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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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seine Trennung von seinen Freunden, war umsonst gewesen.
    Er blickte zu Kirai. Nein, das stimmte nicht.
    »Das Problem ist«, sagte er schließlich, »ich hab’ keine Ahnung, wie es jetzt dort unten aussieht. Ob nicht noch mehr Dru’hn nachgerückt sind, oder was weiß ich.«
    »Ich denke, wir werden es demnächst erfahren.«
    »Vielleicht ist es besser, wenn du im Schiff bleibst.«
    »Vielleicht ist es besser, wenn du mich das entscheiden lässt«, sagte Kirai. »Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, deinen Geist des Meeres zu treffen.«
    »Geht mir nicht anders«, murmelte Garlyn.
    »Als ich damals von Zuhause abgehauen bin«, sagte Kirai, »bin ich nicht nur vor meinem Vater geflohen. Sondern auch vor der Langeweile. Vor dem verdammten Gefängnis aus Diamant, in dem ich mein Leben lang gefangen war.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Und ich habe das Gefühl, dass es mit dir nicht so schnell langweilig werden wird.«
    »Soll ich dir was sagen?« Er grinste. »Ich hab’ das Gefühl, du hast Recht.« Zum Guten oder zum Schlechten ...
    Sie sahen zu, wie der Planet weiter vor ihren Augen wuchs: ein grünes Kleinod, in schwarzen Samt gebettet. Doch je länger Garlyn dem Planeten entgegenblickte, desto stärker wurde das wühlende Gefühl in seinem Inneren. Es war nicht bloß die Aufregung. Irgendetwas war anders: Das Grün von Viridis, es sollte heller sein, lebendiger. Mehr wie ein Smaragd – oder die grüne Götterspeise, die Rick ihm einmal als terranische Delikatesse angeboten hatte.
    Doch es war matter, grauer. Eine kränkliche Farbe, die ihn an Erbrochenes erinnerte.
    »Scheiße«, sagte er. »Bitte nicht. Bitte nicht!«
    Kirais Spitzohren zuckten alarmiert. »Was ist los?«
    Er erinnerte sich an die Schmerzen, die der Geist des Meeres durchlebt hatte, als die Dru’hn versucht hatten, ihm Einhalt zu gebieten. An die gewaltigen Massen seines Leibes, die aus ihm herausgerissen wurden.
    » Du wirst doch noch hier sein? «, hatte Garlyn ihn damals gefragt. » Ich meine, du wirst doch wieder ganz heilen? «
    » Ich hoffe es «, hatte der Geist des Meeres geantwortet. Aber hoffen hieß nicht wissen.
    »Garlyn!«, sagte Kirai mit Nachdruck. »Was ist los?«
    »Es geht ihm nicht gut«, sagte er. »Ich glaube ... ich glaube, er stirbt!«
    Seine Furcht wuchs, je näher sie dem Planeten kamen. Garlyn ließ sich einen vollen Scan geben. »Ich messe ein paar technische Einrichtungen«, meldete er. »Die Forschungsplattformen der Interstar, wie’s aussieht. Oder was davon übrig ist.« Eine dieser Plattformen hatte er damals selbst betreten: ein riesiges, graues Konstrukt, bestehend aus Hangars, Landeflächen, Raffinerien und Beobachtungstürmen, das von einem Antischwerkraftfeld über den Wellen getragen wurde. Außerdem gab es noch eine ganze Flotte von Forschungsschiffen, die das Puddingmeer durchstreiften.
    Es sah aus, als hätten die Dru’hn bei ihrem Angriff fast alles davon lahmgelegt oder zerstört.
    Kirai blickte über seine Schulter. »Was ist mit dem Funk?«
    Garlyn öffnete sämtliche Kanäle. Sie hörten nichts als weißes Rauschen. Er kappte die Verbindung.
    »Wir gehen runter«, entschied er.
    Kurz darauf jagte die Vago durch die blaue Atmosphäre des Planeten, wobei ihre Antriebe dünne, weiße Wolken zerrissen. Garlyn steuerte den Äquator an. Unter dem Schiff breitete sich der Schleimozean in alle Himmelsrichtungen aus; der Wind verursachte träge Riffelungen auf der Oberfläche.
    Von Nahem betrachtet wirkte das Meer noch kränklicher: ein graugrüner Mischmasch, der ihm die Galle hochtrieb. Es war gespickt mit den halb versunkenen, halb verkohlten Stahlkonstrukten der Forschungsplattformen. Einige davon schwelten noch.
    Als sie damals mit der Eric über den Schleim hinweg geflogen waren, war der Himmel voll von bizarren Tieren gewesen, halb Vogel, halb Insekt, die mit spitzen Schnäbeln andere bizarre Tiere, wie korkenzieherartige Fische, aus der Gelatine pickten.
    Jetzt war der Himmel leer. Es gab weit und breit kein einziges Zeichen von Leben.
    Eine schwere Hand schien Garlyn die Kehle zuzudrücken. Du kommst zu spät, Mann , dachte er. Schon wieder zu spät.
    »Tut mir leid«, sagte Kirai leise, als habe sie seine Gedanken erraten.
    Nein. Er konnte, wollte, es nicht glauben. Er schloss die Augen und lauschte in sich hinein. Er versuchte, das hintergründige Flüstern der Helix zu ignorieren (ja, es war noch immer da), und konzentrierte jede Nervenzelle in seinem Schädel auf den Geist des Meeres.

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