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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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und Einbuchtungen erfühlten, so als könne sie dieses Ding durch bloße Willenskraft ans Licht holen.
    Dann erfasste sie ein eiskalter Angstschauer, der die durch das kalte Wasser verursachte Taubheit verdrängte. Sie wusste, was sie in den Händen hielt – einen menschlichen Schädel. Da lag eine große Menge von ihnen überall um sie herum. Sie war in eine Gruft gestolpert. Nur dass es mehr war als eine Gruft. Es war ein Massengrab.
    Der Schädel purzelte Adele aus den Händen ins Wasser. Die junge Prinzessin wollte nicht eine Minute länger dort unten bleiben. Es musste einen Weg nach draußen geben. Also begann sie, die kleinen Dimensionen zu erkunden, auf die ihre Welt zusammengeschrumpft war. Im Bemühen, Informationen zu sammeln, griffen ihre Hände ins Dunkel. Sie ertastete mehr von den Gegenständen, die sie als menschliche Überreste erkannte. Überall lagen Schädel und Oberschenkelknochen und zerschmetterte Brustkörbe. Sie wusste nicht, was sie mehr entsetzte. Etwas Festes zu berühren oder überhaupt nichts.
    Lange, qualvolle Augenblicke der Anstrengung sagten Adele, was sie wissen musste. Sie befand sich in einer Art Tunnel, etwa zwei Meter im Durchmesser. Wenn sie die Arme ausstreckte, konnte sie beinahe beide Seiten berühren. Die Wände bestanden aus sich überlappenden, runden Eisenstücken.
    Adele war in das eine Ende des Tunnels gestürzt und hatte keine Möglichkeit, wieder nach oben zu kommen. Die Treppe war fort, und an den Wänden schien es keine Haltegriffe zu geben, um hinaufzuklettern. Ihre einzige Möglichkeit bestand darin, dem Tunnel zu folgen, wo immer er auch hinführen mochte. Es würde keine Hilfe kommen.
    Das Wasser zu Adeles Füßen war eisig, doch das Zittern, das sie schüttelte, und die gewaltige Menge an Adrenalin wehrten die schlimmste Kälte ab. Beim Gehen würde ihr zusätzlich warm werden. Das Wasser wurde tiefer, während sie in den Tunnel hineinwanderte. Sie vermutete, dass sie unter der Themse hindurchging. Dies musste einst ein Fußgängertunnel gewesen sein, der seit langer Zeit nicht mehr genutzt wurde. Als die Vampire eingefallen waren, hatten Menschen in seinem Innern in der Falle gesessen und waren niedergemacht worden. Oder vielleicht hatten sie versucht, sich beim Angriff der Vampire darin zu verstecken, und waren gestorben, während sie auf Rettung warteten, die niemals kam. Adele sehnte sich nach Tageslicht. Alle ihre Sinne waren angespannt darauf ausgerichtet, zu sehen, zu hören oder zu fühlen. Eine beklemmende Angst erfüllte sie, als wäre irgendetwas unmittelbar davor, sie zu packen, doch sie wusste, dass sie entweder ein Ende des Tunnels finden und entkommen musste oder in der Dunkelheit mit den Toten wahnsinnig werden würde.
    Etwas Langes, Kaltes und Scharfes streifte ihre Wange und zog sanft an ihrem Haar wie die klebrige Berührung einer Spinnwebe. Wild schlug sie mit dem Arm um sich. Etwas huschte an der Decke entlang, wie Nägel auf kaltem Stahl. Unvermittelt spürte Adele die Berührung an der anderen Wange, doch diesmal kratzte ein Nagel schärfer über ihre Haut und zog eine blutige Schramme.
    Sie schrie und schlug mit der Hellebarde zu. Die Klinge sirrte durch die ranzige Luft und entlockte einem großen Ding über ihr ein Fauchen, obwohl sie wusste, dass sie es nicht getroffen hatte. Ein Vampir. Doch sein Fauchen war keine Sprache wie bei anderen Vampiren. Es war guttural und formte keine Worte. Adele erstarrte in dem knöcheltiefen Wasser. Über ihr erklang weiteres Rascheln, und sie schlug erneut zu, ohne zu treffen. Angestrengt versuchte sie, in der Schwärze etwas zu erkennen. Dieses Ding spielte mit ihr. Es konnte sie jederzeit töten. Ihm standen alle seine Sinne zur Verfügung, sogar in dieser schwarzen Nacht.
    Plötzlich packten sie zwei lange, knochige Hände von oben am Hals und zogen sie in die Luft. Sie rang nach Atem und trat zappelnd um sich in der Hoffnung, aus seinem Griff freizukommen. Der Vampir grub die Nägel tiefer in ihre Kehle und schnitt ihr bis auf ein ersticktes Wimmern jeden Laut ab. Mit beiden Händen umklammerte sie die Hellebarde und stieß mit einem geraden Stich nach oben. Diesmal traf die Klinge auf Knochen.
    Der Griff um Adeles Hals lockerte sich. Eine raue Hand hielt sie immer noch umklammert, während die andere an der Hellebarde zerrte, die im Bauch der Bestie steckte. Die Prinzessin drehte den Griff, sodass die Klinge durch die Eingeweide des Vampirs pflügte. Plötzlich fiel sie und prallte hart auf.

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