Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel
Verblendet. Krank im Geist. Sie glaubten, der Schlüssel zum weiteren Überleben deines Volkes wäre es, sich mit den Wesen dieser Zeit zu verbünden, anstatt sie zu unterwerfen, wie es die wahren Crondar forderten. «
Garlyn konnte es nicht glauben. Diplomatische Crondar? Seine Stimme überschlug sich vor Aufregung: »W-Was ist aus ihnen geworden? Aus den Abtrünnigen?«
» Man ließ sie am Leben« , flüsterte der Geist des Meeres, hörbar missgestimmt über diesen Fakt. »Ein seltener Akt der Gnade. Sie wurden ins Exil verbannt. Nach Skaya.«
»Skaya?«
» Eine Gefängnissphäre, eigens für sie geschaffen.
Im Schattenraum. «
Garlyn erschauderte. Er war nicht mal im Ansatz fähig, sich ein Leben in diesem Alptraumuniversum vorzustellen. »Aber du weißt nicht, was aus ihnen geworden ist.« Es war keine Frage. »Ob sie noch leben könnten.«
» Nein. Der Schattenraum ... er hat eigene Gesetze von Raum und Zeit. Es ist möglich, dass sie noch existieren. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, Garlyn ro-Caytor. «
Garlyn schloss die Augen. Er wusste, was er zu tun hatte. Es schien, als habe sein ganzes Leben darauf hingeführt. Als habe es nie eine andere Alternative gegeben. »Das heißt, ich muss dorthin gehen, um es rauszufinden ...«
» Nein «, wisperte der Geist. » Das musst du nicht. Sie waren Degenerierte. Feinde deines Volkes. «
Garlyn sah von einer Antwort ab.
Vielleicht waren sie nach all der Zeit ebenso ausgestorben wie ihre Brüder in diesem Universum. Aber wenn nicht – wenn sie irgendwie überlebt hatten, sich weiter entwickelt! Vielleicht hatten sie Artefakte; Waffen, die Rick und ihm im Kampf gegen Ruuli Kahn helfen konnten!
Doch er sagte dem Geist nichts davon, weil er wusste, dass dieser ihm keine Antwort geben würde, die er hören wollte. Und wenn der Geist seine Gedanken gelesen hatte, dann ließ er sie unkommentiert.
Eine Reise durch den Schattenraum. Die Vorstellung erschreckte ihn. Was konnte es dort anderes geben als Schwärze und Ungeheuer und seine eigenen, verzerrten Schreie?
Skaya , dachte er und brannte den Namen in seine Erinnerung ein. Skaya ...
Als er die Augen wieder öffnete, registrierte er zum ersten Mal, dass der Smaragdschein um ihn herum während der letzten Minuten an Kraft verloren hatte. Nur ein matter Schimmer war davon übrig, so schwach wie erlöschende Kohlen.
»Geist, was ist los?«
» Es ... hat mich viel Kraft gekostet ... mit dir zu sprechen, Meister. Mich zu erinnern. «
»Dann ruh’ dich aus, okay? Du ... du hast mir sehr geholfen!«
» Meister «, raunte der Geist. » Ich sterbe. Sehr bald schon. Ich bin müde. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich entsetzlich müde. «
Der grüne Schimmer wurde schwächer, war fast erloschen. Jenseits davon drohte die absolute Schwärze der Tiefe.
»Nein!«, rief Garlyn. »Nein, nein, nein! Halt durch! Es muss irgendwas geben, womit wir dich wieder auf die Beine kriegen!«
» Meister. « Der Geist war kaum noch zu hören. »Was wird ... aus mir werden, wenn ich ... nicht mehr bin? «
»Ich ...« Etwas schien Garlyn die Kehle zuzudrücken. Ein schrecklicher Druck legte sich auf sein Herz.
» Meister. Ich ... habe solche Angst. «
»Ich weiß«, sagte Garlyn. Tränen verschleierten seine Sicht. »Ich weiß ...«
Er wollte ihm etwas sagen, etwas Tröstendes, aber was? Geschichten von himmlischen Sphären, der Unsterblichkeit der Seele – all das Zeugs, an das er selbst nicht glaubte? Nein, das konnte er nicht. Sein Freund starb. Und er wollte ihn nicht in Furcht gehen lassen.
»Ganz ruhig«, sagte er mit sanfter Stimme. »Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist lebendig, das hast du selbst gesagt. Und alles, was lebt hat eine Seele, oder?«
» So heißt es. «
»Ich weiß nicht, was danach kommt«, sagte Garlyn. »Aber wenn es stimmt, und die Seele lebt weiter ... dann gilt das auch für dich. Ich mein’, du warst mal ’n Raumschiff und ein Planet voller Glibber. Und daraus ist was Neues geworden. Was Cooles. Meinst du, das Universum wird dich einfach so verschwinden lassen?«
Stille folgte, eine lange, lange Zeit, während die Substanz um ihn herum den letzten Rest ihres lebendigen Grüns aushauchte.
Erst, als er gar nicht mehr darauf zu hoffen wagte, hörte, fühlte er die Worte des Geistes: » Ich ... danke ... dir, Garlyn ro-Caytor. «
»Nichts zu danken«, sagte Garlyn. Tränen tropften von seinem Kinn. »Und hey, wer weiß? Vielleicht seh’n wir uns eines Tages wieder. In ’nem
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