum Krieg zu rüsten, während ihre Schiffe uns bereits bombardieren? Wir müssen den Clan vorbereiten, wie du es im Rat bereits weise vorgeschlagen hast. Es ist das Mindeste, was du als König tun musst. Willst du, dass deine Leute unvorbereitet überrumpelt werden?«
    »Nein«, murmelte König Dmitri. »Nein. Ich bin ihr König. Ich muss handeln, nicht wahr?«
    »Ich werde mich darum kümmern, Majestät«, antwortete Cesare. »Ich werde die Lords rufen, und sie werden sich hier in zwei Tagen versammeln. Ich werde mich um alles kümmern.«
    »Ja.« Der König war erleichtert, dass ihm die Last der Entscheidung abgenommen wurde. Er streckte eine schwache Hand aus und tätschelte Gareths Knie. »Ja, danke, Cesare. Du bist ein guter Sohn.«
    Gareth spürte, wie die knotige Klaue den falschen Sohn streichelte. Gerne hätte er Trost in der Berührung seines Vaters gefunden, doch er verspürte nur Wut über die Ohnmacht des Königs. Cesare verbeugte sich mit einem Lächeln und entfernte sich.
    Der ältere Prinz starrte zu seinem Vater hoch, der nun vorgebeugt auf dem Thron saß, mit bebendem Kinn und zitternden Händen. Wütend schüttelte Gareth den Kopf. Der König war wieder irgendwo verloren in achthundert Jahren der Erinnerung, deren Dornenranken alles durchbohrten und umschlangen, was von seinem Verstand noch übrig war. Gareth unterdrückte Bitterkeit angesichts der runzligen, sabbernden Gestalt, als er sich an die vielen Jahre an der Seite seines Vaters in kühlen Wäldern und frostigen Schluchten erinnerte. Damals hatte er alten Geschichten über Kämpfe mit rivalisierenden Clans gelauscht. Sein Vater hatte ihn gelehrt, wie man menschliche Beute jagte. Das Vergnügen lag darin, jedes Opfer zu würdigen und sich nicht in maßlosem Gemetzel zu suhlen. Blind die Quelle der eigenen Nahrung zu zerstören, nur um Überlegenheit zu demonstrieren, war hochmütiger Wahnsinn. König Dmitri schien der edelste und grimmigste und weiseste Vater zu sein, den man sich vorstellen konnte, und Gareth hatte einst genau wie er sein wollen.
    Nun allerdings war der alte Dmitri nichts weiter als eine königliche Haut, die Cesare überstreifte, um einen Clan von Nimmersatten zu regieren. Bald würden sie alle nach London kommen, und trotz der Tatsache, dass Gareth der Thronfolger war, würde Cesare die Zusammenkunft leiten. Wenn Cesare Krieg wollte, würde er Krieg bekommen.
    Gareth erhob sich und erwies dem König unter dessen trüben Augen seine Ehrerbietung. Vielleicht hätte er im vergangenen Jahrhundert am Hof bleiben sollen, wenn auch nur, um seinen Vater vor Cesare zu schützen. Doch für diese Gedanken war es zu spät. Gareth verließ den Palast, um sich auf das vorzubereiten, was kommen würde.

17
    17
    A dele übte im Hof des Towers, wo sich Blumen zwischen dem Geröll empordrängten. Ihre Arme webten ein langsames Muster um ihren Körper, während sie bewusst atmete und ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Sie brachte die Hände zusammen und schob sie dann wieder auseinander. Mamoru hatte ihr eine große Auswahl von Katas bei gebracht: für den Kampf, zur Ertüchtigung und Medita tion. Es erfüllte die junge Frau mit großer Genugtuung, ihre Fähigkeiten unter den ahnungslosen Augen ihrer Wächter zu schärfen. Sie fragte sich, was Greyfriar von ihrem Trainingsprogramm halten würde. Adele dachte daran, wie aufregend es wäre, sich mit ihm zu duellie ren, die Klinge mit diesem meisterhaften Schwertkämp fer zu kreuzen und sich in seinem Lob über ihren Stil zu sonnen. Er könnte sie praktischere Kampffertigkeiten lehren, als Mamoru es je versucht hatte.
    Mamoru. Wenn Adele an ihn dachte, wurde sie zunehmend verwirrter. Sie respektierte ihren Mentor, liebte ihn sogar in gewisser Weise, aber er war von Natur aus distanziert, und sie wusste nur sehr wenig über ihn. Sie konnten nie mehr als einen gewissen Grad der Verbundenheit erreichen, da sowohl Kultur als auch Rang sie trennten. Adele hatte keine Ahnung gehabt, dass Mamoru ein geheimes Netzwerk aus mysteriösen

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