Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel
wird dir alles im Sternenlicht gehören ...«
» Du erzählst mir Dinge, die ich bereits weiß. « Ein schneidender Unterton mischte sich in die Stimme der Maske.
»Verzeih.« Waridur lächelte nervös. »Vielleicht weißt du, dass ich selbst über nicht geringen Einfluss in diesem Quadranten verfüge – auch wenn meine Macht vor der deinen verblasst. Was ich sagen will, ist dies: Wenn du deine Pläne in die Tat umsetzt, werde ich dir den syndolonischen Raum mit Freuden zu Füßen legen und ihn in deinem Namen als Statthalter verwalten. Und als Zeichen meiner Aufrichtigkeit und meiner Wertschätzung habe ich ein ganz besonderes Geschenk für dich. Etwas, nach dem du seit einiger Zeit suchst, so weit mir bekannt ist.«
Die Maske zeigte keine Regung. Doch die Stimme sagte: » Sprich. «
Heska sah Waridur lächeln, diesmal wissend. »Wie ich gehört habe, lässt du nach diesem Individuum suchen.«
Auf einen Wink von ihm erschuf das Holokom ein weiteres Abbild zwischen ihnen. Es zeigte den Scan des grauhäutigen Jungen in seiner Bewusstlosigkeit. Und die schwarzen Schleifen, die um seinen Unterarm lagen.
Die Maske beugte sich vor. » Interessant «, sagte Ruuli Kahn.
Heska erlaubte sich ein leises Ausatmen.
Seltsam, wie einem das Universum manchmal ungeahnte Trümpfe in die Hand spielte.
Er dachte daran, wie der Junge vorhin bewusstlos auf der Brücke des abgewrackten, terranischen Frachters vor ihm gelegen hatte. Als Kirai ihnen mit Tränen in den Augen klar machte, dass es sich bei ihm um die Nummer zwei des legendären Vago handelte, hatte er geahnt, dass ihnen ein dicker Fang ins Netz gegangen war. Während sie ihn scannten, um hinter das Geheimnis seiner Laserimmunität zu kommen, hatte er Waridur kontaktiert.
»Bring ihn zu mir, sofort!«, hatte dieser gefordert. »Lebendig und unversehrt!«
Er hatte Heska in Kenntnis gesetzt, dass nur wenige Tage zuvor, als sie aufgebrochen waren, um die widerspenstige Tochter ihres Herren einzufangen, diesen die Nachricht eines seiner Agenten erreicht hatte:
Anscheinend hatte Ruuli Kahn ein monströses Kopfgeld auf den grauhäutigen Jungen einer unbekannten Spezies ausgesetzt. In dem Fahndungshologramm wurde weiterhin vermerkt, dass er eine Verbindung zu dem toten Erzpiraten Vago hatte, sowie irgendeinem Terraner, der ebenfalls auf Kahns Abschussliste stand. Und dass er möglicherweise ein Artefakt bei sich trug, bestehend aus zwei schattenartigen Spiralen, die sich umeinander schlangen.
»Das ist die Chance, auf die ich seit Jahren warte«, hatte Waridur Heska eingeschärft – nicht, dass er dies nicht von allein begriffen hätte. »Verlier’ in seiner Gegenwart nur ein Wort über Kahn und du bist tot!«
»Der Junge gehört dir, großer Kahn«, sagte Waridur nun. »Genau wie das Artefakt, das er trägt.«
Heska brannte genau so sehr darauf wie sein Boss, zu erfahren, was es mit dem verfluchten Ding auf sich hatte; wer oder was der Junge war. Aber sich Ruuli Kahns Gunst zu erkaufen, war wichtiger als ihr Wissensdurst.
Und es schien, als ginge Waridurs Plan auf.
» Ich werde ein Schiff entsenden «, sagte Ruuli Kahn.
Waridurs Augen funkelten begeistert. »Natürlich, großer Kahn. Und mein Angebot an dich ...?«
» Mach dir darüber keine Sorgen, Konnar Waridur «, sagte die Abgrundstimme. » Ich vergesse niemals einen Gefallen. «
Waridur verneigte sich tief. »Ich danke dir, großer Kahn.«
Das dunkle Hologramm verblasste, trotzdem war Heska, als hinge seine Präsenz immer noch im Raum, wie ein unsichtbarer Geist oder ein Fluch.
Sein Herr und Meister zeigte ein triumphierendes Lächeln. »Du hast deine Befehle.«
Heska lächelte zurück. »Natürlich, Boss.« Er wandte sich der Tür zu.
Kirai erschrak, als sie Heskas Schritte hörte. Sie war aus dem Korridor verschwunden, noch bevor die Tür sich öffnete.
Sie hatte alles gehört, jedes einzelne Wort.
Sie wusste, dass Garlyn kein Unschuldiger war; aber sie wusste auch, dass er auf der Jezebel versucht hatte, sie zu beschützen. Sie hattte gehofft, ihm das Leben retten zu können, indem sie Heska sagte, wer er war. Aber wie es aussah, hatte sie seinen Untergang damit nur hinausgezögert.
Sie wollte ihm helfen, musste ihm helfen. Sie war vielleicht die einzige, die das noch konnte.
Und da war noch etwas anderes, das über ihre Schuldgefühle hinausging. Die Art, wie er sie anlächelte. Sein Interesse an ihr, das vielleicht doch nicht gespielt war. Etwas in seinem Blick, das sie faszinierte.
Aber ...
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