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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Saal hoch, als sich ein großer, grauhaariger Lord durch die Menge nach vorne drängte. Er zerrte eine schmutzige junge Frau an den Haaren hinter sich her wie ein Partygast, der mit seinem Weinglas in der Hand herumschlendert. Die Frau schlug nach seinem kräftigen Unterarm, was den Clanlord dazu veranlasste, mit flüchtiger Verärgerung die Stirn zu runzeln und die Frau zu schütteln wie einen ungezogenen Welpen.
    »Also, was jetzt?«, dröhnte der alte Lord. »Was sollen wir deiner Meinung nach tun, Cesare?«
    »Lord Ghast«, brummte der junge Vampirprinz den älteren Mann mit unverhohlener Verachtung an. »Was denkst du denn, was wir tun sollen? Wir müssen kämpfen! Wir müssen jetzt zuschlagen, bevor wir unvorbereitet überrumpelt werden! Willst du vielleicht, dass sie uns unsere Herden wegnehmen?«
    Ghast knurrte zähnefletschend. »Versuch nicht, mich als Feigling abzustempeln, Cesare! Die Geschichte meiner Schlachten ist wohlbekannt! Ich begrüße den Krieg mit den Menschen!« Mit grimmigem Blick suchte er den Raum ab. »Aber ich werde deinen Emporkömmling nicht als Kriegsführerin des Clans akzeptieren! Flay ist nicht von edler Geburt. Ich verlange diese Aufgabe für mich!« Einige der Lords murmelten zustimmend.
    Cesare hob beruhigend die Hand und grinste zynisch. »Bitte immer schön eins nach dem anderen, Lord Ghast. Können wir den Krieg erst einmal beginnen, bevor du deinen Posten forderst? Der König wird den Kriegsführer bestimmen. Nicht du.«
    Lord Ghast knurrte und griff nach der Frau, die er hinter sich hergeschleppt hatte. Erst da erkannte Adele, dass die Gefangene ein kleines Baby eng an die Brust gedrückt hielt. Der Vampir packte das Kind. Eine Welle der Übelkeit erfasste die Prinzessin, unmittelbar gefolgt von gerechter, mörderischer Wut.
    Sie griff in ihre Bluse und zog ein Steinmesser, während sich die andere Hand unbewusst um den Uschebti in ihrer Tasche schloss. Mit einem Schrei sprang sie von der Estrade. Verständnislos starrte Lord Ghast sie an, die Frau in der einen Hand, das Baby in der anderen. Die Prinzessin spürte, wie Hitze durch ihren Körper strömte. Ghast wollte schreien, doch seine Kehle war bereits durchschnitten. Adele wirbelte herum und trieb ihm die Klinge von unten durchs Kinn bis ins Hirn. Dann packte sie das Baby, bevor es zu Boden fallen konnte.
    Im Saal wurde es totenstill. Die blutige Meute starrte Adele an, die den Säugling in den Armen wiegte, während Lord Ghasts Leiche zu Boden sackte. Als sie auf das Kind hinunterblickte, sah sie, dass es bereits tot war, und das vermutlich schon seit Tagen. Die Mutter, durch ihr Schicksal in den Wahnsinn getrieben, konnte das nicht begreifen. Die erbarmenswerte Frau bettelte um den winzigen Leichnam, und Adele legte ihn ihr zurück in die Arme.
    Jäh wurde Adele mit einem gewaltigen Ruck zurückgerissen. Sofort ließ Gareth sie wieder los und hielt sich die Hand, als sei sie verletzt. Mit einer Mischung aus Schock und Wut starrte er sie an, dann heftete sich sein Blick auf den Uschebti in Adeles linker Hand. Knurrend schlug er ihn aus ihrem Griff, und die kleine Figur zerbarst auf dem Steinboden.
    »Was tust du?«, schnauzte er. »Bist du verrückt? Einen Clanlord anzugreifen?«
    »Ich dachte, er würde …«
    »Sei still! Wir haben Glück, wenn wir hier lebend herauskommen!«
    Einsames Gelächter durchschnitt das drückende Schweigen.
    Als Adele und Gareth sich umdrehten, sahen sie, dass Cesare sich vor hemmungsloser Heiterkeit krümmte. Angesichts dieses unglaublichen Bildes wechselten die ohnehin bereits verblüfften Lords verwirrte Blicke. Gareth stellte sich zwischen seinen Bruder und Adele, als Cesare sich ihnen zuwandte.
    »Nun«, sagte Cesare leise mit einem breiten Grinsen. »Das hätte nicht besser laufen können, wenn ich es geplant hätte. Der arme Ghast. Getötet, als er sich einen Imbiss gönnen wollte.«
    Die Türen flogen auf, und Flay stürmte in den Saal. Hinter ihr stand ein kleiner Vampir, der ziemlich gebrechlich wirkte. Die Lords drehten sich um, um zu sehen, welche Überraschung sie nun schon wieder erwartete.
    Cesare war nicht erfreut über den Ausdruck, den er auf Flays Gesicht bemerkte.
    »Mylord«, rief Flay, während sie sich durch die Clanlords drängte und den Vampir regelrecht hinter sich herschleifte. Sie trat auf die Estrade zu und stieß ihre Last zum Fuß der Stufen.
    Der kleine Vampir zitterte vor der versammelten Größe ringsum. Mit einem strengen Schlag auf seinen Rücken sorgte

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