Schattenreiter
ich vertreten ihn so lange. Schaut euch ruhig drinnen um, wir haben wieder ein paar tolle Schmuckstücke aus dem Reservat«, forderte uns Pete auf.
Als wir eintraten, erklang ein leises Glöckchen, das uns willkommen hieß. Ira hatte nicht zu viel versprochen. Roys Shop war ein Paradies für jeden Souvenirjäger. Neben den Artikeln, die auch schon im Schaufenster auslagen, entdeckte ich eine Postkartensammlung, noch mehr Kappen, Cowboyhosen, Stiefel, Hüte und eine Reihe von Süßigkeiten, Zigaretten und Zeitschriften.
»Das ist neu«, meinte Ira plötzlich und deutete zu einer Überwachungskamera, die sie an der Decke ausgemacht hatte. In dem Moment kam ein junger Mann aus dem Hinterraum und stellte sich hinter den Ladentisch. Er hatte kurzes dunkles Haar und eine leicht gebräunte Haut. »Die hat sich mein Dad einiges kosten lassen.«
Als er mich entdeckte, streckte er mir die Hand entgegen. »Ich bin Isaac Wright, Roys Sohn.«
»Jorani Wittlach.«
»Seit wann ist Roy so ein Sicherheitsfanatiker?«, wollte Ira wissen.
»Seit ihn ein paar Jungs aus der Gegend ausgeraubt haben.«
»Was?« Ihr klappte die Kinnlade herunter.
»Einer von denen hat ihn abgelenkt, die anderen haben die Tabakkisten leer geräumt. Dad hat’s viel zu spät gemerkt.«
»Mist. Tut mir leid für euch.«
Isaac zuckte mit den Schultern. »Kann man nichts machen. Aber das nächste Mal haben wir dann Beweise.« Er zeigte mit den Daumen auf die Kamera.
»Kann ich euch helfen? Sucht ihr was Bestimmtes?«
Ich entdeckte auf der linken Seite der Kasse einen Glaskasten mit Rins Schnitzereien. »Ach, hier sind diese Sh … ir … Shr …«
»Shi-ru’u«, half mir Isaac und trat neben mich. Er drehte den Kasten, um mir die verschiedenen Medaillons zu zeigen.
»Das ist ein alter Glaube aus der Zeit unserer Vorfahren. Man dachte, dass die Geister über das Schicksal der Menschen entscheiden. Entsprechend machte jeder kenntlich, was er sich am meisten wünschte.«
Zum ersten Mal bemerkte ich, dass der Federschmuck jedes Medaillons eine andere Farbe besaß.
»Rote Federn sollen Ruhm bringen. Gelbe Reichtum.«
»Ich hab grüne.«
»Lass mal sehen.« Er nahm die Legende aus dem Kasten und suchte nach der entsprechenden Farbe.
»Schutz. Es handelt sich um den Shi-ru’u des Schutzes. Der Träger soll vor Gefahren gewarnt werden. Böse Geister dürfen ihm nicht zu nahe kommen.«
»Kling doch gut«, sagte ich und strich die grünen Federn meines Anhängers glatt. Zwar glaubte ich nicht an solche Dinge, aber irgendwie war es doch beruhigend, einen kleinen Aufpasser bei sich zu haben.
»Derjenige, der dir den Shi-ru’u geschenkt hat, ist offenbar um deine Sicherheit besorgt.«
»Ihr glaubt doch nicht wirklich an diesen Quatsch«, mischte sich Ira ein.
»Man weiß nie, welche Kräfte zwischen Himmel und Erde wirken«, erwiderte Isaac und legte die Legende in den Schaukasten zurück.
Nachdem sich Ira ausführlich den neuen Schmuck aus dem Reservat angesehen hatte, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Heimweg.
»Roy scheint nicht sehr beliebt zu sein«, stellte ich sachlich fest, nachdem ich mich angeschnallt hatte.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Na ja, erst wird sein Geschäft überfallen und dann sein Hund getötet.«
»Er hat zwar eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Jeder hat ihn gern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Feinde hat.«
»Irgendwer hat es aber offenbar auf ihn abgesehen. Oder glaubst du an Zufall?«
Sie seufzte. »Ich kann mir schon denken, wer dahintersteckt.«
»Ach ja?« Nun war ich wirklich neugierig. Zuvor hatte sie doch nicht den geringsten Verdacht äußern wollen. »Sid.«
»Und wer ist das?«
»Ein Typ, der Ärger magisch anzieht und immer Dreck am Stecken hat. Ich glaube nicht, dass er sich auf Roy eingeschossen hat. Er macht jedem Ärger, der ihm über den Weg läuft.«
»Scheint ein echter Psychopath zu sein.«
»Na ja, vor allem ist er mein Ex.«
Nun war ich tatsächlich entsetzt. Wenn dieser Sid so ein Mistkerl war, warum hatte Ira sich dann auf ihn eingelassen? Aber war es nicht immer so? Die schönsten Mädchen suchten sich immer die miesesten Kerle aus.
»Das ist lange her«, erklärte sie hastig. »Damals war er anders.«
»Und was hat ihn verändert?«
»Keine Ahnung. Als ich noch mit ihm zusammen war, sagte er immer, dass das Leben in South Dakota todlangweilig wäre und man endlich mal für Action sorgen müsste.«
»Das hat er dann wahr gemacht.«
»Scheint
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