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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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was sollte sie tun? Was konnte sie tun?
    So unauffällig sie konnte, ging sie an den Männern ihres Vaters vorbei, auf dem Weg zurück in ihre Gemächer, einen Ausdruck trotzigen Stolzes auf dem Gesicht, während sie ihre beiden Herzen dröhnen hörte.
    An ihrem Ziel angekommen, öffnete sie die Tür. Und erschrak.
    Ein alter Syndolon stand dort. »Kirai«, sagte er. »Ich weiß, was du gehört hast.«

Die Stimme
    »Tiru!«, sagte Kirai und fiel ihm um den Hals.
    Er hauchte ihren Namen und strich ihr durch das Haar. Seine weißen Bartstoppeln kitzelten sie, als er sie an sich drückte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Dass du wieder hier bist. Ich meine, es ist schön, dich wiederzusehen, aber ... es tut mir so leid. Ich weiß nicht, wie sie dich gefunden haben ...«
    »Aber sie haben nicht rausgekriegt, dass du ...?«
    »Nein«, sagte er. »Der alte Tiru ist clever, schon vergessen?« Er wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Aber komm«, er blickte zur Tür, »besser wir reden woanders.«
    Sie nickte; gemeinsam gingen sie in das blauglänzende Bad ihrer Gemächer. Kirai drehte die Schalldusche auf und sie sprachen mit leiser Stimme, halb übertönt von dem Ultraschallbrummen.
    »Ich habe dich vermisst, Tiru«, sagte sie und blickte in sein faltiges, mageres Gesicht mit dem jungenhaften Lächeln. »Ich wollte dich kontaktieren, aber ...!«
    »Gut, dass du es nicht getan hast. Man kann nicht vorsichtig genug sein.« Tiru richtete seine graue Kappe; sie erkannte an seiner fahrigen Bewegung wie unruhig er war. Seine Stimme klang noch immer wie das Raunen alter Bäume im Wind. Kirai hatte sie immer gemocht.
    Sie kannte Tiru ihr Leben lang. Er war der Oberste Überwachungstechniker ihres Vaters, zuständig für die Hauskameras und Sicherheitsdrohnen, Wanzen und alle anderen elektronischen Auswüchse von Waridurs Paranoia.
    Und er war ein guter Freund ihrer Mutter gewesen, so wie er Kirais Freund war. Wann immer die Kälte ihres Vater sie verzweifeln ließ, hatte er sie mit kleinen Geschenken aufgemuntert, die er über eigens programmierte Drohnen in ihren Gemächern platzieren ließ, hatte ihr Witze und Anekdoten über das Kom-System geschickt und ihr Nachts Schlaflieder abgespielt.
    Natürlich im Verborgenen, immer im Verborgenen. Kirai liebte Tiru wie einen Großvater und er liebte sie, als wäre sie eines seiner eigenen Kinder. Doch sie hatten so gut wie nie von Angesicht zu Angesicht miteinander gesprochen.
    Es war Tiru gewesen, der ihr die Flucht durch subtile Manipulationen des Überwachungssystems ermöglicht hatte. Durch falsche Kamerafeeds und Holos hatte er es aussehen lassen, als ob sie durch eine Nachlässigkeit der bezahlten Killer ihres Vaters entkommen war; hatte Freunde herbeigetrommelt, die Kirai aus dem Dschungel jenseits des Hauses abgeholt und sie in den nächsten Raumhafen geschmuggelt hatten.
    »Mach dir keine Sorgen um den alten Tiru«, hatte er damals gesagt, als er ihr von seinem Fluchtplan für sie erzählt hatte, und sie gezittert hatte vor Sorge, ihr Vater könne dahinter kommen und ihn genauso vernichten, wie er ihre Mutter vernichtet hatte. »Dein Vater hat mich nicht angeheuert, weil ich ein Stümper bin«, hatte er gesagt. »Es wird funktionieren, Mädchen. Du wirst frei sein.«
    Sie schuldete ihm viel, so viel. Und er hatte nie etwas dafür verlangt. »Hauptsache, du bist in Sicherheit«, hatte er gesagt. »Das allein genügt mir schon.«
    Dennoch war sie wieder hier. Und ihr einziger Trost war es gewesen, ihn wiederzusehen, lebendig und unversehrt.
    Natürlich wusste sie, welches Risiko er einging, jetzt bei ihr zu sein. Wenn man sie hörte, zusammen sah ...! Sie fragte sich, welchen technischen Trick er angewandt hatte, um die Wachen in diesem Teil des Hauses abzulenken. Was die nanogroßen Kameras in ihren Räumen jetzt in der Sicherheitszentrale zeigten.
    »Mädchen, hör mir zu«, Tirus Miene wurde todernst, »seit du wieder hier bist, habe ich das Überwachungsnetz angezapft und dich im Auge behalten. Für den Fall, dass du meine Hilfe brauchst. Ich weiß, dass du sie belauscht hast. Und was sie vorhaben.«
    »Wer ist dieser Ruuli Kahn?«, fragte sie.
    »Es ist besser, wenn du das nicht weißt.«
    »Was – was hat er mit Garlyn vor?«
    »Ich habe keine Ahnung. Und ich glaube nicht, dass wir es herausfinden wollen. Hör mir zu, Kirai, ich habe einen Plan.«
    Sie starrte ihn an. »Nein!«
    »Warte, lass mich ausreden –!«
    »Sie werden dahinter kommen! Sie werden sich

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