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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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einen tieferen Sinn hat. Das Schicksal führte euch zusammen. Wir kennen seine Pläne nicht, gerade deshalb dürfen wir uns nicht darüber hinwegsetzen und etwas verbieten, das augenscheinlich sein soll, wie es ist.«
    Er atmete tief durch und winkte mich zu sich. Ich stand auf und ging mit Knien so weich wie Pudding auf ihn zu.
    »Setz dich, Kind«, bat er. Ich kniete mich vor ihn. Mein Herz raste wie nie zuvor in meinem Leben. Selbst Kronn hatte mir nicht solche Ehrfurcht eingejagt wie dieser Mann.
    »Hevova hat mir auch gesagt, dass du Rin vor einer Gefahr warnen wolltest und welches Risiko du eingegangen bist, um zu ihm zu gelangen. Ist es wahr?«
    Ich nickte lediglich.
    Die düstere Miene des Häuptlings hellte sich auf. Fast sah er freundlich aus.
    »Du bist von Mut beseelt. Und wer Mut beweist, dem zolle ich meinen Respekt. Ich danke dir, dass du Rin schützen wolltest.«
    »Ich hätte niemals zugelassen, dass ihm etwas passiert«, erwiderte ich nervös und viel zu schnell.
    Der Häuptling nickte mir gütig zu. Meine Antwort schien ihm zu gefallen. Aber dann wurde er wieder ernst. Sehr ernst. »Was immer es ist, das euch aneinanderbindet, es wird Leid über euch bringen. Ich weiß, ihr hört das nicht gerne, aber ihr solltet euch darüber trotzdem im Klaren sein. Ich bin nicht nur der Häuptling, sondern auch Rins Vater, und als dieser bin ich um sein Wohlergehen besorgt.«
    »Ich werde Ihren Sohn niemals verletzen«, platzte es aus mir heraus.
    Er lächelte milde. »Du hast ein gutes Herz. Und ich wäre der Letzte, der dem Glück meines Sohnes im Wege stünde. Es ist eine Prüfung, die euch auferlegt wurde. Nun ist es an euch, sie zu bestehen. Vielleicht ist es auch ein Zeichen, dass wir uns besinnen und hinterfragen mögen, ob die Ti’tibrin noch dem rechten Pfad folgen, den sie einst für sich wählten, oder ob sie von ihrem Weg abgekommen sind. Ihr seid andere Menschen als jene, die damals gegen uns kämpften. Die Welt hat sich gewandelt, ihr habt euch gewandelt, und wir sollten das auch tun, alte Fehden vergessen und einen Neuanfang starten. Aber Frieden kann nicht über Nacht entstehen. Viele erinnern sich zu gut an den Krieg. Sie riechen das Blut der Verwundeten, hören ihre Schreie in der Nacht. Es braucht Zeit, die Wunden zu schließen. Doch ein erster Schritt ist nun vielleicht getan. Lasst uns alle weiteren zusammen gehen.«
    »Das will ich gerne tun, Häuptling. Und ich will beweisen, dass ihr mir vertrauen könnt.«
    »So soll es sein«, sagte er und legte mir plötzlich etwasin die Hand. Als ich sie öffnete, lag eine bunte Feder darin. Dank Rin wusste ich, dass jede Farbe eine andere Bedeutung hatte, doch ich wusste nicht, wofür eine bunte Feder stand. Hevova schlug erfreut die Hände zusammen, als sie die Feder sah.
    »Dies ist das Zeichen meiner Anerkennung und Freundschaft«, sagte der Siruwathi und legte seine Hand auf meine Schulter. Ungläubig starrte ich zuerst die Feder und dann ihn an. Er lächelte sanft. »Von heute an bist du eine Jaknura der Ti’tibrin E’neya.« Ich fühlte mich geehrt.
    Hevova trat hinter mich und flocht mir die Feder ins Haar. »Sie dir sehr gut steht.«
    »Was geschieht mit Kronn?«, wollte Rin wissen.
    »Er wird nie wieder einen Fuß in den Wald setzen«, erklärte der Häuptling und kraulte sich sein kantiges Kinn. »So hat es der Rat beschlossen.«
    »Das sind gute Nachrichten.« Rin wirkte erleichtert. Just in dem Moment flog etwas gegen die Fensterscheibe und zerschellte an ihr. Ein grüner Fleck blieb an der Stelle zurück. Ein zweiter folgte nur wenige Zentimeter daneben.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Häuptling sichtlich erzürnt. Doch Rin und ich waren genauso überfragt wie er.
    »Hey, du Indianerbrut! Trau dich raus, oder wir zünden deine Hütte an!«
    »Mein Bruder nicht nur Freunde gefunden hat bei den Menschen.«
    Rin ging zum Fenster und schaute hinaus. In dem Moment flog eine dritte Farbbombe gegen die Scheibe. »Das sind Sid und seine Freunde.«
    »Was? Sid?« Ich konnte es nicht glauben. Wahrscheinlich hatte sich der Sheriff für seinen Sprössling eingesetzt, damit der ungeschoren davonkam, und jetzt hatte der Tunichtgut nichts Besseres zu tun, als da weiterzumachen, wo er aufgehört hatte.
    »Zeig dich, du Feigling!«, brüllte einer der Jungen.
    »Was ist ein Sid?«, fragte der Häuptling mit einer gefährlichen Ruhe in der Stimme.
    »Ein Junge aus Rapid City, der andere gern terrorisiert. Man kann nicht gerade behaupten,

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