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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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»Ich hatte wieder den Käfertraum.«
    Er ließ sie weiterreden.
    »Seit ich damals von Zuhause abgehauen bin, hatte ich andauernd den gleichen Traum. Und jetzt wieder. Von einem mannsgroßen Käfer, der mich verfolgt, Facettenaugen, die mich beobachten. Es ist wahrscheinlich nichts. Nur mein Unterbewusstsein, das seiner Insektenphobie Luft macht.«
    »Vielleicht«, sagte er ernst. »Vielleicht auch nicht. Wir sollten die Augen offen halten, okay?«
    Sie nickte. Er wusste, ihr wäre es lieber gewesen, wenn er etwas anderes gesagt hätte.
    »Der Traum war der Grund, warum ich unbedingt von der Yahanda-Station weg wollte«, sagte sie. »Er war damals so heftig wie noch nie. Nur leider ist mir das Geld ausgegangen. Ich kam nicht vom Fleck.«
    »Bis dir ein gut aussehender Expirat mit einem Herz aus Gold über den Weg gelaufen ist.«
    »Tatsächlich bist du mir schon vorher aufgefallen.«
    »Ach ja?«
    »Von weitem. Am Zylithpokertisch. Ich habe gesehen, dass du Geld hast, und mir gedacht, dass du dir jederzeit mehr Galaks erschwindeln kannst, wenn ich dich davon erleichtere.« Sie lächelte matt. »Danach habe ich sofort das nächstbeste Schiff angesteuert. Was zufällig Captain Akinas Schiff war.«
    Die Erinnerung brachte ihn zum Grinsen: sie auf der Gangway, ihre gespielte Empörung. »Schon komisch, wie das Leben so spielt, was?«
    »Ja«, sagte sie. »Obwohl ... es könnte öfter komisch sein. Und nicht so verdammt traurig.«
    Sie schwiegen einige Zeit. Garlyn wusste, dass sie genau wie er an Niele Akina dachte. Und an ihren Freund, der alles für sie riskiert hatte. Der für sie gestorben war.
    Er wischte die düsteren Gedanken beiseite. »Lass uns was essen«, sagte er. »Ich hab’ ’nen Mordskohldampf.«
    »Gute Idee«, sagte sie.
    Sie verbrachten einen weiteren Tag damit, sich gegenseitig abzulenken, Sicherheit und Ekstase in den Armen des anderen zu finden. Dann, am dritten Tag ihrer Reise, meldete sich das Schiff:
    » Wir haben das Zielsystem erreicht. Eintritt in den Normalraum wird eingeleitet. «

Viridis
    Plötzlich war das Universum wieder voller Sterne, als die Vago in das System einer gelben Sonne fiel. Gute hunderttausend Klicks voraus lag ein Planet, der aus der Distanz wirkte wie eine grünlich schimmernde Perle, ohne Mond oder sonstige Satelliten.
    War Garlyn vorher von einer Unruhe erfüllt gewesen, die ihn mit den Fingern auf der Konsole trommeln oder auf der Brücke auf- und abmarschieren ließ, raubte ihm die Aufregung jetzt fast den Atem. Ein seltsames Gefühl der Heimkehr erfüllte ihn – was ironisch war, wenn er bedachte, wie ihn der erste Anblick des Planeten damals abgestoßen hatte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass dies keine zwei Wochen her war. Bizarr; es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. So vieles war in der kurzen Zeit geschehen.
    Kirai drehte ihren Pilotensessel in seine Richtung. »Sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Sehr sicher.«
    »Aber ich sehe kein Meer von hier oben.«
    »Doch, siehst du. Das grüne Zeug auf der Oberfläche. Das ist es. Ein Meer aus Schleim.«
    Sie runzelte die Stirn, die Nase leicht verzogen. »Wie nett.«
    Er lachte, trotz seiner Anspannung. »So ähnlich hab’ ich auch reagiert. Aber es ist nicht einfach nur Schleim. Das ganze Meer ist ’ne riesige Kolonie von Lebewesen – wie Amöben, oder so was. Alle miteinander verknüpft.«
    Kirais Skepsis blieb bestehen. »Und was hat dich damals hierher geführt?«
    »Vago. Mit seinen letzten Worten, bevor er starb.« Garlyn hatte noch die zerbrochene Brummstimme des alten Borgonen im Ohr: » Befrag’ den Geist des Meeres auf der grünen Welt im Kashari-Sektor. Er führt dich zu den Antworten. « Damals hatte er halb befürchtet, Vago habe im Angesicht des Todes halluziniert. Nicht in einer Million Jahre hätte er erraten, was sie hier erwarten würde.
    »Irgendwann im Jahre Anno Knack ist ein Schiff meiner Leute hier abgestürzt. Der Bordcomputer ... ich vermute mal, er war ’ne lebendige Maschine, so ähnlich wie die Helix ... ist vom Schleim aufgelöst worden. Dabei kam es zu ’ner Art Mutation. Irgendein Funke ist übergesprungen. Er hat dem Meer Leben eingehaucht, über Millionen Jahre hinweg. Irgendetwas wie Synapsen haben sich gebildet. Ein Bewusstsein.«
    »Der Geist des Meeres«, flüsterte Kirai. Jetzt schien sie es zu verstehen. Ob sie es glaubte, stand auf einem ganz anderen Blatt.
    »Der Geist des Meeres«, sagte Garlyn. »Und er hat sich erinnert. An die Aufzeichnungen aus dem Bordcomputer.

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