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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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Es war erstaunlich, wie schnell ich mich an den Western Flair, an die Leute, vor allem an Rin gewöhnt hatte.
    Abigail lachte. »Dieser Junge hat es dir wirklich angetan.«
    »Ja, das kann man so sagen.« Meine Wangen glühten schon, wenn ich nur an ihn dachte.
    »Du kannst uns jederzeit besuchen«, versicherte mir Abigail.
    Von unserem Parkplatz aus konnte ich bereits die ersten Saurierskulpturen ausmachen, die auf einem Hügel standen. Abigail ging voran, und ich folgte ihr zum Tyrannosaurus Rex, Brontosaurus und die anderen üblichen Verdächtigen. Insgesamt waren es sieben Skulpturen, die nicht sonderlich authentisch aussahen.
    Anschließend setzten wir uns in ein Diner und bestellten Rippchen mit Barbecue Sauce. Alles in allem war es ein wunderschöner Ausflug und ein krönender Abschluss für die aufregendsten Ferien meines Lebens.
    Als wir am späten Nachmittag ins Desert Spring zurückkehrten, wurde mir schnell klar, dass die Fahrt nach Rapid City nicht ganz so spontan gewesen war,wie es zuvor den Anschein gehabt hatte. Roger und Gladice hatten die Zeit genutzt, um das Café umzudekorieren.
    Ein riesiges Transparent hing über der Theke. »Komm bald wieder, Jorani« stand darauf. Die Tische waren zu einer riesigen Tafel zusammengestellt, auf der eine große Marzipantorte thronte, die zum Anbeißen aussah. Meine Freunde kamen aus allen möglichen und unmöglichen Verstecken hervorgesprungen und hielten Gläser in den Händen, die sie zum Toast erhoben. »Auf Jorani!«
    »Was ist denn hier los?«
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte mich Abigail und schob mich mit leichtem Druck in den Raum.
    Geschenke stapelten sich auf einem kleinen Tisch in der Ecke. Oh, wie ich es hasste, im Mittelpunkt zu stehen. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ira drückte mich herzlich an ihre Brust. »Ich werde dich vermissen, Süße. Komm uns bald wieder besuchen, ja?«
    »Habe ich fest vor.«
    »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen«, sagte Jack und nahm mich in den Arm.
    Schon stand Linda vor mir. »Ist albern, ich weiß«, schluchzte sie und wischte sich über die Augen. »Aber ich muss bei Abschieden immer heulen.«
    »Ich auch«, gab ich zu und zog die Nase hoch. Wir mussten beide lachen.
    »Also mach’s gut, Jorani. Pass auf dich auf.«
    »Mach ich. Und du pass auch auf dich auf, okay?«
    »Klar.«
    »Grüß mir die Berliner«, sagte Pway und schob sich vor Linda.
    »Die werden sich über deine Grüße bestimmt freuen.«
    »Ja, das glaub ich auch.« Er lachte. »Ernsthaft, Wittlach, ich fand’s schön, dass du bei uns warst.«
    »Und ich fand es echt toll, dich kennengelernt zu haben.« Mein Groll gegen ihn war längst verflogen.
    Pway lächelte gerührt, nahm mich in den Arm und drückte mich sanft an sich. »Das große Geschenk in Rot ist übrigens von mir«, erklärte er. »Ich hoffe, du magst es.«
    »Was ist denn drin?«
    »Mach’s auf, dann weißt du es.«
    »Später«, versprach ich.
    »Alles klar.«
    Zu meiner Überraschung war sogar Isaac gekommen. Er schloss mich herzlich in die Arme, dann drückte er mir etwas in die Hand. Es war ein kleiner kupferfarbener Ring. »Ich will, dass du ihn trägst. Es ist ein Freundschaftsring. Geschmiedet von den Ti’tibrin. Mein Vater hat ihn mir einst geschenkt. Man sagt, er schützt seinen Träger.«
    Ich lächelte gerührt und steckte ihn an.
    »Also ist es ein Shi-ru’u.«
    »Das ist er«, bejahte er leise.
    Ich hatte das Gefühl, er wollte mir noch mehr sagen, aber da schlug Abigail mit einem Löffelstiel gegen ihr Glas und bat alle zu Tisch. Ich bekam einen Ehrenplatz, am Kopf der improvisierten Tafel. Erneut spürte ich ein gewisses Unwohlsein in mir aufsteigen. Ich versuchte, nicht daran zu denken, dass alle nur meinetwegen gekommen waren. Aber das war alles andere als einfach. Schon wurden die Gläser wieder auf mein Wohl gehoben.
    »Wieso ist eigentlich der Stuhl neben mir leer?«, fragte ich Ira, die zu meiner Linken Platz genommen hatte.
    »Da fehlt offenbar noch ein Gast.«
    In dem Moment ging die Tür auf, und Rin trat ein. Meine Tante begrüßte ihn persönlich und führte ihn zu dem für ihn reservierten Platz.
    »Du hier?«, staunte ich. Ich wusste, dass er wie alle Ti’tibrin Menschenansammlungen mied. Und heute war es im Café deutlich voller als sonst.
    »Natürlich, es ist doch dein Abschied.«
    Ich war beeindruckt, dass er das alles für mich auf sich nahm, und beobachtete interessiert, wie er in Gegenwart der anderen nach und nach auftaute und wie

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