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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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aufgefallen sind... War da zufällig auch Quentin Jahn anwesend?«
    Kollegen und Freunde ...
    Inger Lieson musste nicht lange überlegen. »Ja, sicher«, antwortete sie. »Mein Mann und er sind befreundet. Sie spielen Schach zusammen.«
     
     
     

5
     
    »Sie!«
    Winnie Heller fuhr zusammen. »Meinen Sie mich?«
    Der Anführer der Geiselnehmer nickte. »Kommen Sie hier hoch.«
    Sie sah kurz zu Bernd hinüber, der Jennas Kinn inzwischen losgelassen hatte und die kurze Plänkelei zwischen ihr und seinem Komplizen mit dem üblichen Argwohn verfolgte. Dann ging sie langsam auf die Treppe zu.
    Ich kann sein Gesicht sehen, dachte sie, während sie ihren geschundenen Körper die rostigen Stufen hinaufquälte. Er steht einfach da und zeigt uns sein Gesicht! Und das wiederum konnte eigentlich nur bedeuten, dass ihre Kollegen mittlerweile herausgefunden hatten, wer er war, sodass er keine Tarnung mehr nötig hatte.
    Vielleicht waren sie ganz in ihrer Nähe ...
    Vielleicht war das Lösegeld längst bezahlt, die Forderungen erfüllt und der letzte Akt dieses Dramas bereits in vollem Gang. Oder aber es bereitete sich tatsächlich schon in diesem Moment ein Sonderkommando darauf vor, das Gebäude zu stürmen ...
    Aber würde Alpha dort so ruhig stehen, wenn sich die Dinge derart zugespitzt hätten?
    »Kommen Sie«, sagte er, als Winnie Heller schwer atmend am Grubenrand ankam. Dann trat er ein Stück zurück.
    Sie folgte ihm. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume, während ihre Augen mit einer Mischung aus Scheu und Interesse über sein Gesicht glitten.
    Er war genauso dunkel, wie sie sich ihn vorgestellt hatte. Dichtes, dunkelbraunes Haar umrahmte sein eigenwillig-attraktives Gesicht, und sie sah die Augen, die sie bislang nur durch die Schlitze seiner Maske wahrgenommen hatte. Wunderschöne braune Augen mit einem Hauch von Gold darin.
    »Ich habe eine Frage an Sie«, sagte er, als sie vor ihm stand. »Ja?«
    »Haben Sie Ihren Dienstausweis verloren?«
    Winnie Heller zögerte. Aber nur kurz. Dann sagte sie: »Nein.«
    »Sondern?«
    Sollte sie ihm tatsächlich die Wahrheit sagen? Bedeutete das
    nicht zugleich, dass sie jemand anderen sozusagen verpetzte? Jemanden, der dich eiskalt ins Messer laufen lassen wollte ,
    wohlgemerkt , erinnerte sie ihr Verstand. Vergiss das nicht! »Ich hatte ihn versteckt.«
    »Wo?«
    »In einer Mauerritze. Dort, wo der Toiletteneimer stand.« Er nickte. »Also hat ihn jemand genommen.«
    »Das ist die einzige Möglichkeit, oder?«
    »Haben Sie sich mit jemandem gestritten?«
    »Sie meinen mit einem meiner Mitgefangenen?« Winnie Heller musste gegen ihren Willen lachen. »Nein«, sagte sie dann, wobei sie sich alle Mühe gab, schnell wieder ernsthaft zu klingen, »bislang sind wir uns noch nicht gegenseitig an die Kehle gegangen.«
    »Und ...« Er dachte nach wie jemand, der unbedingt alle Möglichkeiten in Betracht ziehen will, und Winnie Heller fragte sich, warum. Was war Alpha so wichtig, dass er keinen Fehler machen wollte? Worum ging es hier? Und wieso, um alles in der Welt, sah dieser Mann so unendlich traurig aus? »Kannten Sie einen von den anderen, bevor ... Ich meine vor dieser Sache?«
    »Nein.«
    Er nickte wieder und warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Ein schlichtes Modell mit einem silbernen Band, wie Winnie Heller beiläufig registrierte. Nichts Teures. Nichts Auffälliges.
    In ihrem Rücken kam Bernd die rostigen Stufen hinauf. Er blieb kurz stehen, doch Alpha würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen hörte Winnie Heller gleich darauf, wie Bernds Schritte sich von ihnen entfernten.
    »Mögen Sie Ihren Job?«
    Die Frage erwischte sie kalt. »Ja«, antwortete sie nach einem kurzen Moment der Verblüffung.
    »Warum?«
    »Was meinen Sie damit, warum?«
    Der Mann, den sie Alpha nannte, antwortete mit einer Gegenfrage: »Sie halten sich ziemlich zurück, was?«
    »Wie kommen Sie denn auf so eine Idee?« Winnie Heller versuchte, aus der Not eine Tugend zu machen, und lachte wieder. »Auf bestimmten Gebieten kann ich ziemlich maßlos sein, falls es Sie interessieren sollte.«
    »Ich rede von Gefühlen.«
    »Ich liebe meinen Job, okay?«
    Sie hatte ohne Pathos gesprochen, aber er schien trotzdem zu spüren, dass sie die Wahrheit sagte. Er sah sie an und nickte abermals. Und wieder dachte Winnie Heller, dass er traurig aussah. Traurig und irgendwie auch resigniert.
    »Wollen Sie sich und die anderen heil hier rausbringen?« »Ja, natürlich.«
    »Gut«, sagte er. »Dann müssen

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