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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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dass ich auf gutem Fuß mit ihm stehe.«
    »Niemand steht auf gutem Fuß mit Sid.« Das hatte ich am eigenen Leib zu spüren bekommen.
    Der Häuptling erhob sich zu seiner majestätischen Größe und schritt gelassen zur Tür.
    »Was hast du vor?«, fragten Rin und Hevova wie aus einem Mund.
    »Niemand bedroht meinen Sohn.« Seine Augen blitzten.
    Die Tür flog mit einem Knall hinter ihm zu, dass die Wände der kleinen Hütte wackelten.
    »Armer Sid«, sagte Hevova gespielt betroffen.
    Wir gingen ans Fenster und versuchten, an den Farbklecksen vorbei nach draußen zu spähen, um das Schauspiel zu beobachten.
    »Du bist doch gar nicht Rin«, stammelte Sid und blickte erschrocken zu dem Hünen auf, der sich vor ihm und seinen Freunden aufgebaut hatte. Drohend schwang er den Stab über seinem Kopf und stieß einen tiefen Pfeifton aus.
    »Was soll denn das werden, Alter? Sind wir hier auf einem Pfeifkonzert, oder was?« Dem Stachelkopf verging das Lachen sehr schnell, als ein Rudel Wildhunde sie umstellte. Sie blieben zwar auf Abstand, doch es war klar, dass ein Wort des Häuptlings genügte, um sie auf Sids Bande loszulassen.
    »Wagt euch nie wieder hierher!«, brüllte Rins Vater. Seine Stimme war so laut und angsteinflößend, dass den Jungen sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Sonst bekommt ihr es mit mir und meinen Freunden zu tun.« Die Hand des Häuptlings deutete zu den Tieren, die sich im Schutz der Bäume und Büsche zurückhielten und nur auf sein Zeichen warteten. »Das ist ein Versprechen.«
    Sid antwortete irgendetwas, das zu leise war, um es zu verstehen. Er wirkte ziemlich eingeschüchtert.
    »Und, kannst du was erkennen?«, fragte Rin, der hinter mir auf den Zehenspitzen stand, um durch den oberen Teil des Fensters, der noch nicht beschmiert war, blicken zu können.
    »Dein Dad ist wirklich cool.«
    »Ja, er hat ein gewisses Durchsetzungsvermögen, das ist wahr.« Ein feuchter Kuss verwöhnte meinen Nacken.
    Wir sahen, wie Sid einige Schritte zurücktaumelte und Stachelkopf und das Riesenbaby ihm folgten.
    »Aber bevor ihr geht«, sofort hielten die Jungen ehrfürchtig inne, »werdet ihr den Schaden, den ihr angerichtet habt, wieder beheben. Ich will saubere Fensterscheiben sehen. Verstanden?«
    »Ja, Sir, alles, was Sie wollen, Sir«, rief Sid, endlich laut genug, dass ich ihn verstand.
    »Worauf wartet ihr? Holt Wasser und Putzmittel.«
    Sid ließ sich das nicht zweimal sagen. Er rannte los und seine Anhängerschaft hinter ihm her.
    »Ich weiß gar nicht, woher die wissen, dass du hier wohnst?«
    »Wahrscheinlich haben sie Sids Vater gefragt. Als Sheriff weiß er ja über alles in der Gegend Bescheid.«
    Rin ließ mich los und öffnete seinem Vater die Tür. » Erledigt«, sagte der und wischte sich die Hände an seinem Fell ab, als wären sie schmutzig. »Die machen euch keine Schwierigkeiten mehr. Und falls doch, zögert nicht, mich zu rufen.«
    »Danke, Vater. Das werden wir.«
    Zu meiner Überraschung tauchten Sid und seine Freunde kurze Zeit danach noch einmal auf, um tatsächlich die Fenster zu putzen. Der Häuptling begutachtete ihre Arbeit mit kritischer Miene und entließ sie erst, nachdem er vollends mit dem Ergebnis zufrieden war. Kurz darauf machten er und Hevova sich auf den Heimweg. Rin und ich brachen in Richtung Calmwood auf, denn ich wollte meine Tante nicht noch länger warten lassen.
    »Kommst du heute Abend zu mir? Es ist unsere letzte Nacht«, wollte ich wissen, als wir vor dem Gartentor stehen blieben.
    Ein zärtlicher Kuss war seine Antwort. Ich seufzte glücklich und verschwand im Café. Meine Tante war heilfroh, mich zu sehen, und nahm mich fest in die Arme. Hevova hatte ihr gesagt, dass ich bei Rin übernachtete, dennoch hatte sie sich Sorgen um mich gemacht. Ich versicherte ihr, dass es mir gutging, und konnte sie überzeugen, mich nicht ins Krankenhaus zu fahren, um mich sicherheitshalber durchchecken zu lassen.
    »Ach, Jorani, jetzt ist dein Urlaub wie im Fluge vergangen, und wir haben uns nicht einen Tag füreinanderZeit genommen. Das tut mir sehr leid«, sagte sie plötzlich. »Lass uns doch wenigstens heute gemeinsam den Nachmittag verbringen.«
    Ich fand die Idee großartig. Wir stiegen in ihren Käfer und fuhren nach Rapid City, um uns den Dinosaurierpark anzusehen.
    »Ich hoffe, es hat dir bei uns ein bisschen gefallen«, sagte sie und steuerte ihre klapprige Kiste über die Landstraße.
    »Ein bisschen ist gut. Ich würde am liebsten hierbleiben«, gab ich zu.

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